Langanhaltender Regen erschwerte die Entwicklung der Kulturpflanzen

Miehlen. Die Bäuerinnen und Bauern haben eine aufreibende und schwierige Vegetationsperiode hinter sich. Der immer wieder einsetzende langanhaltende Regen hat sowohl die Pflanzengesundheit bedroht als auch die Pflege und Ernte verschiedener Kulturen deutlich erschwert.

Im Rahmen der jährlichen Erntepressekonferenz erläuterte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Marco Weber, bei der Raiffeisenwarenzentrale (RWZ) in Miehlen vor Vertretern aus Politik, Handel und Landwirtschaft die Erntesituation im nördlichen Rheinland-Pfalz. Schon der Beginn der Getreideernte habe sich je nach Region um ein bis zwei Wochen verschoben, weil bereits der Herbst zu nass gewesen sei, betonte Weber. Dadurch habe sich die Aussaat vielerorts verspätet.

Insgesamt seien, so Weber, schwache Getreideerträge mit überwiegend schlechter Qualität zu erwarten. Am Wetter könne die Politik nichts ändern. Er sei aber enttäuscht, dass die politischen Entscheidungsträger die wesentlichen Forderungen des Berufsstandes nicht aufgreifen würden. Seit den Demonstrationen im letzten Winter seien weder die bürokratischen Auflagen reduziert, noch die Einbußen durch den Wegfall der Agrardieselrückvergütung ausgeglichen worden. Die geplante Gewinnglättung durch die Bundesregierung würde die Betriebe um nur etwa 50 Millionen Euro entlasten, während der Landwirtschaft mit dem Wegfall der Agrardieselrückerstattung 440 Millionen Euro an Belastung zugemutet werde. Das sei kein Deal, sondern eine Zumutung. Der Berufsstand werde weiter die Politik in die Verantwortung nehmen und Druck auf die Faktoren ausüben, die die Politik beeinflussen könne. Der Berufsstand werde weiter um einen effektiven Bürokratieabbau, für den Erhalt der Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung und für Perspektiven für die jungen Hofnachfolger kämpfen. „Mit schlechtem Wetter kommen die Bäuerinnen und Bauern klar, nicht aber mit unwirtschaftlichen und hoch bürokratischen Rahmenbedingungen“, so der BWV-Präsident.

Der Vorsitzende des BWV-Fachausschusses für Pflanzliche Erzeugung, Erneuerbare Energien und Nawaro, Harald Schneider, kritisierte in seiner Ansprache die Getreideimporte aus Osteuropa, die die hiesigen Getreidepreisstrukturen zerstören. Gerade in diesem Jahr, in dem die Witterung keine gute Getreideernte zulasse, benötigten die Betriebe wenigstens gute Preise. Bei dem aktuellen Importdruck sei das aber nicht möglich. Landwirte in sogenannten „roten Gebieten“ seien nicht in der Lage Brotweizen zu produzieren. Unter diese Gebiete fallen Regionen, in denen an Grundwassermessstellen höhere Nitratwerte gemessen werden. In der Folge sind die ansässigen Bauern dann zu einer enormen Reduktion bei der Düngung gezwungen. Es müsse deutlich schneller zu verursachergerechteren Ausweisungen der roten Gebiete und zur Auflagenbefreiung von Betrieben mit exakter bedarfsgerechter Düngung kommen. Weiterhin forderte Schneider die Politik auf, endlich die umweltfreundlichen Biogasbetriebe wieder deutlich besser zu fördern und ihnen eine wirtschaftliche Zukunft zu eröffnen. Auch dürften die landwirtschaftlichen Flächen nicht weiter mit PV-Anlagen überbaut werden. Deutschland mache sich sonst immer mehr von importierten Nahrungsmitteln abhängig. Die Selbsterklärung zum Sortenschutz sei ein weiteres Bürokratiemonster. Schneider forderte die Politik zu einem schnellen Umdenken in der Agrarpolitik auf.

Die Erntesituation im Einzelnen, durchwachsene Getreideernte

Die Wintergerste hat insgesamt durchschnittliche Ernteergebnisse erzielt. Gegenüber den guten Erträgen des Vorjahres werden dennoch geringere Erträge um 10 bis maximal 15 Prozent erwartet. Die Ähren entwickelten sich teilweise kümmerlich. Dort, wo Behandlungen gegen Halm- und Ährenkrankheiten sowie Blattkrankheiten durchgeführt wurden, konnten auch höhere Erträge eingefahren werden. Aktuell sind Preise um 140 bis 150 Euro die Tonne zu niedrig. Gute Ergebnisse lagen insgesamt bei der Winterbraugerste vor. Die Qualitäten inklusive Eiweißgehalte sind tolerabel. Preise von knapp 200 Euro pro Tonne sind aber für die Braugerste ebenfalls recht niedrig. Insgesamt wird die Wintergerste auf mittlerweile ca. 45.000 ha angebaut. Dies entsprecht über 10 Prozent der Ackerfläche in Rheinland-Pfalz.

Bei der früh gesäten Sommerbraugerste wurden bereits gute Mengen und Qualitäten geerntet. Die spät gesäte Gerste litt jedoch unter Staunässe, wodurch die Jungpflanzen kaum bestockten. Folglich sind geringere Erträge zu erwarten, obwohl eine gewisse Kompensation durch die Ährenbildung möglich ist. Die aktuellen Preise für Sommerbraugerste von etwa 240 Euro pro Tonne lassen allerdings noch Spielraum nach oben.

Mit knapp 100.000 Hektar ist der im Herbst ausgesäte Weizen immer noch die Ackerfrucht Nummer eins. Je nach Region sind Ernteerträge von 6 bis 10 Tonnen pro Hektar zu erwarten. Die offizielle Ernteschätzung liegt bei 7,5 Tonnen und ist relativ niedrig. Dies liegt vor allem an den örtlichen Starkregenereignissen, die die Bestände teilweise ins Lager gezwungen haben. Der Einsatz von Halmverkürzern war in dieser Situation vorteilhaft. Die so behandelten Kulturen waren stabiler und hatten am Ende einen deutlichen Qualitätsvorteil. In manchen Regionen ist hingegen der Weizen nur noch als Futter nutzbar. Der andauernde Regen hat vielerorts die Backeigenschaften verschlechtert, sodass dieser kaum mehr von den Mühlen nachgefragt wird. Die Preise für Backweizen bewegen sich um 180 Euro die Tonne. Die stark schwankenden Preise sind Folge verschiedener Meldungen aus Osteuropa, die der Spekulation Tür und Tor öffnen.

Raps zeigt sich insgesamt erfreulich

Überraschend positiv hat sich der Raps überall dort entwickelt, wo ihm der Schneefall im April nicht geschadet hat. Zwar wachsen die Erträge nicht „in den Himmel“, Erträge bis zu 4 Tonnen pro Hektar werden aber durchaus erzielt. In den Mittelgebirgslagen können noch über 3 Tonnen pro Hektar geerntet werden. Auch die Ölgehalte über 42 Prozent sind überraschend zufriedenstellend. Die Preise schwanken und bewegen sich aktuell um die 430 Euro pro Tonne.

Viel Futter, durchwachsene Qualitäten

Erfreulich ist die Entwicklung im Futterbereich. Der Mais entwickelt sich im Augenblick weitgehend gut. Regen und warme Temperaturen kommen ihm entgegen. Zwar gilt es noch die kommenden Wochen abzuwarten, aber auch mögliche Trockenphasen werden dem Mais wohl keine Probleme mehr bereiten.

Wenn der erste Grassilageschnitt im April durchgeführt wurde, sind Menge und Qualität insgesamt erfreulich. Ein zweiter Schnitt war wegen des anhaltenden Regens sehr schwierig. Insgesamt mussten die Betriebe „auf Zack sein“ um ein paar trockene Tage für den Heuschnitt nutzen zu können. Verglichen mit den Dürreperioden vergangener Jahre können die viehhaltenden Betriebe aber sowohl von Menge als auch Qualität ihres Futters zufrieden sein.

Sonderkulturen haben unter Extremwetter zu leiden

Ein großes Sorgenkind ist der Weinbau. Für die Winzer war 2024 ein hartes Jahr. Nach einem frühen Austrieb der Reben kam es bereits Ende April zu massiven Frostschäden in den Seitentälern und Höhenlagen an Mosel und Mittelrhein. Viele Weinbaubetriebe haben Schäden bis zu 100 Prozent erlitten. Für weitere Verluste sorgten Hagel, Starkregen und nasskaltes Wetter zur Blüte. Große Probleme haben zudem Pilzkrankheiten infolge der anhaltend nassen Witterung bereitet. Die Herausforderungen im Bereich des Pflanzenschutzes waren sehr groß. Um wenigstens die verbliebenen Trauben noch mit guter Qualität einbringen zu können, hoffen die Winzer nun auf überwiegend trockenes Wetter ohne weitere Extremsituationen.

Auch der Obstbau wurde durch den Frost stark gebeutelt. Im nördlichen Rheinland-Pfalz ist in den Apfelkulturen mit einem Ausfall von ca. 25 Prozent zu rechnen. Ohne durchgeführte Frostschutzmaßnahmen sind Erträge bis höchstens 50 Prozent gegenüber einem frostfreien Jahr realistisch. Erfreulich sind hingegen die Preise, die aufgrund der hohen Frostschäden in Ostdeutschland oder Polen zu erwarten sind. Dies lässt die Betriebe am Ende doch noch auf zufriedenstellende Erlöse hoffen.

Die Süßkirschenernte war insgesamt zufriedenstellend. Frostschäden traten hier nahezu nicht auf, weil die Standorte der Kirschbäume häufig in Nebelstandorten liegen, die vor Frost schützen. Die Preise waren insgesamt erfreulich. Dennoch können die Kirschfrucht- und die Kirschessigfliege immer noch nicht optimal bekämpft werden. Dies ist aktuell nur mit Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel möglich. Diese lassen aber keine Perspektiven zu. Es ist an der Zeit, effektive Pflanzenschutzmittel gerade im Kirschenanbau zuzulassen.

Bei den Erdbeeren hatten frühe Sorten aufgrund der Frostschäden einzelbetrieblich bis zu 70 Prozent an Schäden erlitten. Die Preise sind zwar zufriedenstellend, aber dafür müssen schließlich auch Erdbeeren vorhanden sein. Durch immer wieder blühende, sog. remontierende Sorten sind nun aber auch im weiteren Verlauf des Sommers vermehrt deutsche Ware auf den Markt gekommen und zu guten Preisen angeboten worden.

Die Preise bei Sonderkulturen müssen den Kosten gegenübergestellt werden. Der Mindestlohn darf nicht politisch so weit erhöht werden, dass die Betriebe ihre Bewirtschaftung einstellen müssen. Hier wurde eine Fehlentwicklung in Gang gesetzt, die die Politik alleine zu vertreten hat. Es ist endlich an der Zeit, die Tarifautonomie wieder zu respektieren.

Vielfältiges Seminarangebot des BWV

Koblenz. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) beginnt am 18. Oktober 2024 sein Fortbildungsangebot für das zweite Halbjahr 2024 mit einem Seminar über das elektronische Jagdkataster mit Schwerpunkt auf die neue Version 10 der Jagdpachtverwaltung.

Mit dem Seminar über Landwirtschaft und Kommunalpolitik am 06. November wird das Seminarprogramm fortgesetzt. Vier Referenten werden über kommunale Aufgaben informieren. Die Teilnehmer gewinnen Erkenntnisse über die rechtlichen Grundlagen, die Landwirte und Winzer in der Kommune benötigen. Weinrecht ist ein „weites Feld“. Mit dem Seminar „Wie schütze ich meine Weinbezeichnung“ werden am 12. November die Teilnehmer über den Schutz, die Vorgehensweise bei der Markenanmeldung und die Kosten geschult.

Mit dem Seminar für Jagdgenossen „Rechte und Pflichten von Jagdgenossenschaften“ wird am 13. November der BWV über Pachtverträge, Pflege des Jagdkatasters, Haftungsfragen u.v.m. informieren.

Am 15. November wird die BWV-Veranstaltungsreihe mit dem traditionellen „Weingenuss und Literatur“-Abend unter dem Titel „Tod am Laacher See“ fortgeführt. Schauspieler und Schriftsteller Hans Jürgen Sittig liest aus seinen Romanen um den Laacher See. Auch wenn der Titel es nicht erwarten lässt, kommt der Humor nicht zu kurz. Peter Weyh aus Winningen wird erlesene Weine kredenzen.

Die diesjährige Seminarreihe wird am 26. November mit einem Seminar über Raumvermietungen auf Bauern- und Winzerhöfen enden. Zwei Fachfrauen der Landwirtschaftskammer werden u.a. über das Vermieten von Vinothek, Scheune oder betrieblichen Räumlichkeiten für Veranstaltungen, wie zum Beispiel Familienfeiern sprechen. Weitere Leistungen, beispielsweise der Ausschank von eigenen Weinen/Getränken und die Übernahme des Service, werden ebenfalls thematisiert werden.

Der Verband sendet auf Anfrage das Programm für alle Veranstaltungen zu:

Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e. V., Karl-Tesche-Straße 3, 56073 Koblenz, Telefon: 0261/9885-1112, Fax: 0261-9885 1300, E-Mail: meurer@bwv-net.de. Das Seminarprogramm liegt auch an den Kreisgeschäftsstellen des Verbandes aus und ist hier unterhalb der Beiträge einsehbar. Sie können sich dort unter „Termine“ auch informieren und sich anmelden.

Afrikanische Schweinepest – Jede Haltung von Schweinen muss gemeldet werden

Koblenz. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist bei Wildschweinen in Südhessen ausgebrochen und wurde nun auch bei zwei Wildschweinen in räumlicher Nähe auf der rheinland-pfälzischen Seite des Rheins, bei Gimbsheim, diagnostiziert. Jetzt müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um eine weitere Verbreitung der ASP zu verhindern. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) weist darauf hin, dass jede Haltung von Schweinen dem jeweiligen Kreisveterinäramt gemeldet werden muss. Dies gilt unabhängig von der Nutzungsart der Schweine auch für Tierparks, Hobbyhalter sowie für die Halter von Minipigs und Hängebauchschweinen. Freilandhaltungen müssen seitens der Kreisverwaltung genehmigt werden. Die jeweiligen Hinweise der Kreisveterinärbehörden sind zusätzlich zu beachten.

Da neben der Ausbreitung bei Wildschweinen eine Einschleppung der ASP in die Hausschweinehaltungen verhindert werden muss, ist jeder Schweinehalter verpflichtet, Verhinderungsmaßnahmen durchzuführen. Der BWV fordert alle Schweinehalter auf, sich über vorbeugende Maßnahmen zu informieren und erforderliche Biosicherheitsmaßnahmen konsequent umzusetzen.

Der BWV macht außerdem darauf aufmerksam, dass Speise- und Küchenabfälle ein sehr hohes Infektionsrisiko beinhalten können. Die Schweine damit zu füttern ist streng verboten. Das gilt sowohl für den landwirtschaftlichen als auch für den privaten Bereich. Lebensgefahr durch ASP besteht für alle hier gehaltenen oder wilden Schweine. Das Virus der ASP wird sehr vielseitig übertragen oder verschleppt. Neben der Fütterung ist die größte Gefahr die Verschleppung über Materialien, Hände oder Schuhe, die Kontakt mit erregerhaltigem Fleisch, Blut, Sekret oder Kadavern hatten.

BWV RHEMO Steuerberatung GmbH übernimmt Steuerberatung und Buchführung

Koblenz. Seit dem 1. Juli hat die BWV RHEMO Steuerberatung GmbH das operative Geschäft der Landwirtschaftlichen Buchstelle des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV) übernommen. Der Verband reagiert damit auf bevorstehende gesetzliche Änderungen. Zudem wird das Dienstleistungsangebot verbessert und die Beratungsmöglichkeiten für Bauern und Winzer optimiert. Die BWV RHEMO Steuerberatung GMBH besteht schon seit über 40 Jahren und ist eine Tochtergesellschaft des BWV. Die Mandanten werden auch in Zukunft von ihren bekannten Ansprechpartnern in Sachen Steuerberatung und Buchführung an den verschiedenen Standorten im nördlichen Rheinland-Pfalz betreut. Der BWV mit seinen Geschäftsstellen bleibt vor Ort zudem bei allen landwirtschaftlichen oder weinbaulichen sowie in politischen und gesellschaftlichen Fragen erster Ansprechpartner. Die Mitgliedschaft im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau bietet zudem eine Reihe an Vorteilen, beispielsweise im Bereich der Sozialberatung, der politischen Vertretung sowie bei der Unterstützung bei der Erstellung von Verträgen verschiedenster Art. Gerade landwirtschaftsspezifische Beratungsfelder bei betrieblichen und individuellen Förderungen, im Zusammenhang mit der Betriebsübergabe oder arbeitsrechtlichen Fragen, sind ein wesentlicher Teil des großen Bereichs vielfältiger Serviceleistungen, wie zum Beispiel Vergünstigungen beim Autokauf oder beim Versenden von Paketen, unabhängige Versicherungsberatung u.v.m. Einzelheiten über das komplette Vorteilsangebot des BWV sind im Mitgliederbereich der BWV-Homepage aufgeführt.

Junge Mitarbeiter des Trierischen Volksfreundes informierten sich über die Landwirtschaft und den Weinbau

Ralingen/Mesenich. Anlässlich der BWV-Volontärschulung besuchten unter der Leitung der Journalistin Inge Kreuz sieben angehende Redakteure des Trierischen Volksfreundes den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Bisenius in Ralingen-Olk und das Weingut von Frau Birgit Ries in Langsur-Mesenich.

Auf dem über 100 Hektar großen Milchviehbetrieb von Clemens und Marita Bisenius konnten sich die Volontäre über die Milchviehhaltung und deren Anforderungen informieren. Wichtige Themen waren die Zucht von Milchkühen, Einsatz der Wirtschaftsdünger, Nährstoffkreisläufe sowie die Direktvermarktung. Clemens Bisenius machte deutlich, dass die Preisschwankungen für die Milcherzeuger sehr problematisch seien. Beängstigende Tiefpreise bei Milch würden die Sorgen über die betriebliche Zukunft erhöhen, zumal die Investitionskosten in vielen landwirtschaftlichen Betrieben sehr hoch seien. Daher habe er sich zusammen mit seiner Familie mit der Direktvermarktung und Hühnerhaltung weitere Standbeine geschaffen. Dadurch könne er Tiefpreisphasen besser kompensieren und überstehen.

Auch das Weingut „Johannishof“ von Birgit Ries hat neben der Weinproduktion weitere Standbeine aufgebaut. Das Weingut produziert Weine aus sieben verschiedenen Rebsorten. Die Qualitätserzeugung hat dabei oberste Priorität. In ihrem „Betriebszweig Restaurant“ würden, laut Ries, etwa 90 Prozent ihrer Weine vermarktet. Ihre Reben stünden auf den Ausläufern des Pariser Beckens, so dass die Weine eine ganz besondere Note aufwiesen. Dies sei auch der Grund, weshalb die Rebsorte Riesling in ihrem Weingut keine Priorität hätte. Neben dem Restaurant vermietet Ries sehr ansprechende Apartments.

Die Volontäre des Trierischen Volksfreundes erhielten Einblicke in die landwirtschafte und weinbauliche Arbeit. Auch verdeutlichten die beiden Betriebsleiter, wie sehr sie von ihren Produktenmärkten abhängig seien. Diese Abhängigkeiten hätten sie allerdings durch ihre weiteren wirtschaftlichen Standbeine abmildern können.

Clemens (links) und Margit Bisenius zeigten anhand ihres Betriebes, wie vielfältig ihre Arbeit mit ihren Tieren ist und dass der Druck des Marktes ihnen den Weg geebnet hat, ihre Erzeugnisse zu veredeln und teilweise direkt zu vermarkten.

ASP Update: Geänderte Restriktionszone auch in RLP

Der Fund von zwei neuen Wildschweinkadavern in Hessen, die mit der Afrikanischen Schweinpest (ASP) infiziert sind, verändert den Zuschnitt der Restriktionszone und die in Hessen liegende Kernzone. Vom veränderten Zuschnitt ist auch rheinland-pfälzische Landkreis Mainz-Bingen betroffen, auch wenn in Rheinland-Pfalz nach wie vor kein infiziertes Wildschwein gefunden wurde.

Das Suchgebiet rund um den Fundort, die sogenannte Restriktionszone, ändert sich und schiebt sich in Richtung Süden. Das teilte die Kreisverwaltung Mainz-Bingen am Mittwochabend in einem Schreiben mit. Dafür werden die Vorgaben am oberen Ende der bisherigen Zone, im Lennbergwald gelockert: Der Suchbereich endet dort nun etwas näher in Richtung Stadtgebiet Mainz, der Wald bleibt außen vor und darf wieder bejagt werden.

Landkreis Alzey-Worms ebenfalls Restriktionszone

Die beiden letzten Kadaver waren bei Riedstadt-Leeheim und am Kühkopf im hessischen Ried, also südlich der bisherigen Kernzone bei Rüsselsheim gefunden worden. Das bedeutet, dass nun auch der südliche Teil des Landkreises Mainz-Bingen bis in den Nachbarlandkreis Alzey-Worms zur Restriktionszone gehören. In westlicher Richtung geht die neue Restriktionszone jetzt bis nach Friesenheim, Wintersheim und Weinolsheim. Eine Karte und eine Auflistung der Orte innerhalb der Zone gibt es auf der Webseite des Kreises unter www.mainz-bingen.de

Inhaltlich wird sich im Landkreis an den Vorgaben zunächst nichts ändern: Innerhalb der Restriktionszone besteht Jagdverbot, Anleinpflicht für Hunde und vor allem in der Nähe des Rheins, wo es große Populationen gibt, soll die Schutzzone möglichst gemieden werden, um die Wildschweine nicht aufzuhetzen und zu vertreiben. Die Ernte kann weiterhin eingebracht werden, es bestehen hier derzeit keine Einschränkungen.

In RLP bisher nur negativ getestete Wildschweine

In RP finden Suchen nach Kadavern statt, zusätzlich wird versucht zu ermitteln, wo und wie viele Wildschweine sich in den betroffenen Gebieten aufhalten bzw. nach dem Hochwasser ggf. in die Gebiete am Rhein einwandern. Es gibt weiterhin keine offiziellen Verdachtsfälle oder bestätigen ASP-Fälle in Rheinland-Pfalz, alle bisherigen Untersuchungen verliefen negativ. Laut Kreisverwaltung Mainz-Bingen sind mittlerweile 20 Wildschweine geschossen worden, die allesamt negativ getestet wurden. Die Suche ist auch in diesem Landkreis intensiviert worden. Mit Wärmebildkameras und speziell ausgebildeten Kadaversuchhunden wird das Gelände abgesucht – sowohl in den bewaldeten Gebieten, den flussnahen Auen als auch den Getreidefeldern. Anders als in Hessen gelten in Rheinland-Pfalz keine Einschränkungen bei der Ernte. Die Bevölkerung wird um Unterstützung gebeten:

  • Die Schutzzone soll möglichst gemieden werden. Besonders der Bereich am Rhein zwischen Bodenheim In Richtung Süden steht hier im Fokus, da hier größere Wildschweinpopulationen vorhanden sind. Die Ruhe in dem Gebiet ist erforderlich, um die Tiere nicht aufzuschrecken und zu vertreiben. Nur so können die Rotten kontrolliert und möglicherweise infizierte Tiere erkannt werden.
  • Radfahrer, Spaziergänger, Schrebergärtner und Hundehalter werden daher gebeten, sich bestenfalls gar nicht in dem Gebiet aufzuhalten, sich mindestens aber ruhig und langsam zu verhalten sowie auf den Wegen zu bleiben.
  • Auch lautstarke Partys und private Feiern sollten in dem Bereich unterbleiben.
  • Es besteht eine Anleinpflicht, Hunde dürfen also keinesfalls frei rumlaufen.
  • Keine Essensreste in der Gegend herumliegen lassen, sondern alle Reste mitnehmen und in geschlossenen Mülltonnen entsorgen. Sollte etwa der Belag eines Wurstbrotes aus infiziertem Fleisch hergestellt worden sein, ist das für den Menschen kein Problem und völlig ungefährlich. Sollte jedoch ein Wildschwein diese Essensreste verzehren, wird so das Virus weitergetragen und eine Ausbreitung der Seuche befördert.
  • Es besteht Jagdverbot in der Restriktionszone.

In Hessen sind bis heute Morgen insgesamt 91 Wildschweine beprobt worden. Alle 10 positiv getesteten Tiere stammen aus dem Landkreis Groß-Gerau.

Weitergehende Informationen im PDF-Format finden Sie hier: Informationen über die Afrikanische Schweinepest | BWV (bwv-net.de)

Deutscher Bauerntag 2024 in Cottbus – Rukwied fordert deutliche Erhöhung des EU-Agrarbudgets

Cottbus. Die Delegierten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau setzten sich während vieler Gespräche im Laufe des Deutschen Bauerntages im brandenburgischen Cottbus für die Interessen der Landwirte und Winzer in Rheinland-Nassau ein. Unter der Leitung von BWV-Präsident Marco Weber verfolgten die Delegierten unter anderem die Grundsatzrede des Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Dieser brachte während der ersten Mitgliederversammlung nach den Winterdemonstrationen seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Bauern- und Winzerfamilien viel Aufmerksamkeit in der Gesellschaft erzielt hätten: „Weitere gesellschaftliche Organisationen haben sich mit uns solidarisch erklärt und wir haben erreicht, dass über 80 Prozent der deutschen Bevölkerung hinter den Anliegen des bäuerlichen Berufsstandes stehen“. Das habe die Gesprächsbereitschaft seitens der Politik deutlich verbessert. Die Demonstrationen hätten schließlich zu einer Rücknahme der KFZ-Besteuerung landwirtschaftlicher Maschinen und zu einer zeitlichen Staffelung des Agrardieselabbaus geführt.

Auch im Ausland habe man die friedliche Art der Demonstration mit Bewunderung kommentiert. Auch die EU-Kommission reagierte auf die Proteste, die sich von Deutschland in andere EU-Mitgliedsstaaten ausweiteten. Die Entlastungsbeschlüsse, die Brüssel dann im Schnellverfahren umgesetzt hat, könnten sich die deutschen Bauern „auf ihre Fahne schreiben“. Auch die Rücknahme des Verordnungsentwurfs zu nachhaltiger Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR), sei den Aktionen zu verdanken. Die GLÖZ-Varianten seien teilweise erleichtert worden. Für die kommende Legislaturperiode des EU-Parlaments sei eine neue Basis für Verhandlungen geschaffen worden.

Rukwied dankte den demonstrierenden Bäuerinnen und Bauern für ihre Bereitschaft über Wochen den Druck durch die verschiedenen Formen der Demonstrationen aufrecht gehalten zu haben und ihre Fähigkeit den Versuchen Rechtsradikaler, die Demos für sich zu vereinnahmen, entschieden entgegen getreten zu sein. Die deutsche Landwirtschaft stehe stets zum Grundgesetz und zu einem gemeinsamen, starken Europa, das schließlich Garant für den Frieden dieser Teil der Welt sei. Gerade die Landwirtschaft sei eine stabile Säule der Demokratie und das stärke die landwirtschaftlichen Verhandlungsführer bei politischen Auseinandersetzungen.

Leider müsse man feststellen, dass die anfängliche Offenheit für die Anliegen der Landwirte in der Bundesregierung sehr schnell wieder dem täglichen Geschäft gewichen sei. Teile der Politik, so Rukwied, hätten die Botschaft der Bäuerinnen und Bauern doch nicht verstanden: „Das Düngegesetz, das Tierschutzgesetz und ein neues Pflanzenschutzgesetz wurden auf den Weg gebracht. Hören die deutschen Politiker eigentlich nicht zu? Die jetzt geplante Einführung einer Gewinnglättung sowie zusätzliche Ökoregelungen für Grünlandbetriebe sind deutlich zu wenig. Damit sind wir nicht zufrieden!“, betonte Rukwied. Die Aussage, die Koalition habe „das größte Agrarentlastungspaket der letzten Jahrzehnte geschnürt“, empfinde er als Hohn. Rukwied betonte, dass lediglich von einem Päckchen gesprochen werden könne. Es sei „Lichtjahre“ von dem entfernt, was für die Landwirtschaft notwendig sei. Die Agrarpolitik benötige eine Neuausrichtung. Er habe den Verdacht, dass die Regierung von der Tragweite ihrer Entscheidungen nichts verstehe. Deutschland benötige endlich eine Politik für die junge Generation. Das Tierschutzgesetz mit seinen geplanten Regelungen zur Ringelschwanzkürzung, Sedierung bei der Enthornung oder das Kupieren der Schafsschwänze seien in keiner Weise zielführend. All diese Regelungen gingen weit über das EU-Recht hinaus. In Deutschland gäbe es nur noch 15.000 Schweinehalter. Trotz dieser katastrophalen Entwicklung lege die Regierung einen Entwurf vor, der auch die letzten Schweinehalter in die Knie zwinge: „Das lassen wir nicht zu! Wir kümmern uns um unsere Tiere und um ihr Wohl. Jedes dritte Schwein in Deutschland lebt bereits in einem Tierwohlstall“, machte der DBV-Präsident deutlich. Er schlug eine Erhöhung der Steuern auf Lebensmittel um zwei bis drei Prozent, um die Bereitstellung der finanziellen Mittel, die für die Förderung des Tierwohls notwendig seien. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent sei hingegen nicht sinnvoll, da die Lebensmittel für viele Verbraucher sonst zu teuer würden. Bisher habe die Bundesregierung aber kaum Vorschläge des bäuerlichen Berufsstandes umgesetzt. Erleichterungen beim Bau- und Umweltrecht seien immer noch nicht vollzogen. Dabei benötigten die Tierhalter dringend Perspektiven. Nur eine „starke Tierhaltung“ könne die Zukunftsfähigkeit der Tierhalter garantieren.

Die deutschen Bäuerinnen und Bauern seien in vielen Bereichen der Landwirtschaft Weltspitze. Als Beispiel nannte Rukwied die Düngung. Die landwirtschaftlichen Unternehmer würden den Nährstoffbedarf ihrer Pflanzen ermitteln, die Gehalte in den Böden analysieren und die Düngemittel möglichst exakt ausbringen. Eine Überdüngung werde weitgehend verhindert: „Wir brauchen keine Stoffstrombilanzierung. Das ist lediglich ein Bürokratiemonster und für die Ermittlung der Düngemengen absolut unnötig“. Weiter ging Rukwied auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ein. Die Landwirtschaft selbst habe größtes Interesse an der Reduktion des Mitteleinsatzes. Hier seien schon deutliche Erfolge erzielt worden, aber in warmen, feuchten Jahren sei eine Reduktion nun einmal nicht möglich, da sonst die notwendige Qualität der Kulturen nicht erzielt werden könne. Die Landwirtschaft benötige auch eine vielfältige Anzahl an Pflanzenschutzmitteln, um ein effektives Resistenzmanagement führen zu können. Ergänzend müssten im Bereich der Züchtung praktikable Techniken erlaubt sein. CRISPR/Cas sei eine von mehreren Technologien, die es einzusetzen gelte. Unsinnige Überlegungen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln in der Politik seien nicht notwendig und völlig überflüssig.

„Junge Menschen möchten die Zukunft gestalten, aber 40.000 Hektar aus der landwirtschaftlichen Produktion zu nehmen, um diese wieder in Moore zu verwandeln, versetzt diesen Menschen einen Schlag. Moorregionen sind schließlich auch Lebensraum für die Menschen. Selbst der Flughafen bei München wurde in einem Moor errichtet. Die Verabschiedung des EU-Renaturierungsgesetzes (NRL) ist ein Skandal. In den 70er Jahren waren sowohl die Luft- als auch die Wasserqualität deutlich schlechter als heute und trotzdem möchte man nun weite Teile des Landes der Landwirtschaft entziehen“. Rukwied forderte die Politik auf, das Renaturierungsgesetz neu zu diskutieren, damit auch die Moorregionen Perspektiven für die Zukunft hätten.

Nutztierschutz vor Wolfsschutz

Der DBV-Präsident betonte, dass jeder Landwirt eine emotionale Beziehung zu seinen Tieren habe. Auch deshalb gehe Nutztierschutz vor Wolfsschutz! Daran ließ er keinen Zweifel. Weiterhin forderte Rukwied die Politik auf, die Betriebe bei der Umsatzsteuerpauschalierung gerechter zu behandeln und endlich die Berechnungen auf eine realistische Grundlage zu stellen. Eine Gewinnglättung, wie sie jetzt kommen soll, genüge nicht. Auch eine Risikoausgleichsrücklage müsse den Betrieben künftig zur Verfügung stehen. Völliges Unverständnis zeigte Rukwied über den Vorstoß des Bundeskanzlers, den Mindestlohn auf 15 Euro zu erhöhen. Dies sei verantwortungslos, besonders gegenüber den Sonderkulturbetrieben. Dies wäre das Aus für viele Obst- und Gemüsebetriebe. Der Kanzler müsse sich aus dieser Debatte raushalten. Hier gelte immer noch die Tarifautonomie. Es sei ein unsäglicher Zustand, dass sich die Politik in die Tarifautonomie einmische.

Der bäuerliche Berufsstand werde weiterhin in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) arbeiten. Die soziale Gerechtigkeit, das Tierwohl sowie der Arten- und Umweltschutz seien u.a. wichtige Leitlinien bei der Ausgestaltung der Agrarpolitik. Die Wirtschaftlichkeit der Betriebe müsse dabei eine zentrale Rolle spielen. Folglich müsse die Integration dieser Themen in die Agrarpolitik auch mit einer praktisch sinnvollen Umsetzung einhergehen. Deshalb forderte Rukwied die Europäische Union auf, das EU-Agrarbudget zu erhöhen. Schließlich sei die Landwirtschaft Teil der Lösung beim Klimaschutz durch Reduzierung des Kohlenstoffdioxid, der Erzeugung erneuerbaren Energien und Biokraftstoffe, die in Zukunft steuerfrei sein müssten. Gesellschaftliche Leistungen müssten gesellschaftlich finanziert werden. Wenn diese Leistungen zu nehmen, müsste auch das Budgets erhöht werden. Eine Teller- und Tankdiskussion, wie sie von einigen politischen Parteien und den NGOs geführt würde, sei rational nicht begründbar. Schließlich müssten neue Techniken genutzt und fossile Ressourcen geschont werden. Jede Form von Ideologie habe hier nichts verloren. Ideologien verhinderten lediglich Veränderungen und das könne sich eine moderne Gesellschaft nicht leisten. Im Gegenteil seien Forschungsergebnisse aus der Praxis und der Wissenschaft intensiver zu nutzen. Die junge Generation müsse sich über die Nutzung von Innovationen entfalten können. Dabei sollte die Politik diese Entwicklung begleiten und nicht ausbremsen. Die verantwortlichen Politiker müssten endlich den Mut aufbringen, den Aufbruch zu wagen. Die Bevölkerung stehe jedenfalls mit deutlicher Mehrheit hinter der Landwirtschaft.

Der Deutsche Bauernverband habe in den vergangenen vier Jahren auch in seiner inneren Ausrichtung viele Themen aufgegriffen. Der Verband sei weiblicher und jünger geworden. Frauen hätten sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene einen neuen, wichtigen „Spirit“ in den Verband gebracht. Präsident Rukwied dankte ausdrücklich den ehrenamtlich engagierten Frauen im bäuerlichen Berufsstand für ihren Einsatz. Sie seien es gewesen, die die Initiative „Zukunftsbauer“ auf den Weg gebracht hätten. Diese Initiative werde sich über Jahrzehnte hinweg entwickeln, sie sei aber nun auf den Weg gebracht. Zur Zukunftsbauer-Initiative gehörten alle wichtigen landwirtschaftlichen Themen wie Tierschutz, Ernährung, politisches Engagement, Biodiversität und viele mehr. Der Weg müsse nun weiter beschritten werden. Damit festige die Landwirtschaft ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft. Auch habe sich in den vergangenen vier Jahren die Kommunikation innerhalb und außerhalb des Verbandes deutlich verbessert. Dabei spiele die zeitnahe App-Kommunikation eine wichtige Rolle. Nun sei es möglich, Strategien und Aktivitäten schnell und einfach mitzuteilen. Die Themen Ernährungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit würden auch weiterhin zentrale Themen in der deutschen Gesellschaft bleiben. Gerade die Ernährungssicherheit sei weltweit ein Garant für stabile Gesellschaften. Die Politik müsse daher ihre Landwirtschaft unterstützen. Deutschland brauche eine starke Land- und Ernährungswirtschaft, die Perspektiven habe. Mit den Worten „Wir sind stark, lasst uns Leitplanken für die Zukunft setzen“ beendete Rukwied seine Grundsatzrede.

Bei der anschließenden Wahl des Vorstandes des Deutschen Bauernverbandes wurde Joachim Rukwied mit 88 Prozent der abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt. Ebenfalls gewählt wurden als Vizepräsident Günther Felßner aus Bayern mit 76 Prozent, Dr. Holger Hennies aus Niedersachsen mit 85 Prozent, Karsten Schmahl aus Hessen mit 93 Prozent und Torsten Krawczyk aus Sachsen mit 97 Prozent.

Deutscher Bauerntag 2024 in Cottbus – Özdemir: „Die Beschlüsse zum Agrardiesel sind falsch!“

Cottbus. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dankte zu Beginn seiner agrarpolitischen Rede vor der Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes für das demokratische Verhalten der Landwirtschaft während der Demonstrationen im vergangenen Winter. Die Landwirtschaft sei eine tragende Säule der Demokratie. Özdemir habe sich im Bundeskabinett für den Erhalt der Agrardieselsteuerrückvergütung eingesetzt, da er diesen Beschluss für falsch halte. Nun sei es immerhin gelungen, die Rückerstattung über einen Übergangszeitraum schrittweise abzubauen. Auch der zunächst geplante Wegfall der Ermäßigungen der Kfz-Steuer bei landwirtschaftlich genutzten Fahrzeugen (grünes Kennzeichnen) werde nicht umgesetzt. Er habe dafür gekämpft und sehe sich deshalb an der Seite der Landwirtsfamilien. Chancen für die Transformation der Landwirtschaft sieht Özdemir in der Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL): „Lasst uns die Ergebnisse der ZKL gemeinsam umsetzen. Wir sind in vielen Punkten gar nicht so weit voneinander entfernt“, erklärte Özdemir.

Über Kompromisse könnten viele Forderungen des Berufsstandes umgesetzt werden. Mit Unverständnis reagierte Özdemir auf die Einmischung der Politik bei der Anhebung des Mindestlohnes. Dafür gebe es eine Mindestlohn-Kommission. Ein Überbietungswettbewerb auf politischer Ebene sei in diesem sensiblen Bereich nicht angebracht. Damit stellte sich Özdemir gegen die jüngste Forderung des Bundeskanzlers Olaf Scholz, der eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro gefordert hatte.

Die Ampel-Koalition habe, wie versprochen, jetzt ein Agrarpaket auf den Weg gebracht. Die steuerliche mehrjährige Gewinnglättung werde rückwirkend von 2023 bis 2028 umgesetzt. Außerdem würde die Landwirtschaft innerhalb der Lebensmittellieferkette gegenüber dem Handel gestärkt. Unlautere Handelspraktiken würden künftig der Vergangenheit angehören.

Tierhaltung ist Teil der Kreislaufwirtschaft

Auch für die Tierhaltung wolle die Ampel etwas tun, da sie ein äußerst wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft sei. Er bedaure, dass sich die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe von 2010 bis 2020 nahezu halbiert hätte. Allerdings sei auch der Schweinefleischverzehr in der Bevölkerung im gleichen Zeitraum von 40 auf nunmehr 29 Kilogramm pro Kopf gesunken. Ihm sei sehr daran gelegen, die Tierhaltung zukunftsfähig umzubauen. Mit dem Bundesprogramm zum Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland würden seit März 2024 umbauwillige Betriebe unterstützt. Das Gesamtvolumen betrage 120 Millionen Euro. Die staatliche Tierkennzeichnung mache es für Verbraucher einfacher, sich für bestimmte Fleischqualitäten zu entscheiden. Diese Transparenz werde nun auf die Außerhausverpflegung, also auf Gastronomie und Kantinen, ausgeweitet. Er mache außerdem Druck auf die Europäische Union, um endlich eine europaweite Herkunftskennzeichnung einzuführen, berichtete Özdemir. Positiv sehe er den Vorstoß des Deutschen Bauernverbandes, die Mehrwertsteuer für tierische Produkte um wenige Prozent zu erhöhen, um die Kosten für Tierhaltungsinvestitionen abzufedern: „Das ist ein guter Vorschlag. Ich bin bereit dazu, diesen Vorschlag umzusetzen“.

Bezüglich des Düngerrechtes machte Özdemir deutlich, dass er von der EU gezwungen worden sei, das Düngerecht zu verschärfen. Schließlich habe die EU sehr konkret hohe Strafzahlungen angedroht. Er kritisierte seine Vorgänger im Amt, die Zeit genug gehabt hätten, ein sachgerechtes Verursacherprinzip einzuführen. Dies sei derzeit nicht gegeben. Er sei aber bereit, über Lösungen zu sprechen, die dieses verbessern und gleichzeitig weniger Bürokratie verursachen würden.

Auch in Pflanzenschutzfragen sei er bereit, auf den Berufsstand zuzugehen. Er selbst habe die SUR (Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln) nicht begrüßt. Die SUR habe die Erfolge der Vergangenheit nicht berücksichtigt, was die deutschen Landwirte hart getroffen hätte. Er sei bereit für eine offene Diskussion und einen Beteiligungsprozess. Auch sehe er die Sorgen der landwirtschaftlichen Betriebe, weshalb er das Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in Wasserschutzgebieten gestrichen habe. Vielmehr seien Techniken umzusetzen, die den Pflanzenschutzmittelaufwand reduzieren könnten.

Özdemir wolle Ernst mit der Entbürokratisierung machen. Jede künftig geplante Regelung werde auf ihre Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit kontrolliert: „Die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern auf dem Feld muss wieder gestärkt werden und nicht die Arbeit am Schreibtisch!“. Als Beispiel für erste gelungene Maßnahmen zum Bürokratieabbau sehe er den Wegfall von Sanktionen beim Verlust einer Ohrmarke (wir berichteten). Die Digitalisierung des Rinderpasses werde an das EU-Recht angepasst. Sein Ministerium werde außerdem einen Praxis-Check beim „Zukunftsprogramm Pflanzenbau“ durchführen. Er lud den Bauernverband dazu ein, sich hier einzubringen.

Mehr Apollofalter, weniger Wolf

„Der Wolf hat in der Landwirtschaft nichts verloren, Weidetiere müssen sicher vor Wolfsangriffen sein“, sagte Özdemir und erklärte, dass dies seine persönliche Meinung sei. Er werde nicht zulassen, dass die Deiche oder die Almen durch den Wolf bedroht würden. Bei wachsenden Wolfspopulationen müssten auffällige Wölfe abgeschossen werden können. Er lehne es ab, im Offenland über Zäune zu reden. Er werde auf EU-Ebene einer Absenkung des Schutzstatus “nicht im Wege stehen“. (Anm. d. Redaktion: Innerhalb der Bundesregierung ist das Bundesumweltministerium für das Thema zuständig)

In diesem Zusammenhang wolle er aber auch darauf hinweisen, dass 35 Prozent der heimischen Tierarten bedroht seien. Als Beispiel nannte er den Apollofalter in den Weinbergen, der vom Aussterben bedroht sei, wenn der Pflanzenschutzmitteleinsatz nicht reduziert werde. Er forderte den vielen aussterbenden Arten mehr Aufmerksamkeit zu widmen und nicht nur dem Wolf, dem Kormoran und dem Biber.

Auch zum Tierschutzgesetz positionierte sich der Bundeslandwirtschaftsminister: „Eine ganzjährige Anbindung ist nicht artgerecht. Es gibt Zielkonflikte, die mit Kompromissen gelöst werden müssen“. Özdemir halte einen Übergangsraum von 10 Jahren bis zur Abschaffung der Anbindehaltung bei Rindern für fair. Dennoch werde es auch darüber hinaus eine saisonale Anbindung geben, aber wenigstens zwei Mal in der Woche müssten sich die Tiere frei bewegen können. Es werde somit auch in Zukunft Kompromisslösungen geben.

Auch im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik habe sich Özdemir für die landwirtschaftlichen Belange eingesetzt. So sei GLÖZ 8 (erzwungene Flächenstilllegungen) bis Ende der Förderperiode ausgesetzt. Deutschland werde auch nach dieser Zeit kein neues GLÖZ 8 einführen, sagte Özdemir zu. Vielmehr solle es Anreize für die neue Förderperiode geben, um den Naturschutz zu fördern.

Auch auf EU- Ebene gebe es positive Ansätze, die Situation der Bäuerinnen und Bauern zu verbessern. Der aktuelle Maximalbetrag für die De-minimis-Beihilfen sei nicht mehr zeitgemäß und trage der wirtschaftlichen Situation der Betriebe nicht Rechnung. Er habe bei der EU-Kommission eine Erhöhung von 20.000 auf 37.000 Euro auf den Weg gebracht. Sie ermögliche in Ausnahmesituationen und Krisen flexible und einfache Hilfen für die heimische Landwirtschaft. Özdemir möchte die Landwirtschaft nachhaltiger gestalten. So werde beispielsweise auch die Förderung für Agroforstkulturen von 60 auf 200 Euro pro Hektar erhöht.

Eine klare Absage erteilte er einer Ausdehnung von Photovoltaikanlagen auf Freiflächen: „PV hat auf Freiflächen nichts verloren. Versiegelte Flächen und Dächer müssen verstärkt für diese Anlagen genutzt werden. Außerdem muss das Stromnetz besser ausgebaut werden. Agri-PV kann eine gute Alternative für Flächen-PV-Anlagen werden“.

Am Ende seiner Rede betonte Özdemir, dass tiefgreifende Entscheidungen auch Verlässlichkeit benötigten. Er setze sich daher für verlässliche Entscheidungen ein, die auch bei einem Regierungswechsel nicht umgestoßen würden.