Liebe Bauern und Winzer,
liebe Landfrauen und Landjugendliche,
das diesjährige Erntedankfest ist Anlass, auf das vielerorts schwierige Jahr 2024 zurückzublicken und neben den blanken Zahlen auch die ganz persönlichen Mühen und Entbehrungen, aber auch die Erfolge und Leistungen Einzelner und der Gemeinschaft in den Blick zu nehmen. Das vergangene Jahr war in unserem Verbandsgebiet ein Jahr der Herausforderungen. Wir hatten mit Wetterbedingungen zu kämpfen, die mehr als nur schwierig waren und unsere Geduld auf die Probe stellten. Ein überaus nasses Jahr mit späten Frösten hat uns allen das Leben schwer gemacht. Insbesondere im Obst- und Weinbau mussten Betriebe teilweise katastrophale Schäden verzeichnen, sodass die Erträge in diesen Bereichen deutlich unter den Erwartungen blieben.
Auch die Getreideernte hat ernüchternde Ergebnisse geliefert. Die Getreidelager konnten zwar gefüllt werden, womit die Versorgungssicherheit für die kommenden Monate sichergestellt ist, doch die Ertragsmenge und die Qualität blieben weitgehend hinter den Erwartungen zurück. Wie wichtig unsere Region für die Versorgung der Bevölkerung ist, hat sich dabei erneut gezeigt. Die Märkte vermissen in diesem Jahr viele frische, schmackhafte Produkte aus unserer Region, die dem Wetter zum Opfer gefallen sind. Dass neben diesen klimatischen Faktoren, die wir einfach hinnehmen müssen, auch vermeidbare Bedrohungen, wie z. B. die durch Saatkrähen, politisch bislang weitgehend bagatellisiert werden, führt uns vor Augen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.
Neben den klimatischen Schwierigkeiten machten uns auch Bürokratie und Auflagen zu schaffen, die uns gerade in diesen Zeiten bei unserer Arbeit behindern und zu viel von unserer Aufmerksamkeit fordern, die auf den Feldern, im Obstbau und in den Weinlagen dringend benötigt wird. Wir werden diese hindernden Faktoren weiterhin mit vollem Einsatz bekämpfen, damit Erträge und Qualität wieder zuverlässig steigen können.
Mehr denn je fordern die Menschen in Deutschland regionale Produkte. Die Tatsache, dass der Apfel aus Neuseeland oder die Avocado aus Chile weder klimaschonend noch gesünder als heimische Produkte sind, findet endlich in der breiten Masse der Gesellschaft Anerkennung. Wenn die Leitplanken für die Zukunft richtig gesetzt werden, können die Landwirtschaft und der traditionsreiche Weinbau in Rheinland-Pfalz wieder florieren.
Mit großem Engagement und Fachwissen haben sich Landwirte sowie Obstbauern und Winzer in diesem Jahr den Herausforderungen und insbesondere den Wetterkapriolen gestellt. Sie haben innovative Methoden angewandt und sich unermüdlich um eine erfolgreiche Ernte bemüht. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Ernteergebnisse in vielen Bereichen noch moderat ausgefallen sind und es einige wenige Lichtblicke gab. Das über Generationen weitergetragene Wissen, das handwerkliche Können und die Verbundenheit unserer Bauern und Winzer mit der Natur lieferten einmal mehr die stabile Basis hierfür.
Dieses Jahr hat uns erneut gezeigt, wie falsch verstandener Tierschutz sowie pauschale Dünge- und Pflanzenschutzverbote die Landwirtschaft belasten. Wir haben jedoch auch wieder einmal gesehen, wie wichtig eine nachhaltige und umweltbewusste Landwirtschaft ist. Unsere Landwirte und Winzer haben ihren Einsatz für ökologische Anbaumethoden erneut verstärkt, um die Böden zu schonen, die Biodiversität zu fördern und langfristig eine gesunde Umwelt für zukünftige Generationen zu sichern. Mit diesen Maßnahmen stärken sie nicht nur unsere Region, sondern tragen auch ihren Teil zu den weltweiten Umweltschutzbemühungen bei, ein Beitrag, der im industriellen Bereich sehr oft weniger lautstark und mit weniger Nachdruck eingefordert wird als in der Landwirtschaft, umso mehr, wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu schaffen.
Das Erntedankfest ist natürlich sehr viel mehr als nur ein Anlass zur Rückschau. Es ist ein Moment des Nachdenkens und des Danks. Dank an die Natur, die uns ihre Gaben schenkt, und Dank an die Menschen, die durch ihre harte Arbeit und ihr Engagement dazu beitragen, dass wir diese Gaben erhalten. Lassen Sie uns auch daran denken und unsere Anstrengungen auf den Feldern und in der politischen Auseinandersetzung weiterhin mit Kraft führen, damit auch kommende Generationen in den Genuss einer reichen Ernte kommen. Lassen Sie uns in dieser festlichen Zeit die Freude und den Stolz teilen, die mit der Ernte verbunden sind, und uns gegenseitig in Dankbarkeit und im Zusammenhalt bestärken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes Erntedankfest 2024.
Marco Weber
Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau