Von Flächenmonitoring bis Agrarfinanztagung

Koblenz. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau beginnt am 29. Januar 2024 sein Fortbildungsangebot für das erste Halbjahr 2024 mit dem Seminar „Ein Jahr satellitengestütztes Flächenmonitoring in Rheinland-Pfalz“ mit viel Wissenswertem über Satellitendaten aus dem Copernicus-Programm für die Landwirtschaft und den Weinbau.

Mit einem Hofübergabeseminar am 7. Februar wird das Seminarprogramm fortgesetzt. Vier Referenten werden rund um das Thema für Übergeber und Übernehmer informieren. Die sozialen Medien sind wichtige Informationskanäle. Mit dem Seminar „Canva – Posts optimieren und gestalten“ werden am 21. Februar die Teilnehmer über die optische und inhaltliche Optimierung von Posts geschult.

Mit dem Spezialseminar für Winzer „Raus aus der Komfortzone – neue Kunden kommen nicht von alleine!“ wird am 29. Februar Verkaufstrainer Sascha Bartnitzki u.a. dialogorientierte Gesprächsführung trainieren und über die Inhalte einer erfolgreichen Beratung bis hin zum proaktiven Verkauf schulen.

Am 1. März wird die BWV-Veranstaltungsreihe mit dem traditionellen „Weingenuss und Literatur“-Abend fortgeführt. Autorin Andrea Revers liest u.a. aus ihrem Buch „Bitterböse Betthupferl“, während Julia Müller vom Weingut Toni Müller aus Güls ihre auserlesenen Weine kredenzen wird.

Während „Landwirtschaft und Kommunalpolitik“ am 7. März gewinnen Landwirte und Winzer Erkenntnisse über die Bauleitplanung und über Aufgaben und Pflichten eines Gemeinderates sowie Bauen im Außenbereich und genehmigungsfreie Vorhaben. Hierüber und über weitere Themen informieren Referenten der Landwirtschaftskammer, Gemeinde- und Städtebund sowie Bauer- und Winzerverband.

„Altersvorsorge für mitarbeitende Familienangehörige (Mifa)“ ist ein wichtiges Seminar über die Absicherung von Ehepaaren und nicht Verheiratete am 19. März.

Die Agrarfinanztagung mit der Deutschen Kreditbank (DKB) findet am 21. März statt. „Wie können PV-Anlagen sinnvoll strukturiert und finanziert werden?“, Flächen- & Agri-PV, Genehmigungsrecht, Wirtschaftlichkeit und Steuer- und erbrechtliche Fragestellungen rund um PV-Anlagen sind die zentralen Themen der Tagung.

Der Verband sendet auf Anfrage das Programm für alle Veranstaltungen zu:

Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e. V., Karl-Tesche-Straße 3, 56073 Koblenz, Telefon: 0261/9885-1112, Fax: 0261-9885 1300, E-Mail: meurer@bwv-net.de. Das Seminarprogramm liegt auch an den Kreisgeschäftsstellen des Verbandes aus und ist hier einsehbar: BWV Programm 1. Hj 2024

Grußwort zum Jahreswechsel

Liebe Landwirtinnen und Landwirte, Landfrauen und Landjugendliche,

das Jahr 2023 geht zu Ende. Es war ein Jahr, in dem neben denkwürdigen Ereignissen, wie Ukrainekrieg, Nahostkrieg, Inflation und Migration, auch viele landwirtschaftliche Themen wieder öffentlich diskutiert wurden. Hier sind aktuell die Themen Glyphosat und die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) zu nennen. Beide Themen konnten jetzt auf EU-Ebene durch fachliche Argumente und gute Arbeit des DBV und seiner Landesbauernverbände zumindest für geraume Zeit im Sinne der Landwirte und Winzer entschärft werden.

Es bleibt aber festzuhalten, dass Fachlichkeit oft gegen den Mainstream nicht ankommt. Sowohl in der Gesellschaft als auch in Teilen der Parlamente und sogar bei den Regierungen und Verwaltungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene tritt man den Vertretern der Landwirtschaft mit populistischen und idealistisch geprägten Vorbehalten und Forderungen entgegen, sei es beim Thema Tierwohl, bei der Flächenbewirtschaftung oder beim Gewässerschutz. Selbst mit wissenschaftlich abgesicherten und belegbaren Argumenten kann man den Vorurteilen kaum wirksam begegnen. Auch der Hinweis auf das unaufhörliche Sterben von landwirtschaftlichen Betrieben und das drohende Aus für ganze Weinbauregionen ändert langfristig nichts an der ablehnenden oder kritischen Grundhaltung gegenüber dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch die Landwirtschaft.

Die Diskussion über naturschutzfachliche Themen auf EU-Ebene hat aber aktuell gezeigt, dass wir dann doch mit Fakten gelegentlich allen emotionalen und unreflektiert wiederholten Forderungen Paroli bieten können. Das macht zumindest kurzfristig Mut und schafft Gehör für die Argumente der Bauern und Winzer in Politik und Gesellschaft. Aber darauf können wir uns nicht ausruhen, sondern müssen uns auch selbst auf allen Ebenen in den Parlamenten engagieren. Das Jahr 2024 wird hier bei der Kommunalwahl sicher einige Möglichkeiten eröffnen.

Wie wichtig das kommunalpolitische Engagement ist, zeigen vor Ort die Diskussionen in den Räten zu den Ausweisungen von Flächen für Freiflächen-Fotovoltaik. Hier wird über die von uns bewirtschafteten Flächen bestimmt und es werden Beträge an die Eigentümer gezahlt, bei denen die Landwirte mit Pachtzahlungen nicht mithalten können. Der Ausverkauf der landwirtschaftlichen Nutzfläche nimmt teils groteske Züge an und entzieht den landwirtschaftlichen Betrieben nicht selten die Existenzgrundlage. Selbst die politisch propagierte Versorgung mit regionalen Produkten verliert angesichts des politischen Ziels, die Energieversorgung schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umzustellen, an Bedeutung. Oder sind es vielleicht doch die finanziellen Interessen, die das Handeln vor Ort bestimmen? Es ist ja auch so einfach, denn den Produkten im Supermarkt sieht man ja oft nicht an, woher sie kommen und wie dort produziert wird, ist ja weit weg – insbesondere wenn es dann auch noch billig ist. Wir werden diese Haltung unserer Mitbürger aber nur ändern, wenn wir uns engagieren. Jeder ist aufgerufen, auf seiner Ebene Einfluss zu nehmen. Dies gilt für die „große Politik“ ebenso wie für kommunales Engagement. Fotovoltaikanlagen, Windräder oder Baugebiete benötigen in aller Regel landwirtschaftlich genutzte Flächen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich verstärkt in kommunale Diskussionen um die Zukunft ihrer Region einbringen und für ihre eigenen Belange einstehen. Fehlentwicklungen in der Planung auf kommunaler Ebene können verbandspolitisch in der Regel nicht korrigiert werden.

Der Sparzwang der Bundesregierung hat die Landwirtschaft erreicht, einen wirtschaftlich ohnehin sehr gebeutelten Berufsstand. Die geplante Streichung der Agrardieselrückvergütung und die Aufhebung der landwirtschaftlichen KFZ-Steuerbefreiung können wir uns nicht bieten lassen. Eindrucksvoll haben wir Anfang der Woche in Berlin und überall in Deutschland auf diesen Wort- und Vertrauensbruch der Bundesregierung reagiert. Vielen Dank für Ihren Einsatz. Sie bringen unsere berechtigten Anliegen auf die Straße und somit in die Öffentlichkeit. Unsere Kompromissbereitschaft ist überstrapaziert. Das Maß ist voll. Ich bin nicht bereit, über die von unserer Regierung geplanten enormen Steuerbelastungen zu diskutieren. Jetzt müssen diese geplanten drastischen Einkommenskürzungen vom Tisch.

Ich kann nicht auf das Jahr 2023 zurückblicken, ohne auch das Wetter anzusprechen. Das Jahr war von einem niederschlagsreichen Frühjahr, einem langen trockenen Sommer und einem Herbst, der vielerorts keine Befahrbarkeit der Böden zuließ, geprägt. Weite Teile von Rheinland-Pfalz blieben von schwierigen bis hin zu katastrophenähnlichen Wetterereignissen verschont. Aber es gab auch Tornados und Hagelschäden, die für die Betroffenen massive Folgen hatten. Das wird nach allen bisherigen Prognosen auch in Zukunft der Fall sein und vermutlich sogar noch öfter. Deshalb müssen wir uns auch dem Thema Klimawandel stellen und unseren Beitrag dazu leisten, diesem wirksam zu begegnen. Hier ist der Dialog auch mit den Natur- und Umweltschutzverbänden wichtig. Das Ehrenamt im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau steht mit diesen in ständigem Kontakt.

Es muss unser aller Ziel sein, die nach guter fachlicher Praxis bewirtschafteten landwirtschaftlichen und weinbaulichen Flächen mit Klimaschutzzielen und Naturschutzzielen, die nicht immer deckungsgleich sind, zu kombinieren. Der Naturschutz, der Erhalt der Artenvielfalt, die Fruchtbarkeit unserer Böden und der Schutz unseres Wassers sind grundlegende Ziele auch unseres Handelns. Ebenso haben wir ein Interesse an stabilen und vorhersehbaren klimatischen Grundbedingungen. Dabei wissen die Natur- und Umweltverbände mittlerweile sehr genau, dass die Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe von großer Bedeutung für die gemeinsame Zukunft ist. Ohne wirtschaftlich erfolgreiche Betriebe wird es auf Dauer kein Grünland, keine Freiflächen und am Ende auch keine große Artenvielfalt in verbuschten und bewaldeten Mittelgebirgsregionen mehr geben. Wir müssen uns daher dafür einsetzen, dass wir spätestens bei der nächsten GAP-Periode wirtschaftlich attraktive Angebote im Einklang mit den Zielen des Natur- und Klimaschutzes erhalten, die aber zwingend die Einschränkungen in der Bewirtschaftung ökonomisch ausgleichen müssen.

Wenn wir in den geruhsamen Tagen vor Weihnachten und zwischen den Jahren besinnlich in die Zukunft blicken, werden wir feststellen, dass die von mir genannten Themen die Basis des Projekts „ZukunftsBauer“ sind. Denn gerade über dieses Projekt wird deutlich, dass wir das Vertrauen der Bevölkerung in unsere Arbeit nicht alleine über unsere landwirtschaftliche Produktion, die sicher von großer Bedeutung für die Ernährungssicherheit und die Gesundheit unserer Bevölkerung ist, gewinnen können, sondern ebenso über unseren Einsatz für gesellschaftliche Belange. Darunter fällt die Produktion erneuerbarer Energien ebenso wie unser soziales Engagement und nicht zuletzt unser Sachverstand, den wir lokal und überregional auch immer in den Dienst unserer Gesellschaft stellen. Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Diesen Wandel müssen wir als Chance begreifen und nicht nur mit unseren Betrieben, sondern auch mit unserem Know-how unser Umfeld aktiv mitgestalten.

Auch für mich persönlich hat das Jahr 2023 eine wichtige Änderung bereitgehalten. Anfang Dezember wurde ich zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz gewählt, ein wichtiges und ehrenvolles Amt, das meine ganze Aufmerksamkeit verdient. Daher werde ich mein Amt als Bauern- und Winzerpräsident, das ich neun Jahre lang sehr gerne wahrgenommen habe, zu Beginn des neuen Jahres zur Verfügung stellen. Insofern ist dies mein letztes Grußwort zum Jahreswechsel in dieser Funktion und ich bin dankbar dafür, dass Sie, liebe Bäuerinnen und Bauern, liebe Winzerinnen und Winzer, mir in dieser Zeit Ihr Vertrauen entgegengebracht haben und ich die berufsständischen Anliegen gegenüber Politik und Gesellschaft vertreten durfte.

Ich danke allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen des Verbandes für die tatkräftige Unterstützung und für das Vertrauen, das Sie mir und dem Verband im vergangenen Jahr geschenkt haben. Ich wünsche Ihnen persönlich alles Gute im neuen Jahr, wirtschaftlichen Erfolg für Ihren Betrieb, Lebensfreude und genug Zeit für Ehe, Familie oder Partner. Sind und bleiben Sie stolz darauf, was Sie geschaffen haben und in Zukunft schaffen werden.

Mit den besten Wünschen und Gottes Segen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches 2024

Ich wünsche Ihnen allen von Herzen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest mit Ihrer Familie und ein glückliches, gesundes sowie privat und beruflich erfolgreiches Jahr 2024.

Ökonomierat Michael Horper

Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau

Horper und Rukwied fordern vollständige Rücknahme der Steuerpläne

Berlin. Mehrere tausend Landwirte aus dem gesamten Bundesgebiet, davon schätzungsweise rund 1.500 mit Traktoren, haben im Berliner Regierungsviertel gegen die Sparpläne der Bundesregierung im Bereich der Landwirtschaft protestiert. Rund hundert Bäuerinnen und Bauern aus Rheinland-Nassau reisten über Nacht per Bus und Bahn an und äußerten gemeinsam mit BWV-Präsident Michael Horper ihren Unmut gegenüber der Regierungskoalition. Bauernpräsident Joachim Rukwied kündigte für Januar „weitere kraftvolle Aktionen“ in ganz Deutschland an, sollte die Regierung bis dahin die geplante Streichung der Agrardieselvergünstigung und den Wegfall der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge bis dahin nicht vollständig zurücknehmen. Dann werde es Bauernproteste geben, „wie es das Land noch nicht erlebt hat“.

Rukwied bezeichnete die Beschlüsse der Bundesregierung erneut als „Kampfansage an die Landwirtschaft“, die man annehme und gegen die man sich entschieden zur Wehr setzen werde. Dass der Deutsche Bauernverband (DBV) die Demonstration innerhalb von drei Tagen auf die Beine gestellt habe und dabei von einer Vielzahl von Interessenverbänden unterstützt werde, ist für Rukwied ein Zeichen für die Entschlossenheit des Berufsstandes. Die Kundgebung selbst nannte der DBV-Präsident als „starkes Signal an die Bürgerinnen und Bürger sowie die Bundesregierung“.

Özdemir will kämpfen

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte zu, er werde sich „mit aller Kraft“ dafür einsetzen, dass die Kürzungen so nicht kommen. „Ich kämpfe dafür, dass es in der Härte nicht kommt“, sagte der Grünen-Politiker, der seine Rede wegen lautstarker Unmutsbekundungen mehrfach unterbrechen musste. Özdemir räumte ein, dass die Landwirtschaft von den Sparvorgaben härter getroffen werde als andere Branchen, „und das in einer Zeit, in der es den Betrieben ohnehin schlecht geht“. Der Minister appellierte an die Demonstranten, sich nicht von Leuten vereinnahmen zu lassen, „die ganz andere politische Ziele verfolgen“.

Bauern sind nicht der Steinbruch der verfehlten Haushaltspolitik

Michael Horper forderte die Bundesregierung noch einmal ausdrücklich auf, die zu Lasten der Landwirtschaft vorgesehene Streichung der Kfz-Steuerbefreiung bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen und der Rückerstattung von Steuern bei Agrardiesel unverzüglich zurückzunehmen. Die Demonstration in Berlin habe nach Ansicht von Horper deutlich gemacht, dass die Landwirtschaft nicht mehr bereit sei, als Steinbruch der verfehlten Haushaltspolitik der Bundesregierung herzuhalten. „Das Maß“, so Horper, „ist nun endgültig voll“. Es könne nicht sein, dass die berechtigten und notwendigen Unterstützungen für die Landwirtschaft durch einen Federstrich abgeschafft würden. Wenn diese wegfielen, so führe dies zu einer erneuten Wettbewerbsbenachteiligung der deutschen Bauern und Winzer vor allem gegenüber den europäischen Nachbarn. „Zudem muss die Politik endlich einmal kapieren, dass diese auch vor dem Hintergrund gewährt werden, dass die Landwirte mit ihren Fahrzeugen nur in geringem Maße steuerfinanzierte öffentliche Straßen befahren, sondern diese vielmehr auf Äcker und Wiesen einsetzen“, so Horper. Außerdem sei der Einsatz dieselbetriebener landwirtschaftlicher Maschinen in vielen Bereichen völlig alternativlos, um die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen sicher zu gewährleisten.

AgE/BWV

Bäuerinnen und Bauern aus Eifel, Westerwald, Hunsrück und Taunus fuhren zur Demo in Berlin

Berlin. Rund 100 Bäuerinnen und Bauern opferten ihre Zeit und ihren Schlaf und fuhren über Nacht per Bus und Bahn nach Berlin, um ihren Forderungen nach Rücknahme gravierender wirtschaftlicher Einschnitte in ihre Betriebe Nachdruck zu verleihen. Konkret verlangen sie gemeinsam mit Tausenden weiteren Berufskollegen die Rücknahme der geplanten Erhöhung der Agrardieselsteuern. Außerdem muss die KFZ-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Maschinen erhalten bleiben. Der Bericht folgt.

Berufsvertretung kämpft intensiv für die Obstbauern

Klein Altendorf. Zu Beginn der Rheinisch-Nassauischen Obstbautagung am Campus Klein Altendorf begrüßte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Obstbau Norbert Schäfer die Entscheidung der Landesregierung, den Mietvertrag für das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Klein Altendorf vorerst bis zum Jahr 2033 zu verlängern. Diese Entscheidung eröffne den Obstbaubetrieben in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehr Planungssicherheit. Schließich sei Klein Altendorf ein wichtiger Bestandteil des gesamten Beratungskonzeptes für die Obstbauern in Westdeutschland. Es sei erfreulich zu sehen, wie die Obstbaufamilien seitens der Politik und der Gesellschaft unterstützt würden. So waren neben Obstbauern und Vertretern aus Verwaltung und den der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Bereichen mit Marco Weber, Horst Gies und Ralf Schönborn aus drei Fraktionen politische Vertreter des Landtages anwesend.

Gastgeber Professor Dr. Ralf Pude zeigte sich erfreut über die Entwicklung, die das Forschungszentrum Klein Altendorf nehme. Auch er bemühe sich mit seiner Fakultät kontinuierlich um die Finanzierung von Forschungsaufgaben, um damit die Zukunft des Forschungs- und Beratungsstandortes Klein Altendorf zu sichern.

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau Ökonomierat Michael Horper mache sich um die Zukunft des landwirtschaftlichen Berufsstandes keine Sorgen, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Gerade im Obstbau sei perspektivisch eine positive Entwicklung der Betriebe festzustellen und die Unterstützung seitens der Politik und der Gesellschaft gegeben. Dies lasse optimistisch in die Zukunft blicken. Er fügte hinzu, dass der Einsatz des Berufsstandes, der zur aktuellen positiven Situation geführt habe, enorm gewesen sei. Auch sei es ein berufsständischer Erfolg, so Horper, dass die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) im Europäischen Parlament verhindert worden sei. Die SUR wäre ein Anschlag, vor allem auf die Sonderkulturen gewesen und hätte sie empfindlich getroffen. Dabei würden technische Entwicklungen, die eine Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zum Ziel hätten, ohnehin weiterverfolgt. Ein weiterer Erfolg sei die EU-weite Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat über das Jahr 2023 hinaus. Dies zeige einmal mehr, dass Sachverstand noch über Populismus siegen könne.

Weitere Themen, mit denen sich die Landwirtschaft befassen müsse, seien Digitalisierung, Robotik, Automatisierung, Wassermanagement, Umgang mit Starkregen oder Dürre. Auch entwickle sich die Technik der Agri-PV Anlagen weiter. Enttäuscht ist der BWV-Präsident über das politische Eingreifen bei der Mindestlohnfestsetzung. Mit Mindestlöhnen über 12 Euro könne die auf Saisonarbeitskräfte angewiesene Landwirtschaft kaum mit anderen Staaten mit deutlich niedrigeren Löhnen konkurrieren. Viele landwirtschaftliche Betriebe kämen mit den GAP-Ökoregeln nicht zurecht, bzw. könnten sie erst gar nicht anwenden. Es müsse dringend neue Regeln geben, die alle landwirtschaftlichen Betriebe auch anwenden könnten.

Der Landwirtschaft stünden weiterhin turbulente Jahre bevor. Es sei ein Hauptschwerpunkt der landwirtschaftlichen Berufsvertretung ihre politischen Ziele auf Planungssicherheit und Nachhaltigkeit auszurichten.

Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau, erläuterte die Forderungen der Gesellschaft, denen sich die Obstbaubetriebe stellen müssten. Dies seien u.a. eine umweltverträgliche Produktion, der Erhalt der Kulturlandschaften und der Biodiversität, die Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, der Schutz von Wasser, Boden und Luft, ein angemessener Mindestlohn und Lebensmittel mit hohen Qualitäten aber günstigen Preisen. Hinzu käme die Forderung des Marktes, die sich denen der Gesellschaft weitgehend deckten. Hinzu kämen aber Qualitätssicherungssysteme, Rückverfolgbarkeit und verlässliche Angebotsmengen. Diese Anforderungen könnten die Betriebe nur mit attraktiven Erlösen umsetzen. Aufgrund der wirtschaftlich kritischen Situation vieler Obstbaubetriebe in Deutschland würden nun bis Ende Januar 2024 über die SVLFG 22 Millionen Euro an die Obstbaubetriebe ausgeschüttet werden. Somit erhielten alle Betriebe 342 Euro pro Hektar. Es gebe allerdings eine Deckelung bei 15.000 Euro pro Betrieb.

Kritisch sieht Stechmann, dass es in der Politik keine Bereitschaft gebe, für die Landwirtschaft eine gesonderte Mindestlohnregelung einzuführen. Somit bleibe der hohe Mindestlohnsatz ein Problem für die deutsche Landwirtschaft. Eine wichtige und nicht zu unterschätzende Arbeit der Bundesfachgruppe Obstbau seien die Anträge auf Notfallzulassung nach Artikel 53. Ohne diese Arbeit, wäre so manche Ernte in den vergangenen Jahren nicht möglich gewesen. Es seien weiter viele Gespräche notwendig, um die Notfallzulassungen auch in Zukunft zu ermöglichen. Im Obstbau gäbe es immerhin 80 verschiedene tierische Schaderreger, davon alleine 21 im Apfelanbau. 12 davon könnten sogar bis zum Totalausfall der Ernte führen. Ein weiterer Schwerpunkt der Bundesfachgruppe sei die Öffentlichkeitsarbeit. Stechmann nannte dabei die Apfelverteilaktionen als einen wesentlichen Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit sowie verschiedene Erdbeeraktionen. Wichtige Forderungen der Bundesfachgruppe Obstbau seien weiterhin die Förderung der Integrierten Produktion, die Verbesserung der Pflanzenschutzmittelzulassung, der Ausbau des Schulobstprogrammes und die Förderungen der Öffentlichkeitsarbeit.

Der Vorstandsvorsitzende der Landgard eG, Oliver Mans, sprach über die Vermarktung im Spannungsfeld zwischen Erzeugung und Handel. Er erläuterte die Ursachen der aktuellen Einkommenskrise im Obstbau. Dabei seien die Flüchtlingskrise, die Corona-Krise, die Klimakrise, die Ukraine- und die Haushaltskrise als mutiple Krise zu sehen, die kaum noch zu steuern sei. Die Krisen und die hohe Inflation hätten die Konsumlaune negativ beeinflusst. Schließlich habe der Handel die Preise gesenkt, was gerade im preisaffinen Deutschland die Konsumlaune erhöhen könne. Habe das Marktvolumen im Obstbau 2021 noch 10,2 Milliarden Euro betragen, seien es 2023 nur noch 8 Milliarden Euro gewesen. Ein Rückgang um 2 Milliarden Euro sei für diese Erzeugergruppe definitiv zu viel. Die Verbraucher hätten nicht unbedingt weniger gekauft, seien aber innerhalb der Warengruppe auf günstigere Angebote ausgewichen. Beeindruckend sei, dass die Discounter in Bezug auf die Ausgaben der Verbraucher erneut Marktanteile hinzugewonnen hätten. Vollsortimenter und Discounter deckten aktuell fast 93 Prozent des gesamten Obst- und Gemüsemarktes ab. Wochenmärkte hingegen würden nur noch zu 1,4 Prozent zu Buche schlagen. Obst und Gemüse werde zwar auch weiterhin eine Warengruppe mit Wachstumspotential bleiben, an diesem Wachstum würde aber überwiegend ausländliche Ware profitieren. Kritisch sieht Mans, dass die Vermarktungskonzentration des Lebensmitteleinzelhandels weiter zunehmen werde. Jedes der großen vier Handelsunternehmen in Deutschland hätte mittlerweile bereits ein Beschaffungsvolumen von 3 bis 5 Milliarden Euro. Die in Deutschland vorhandenen 30 Erzeugerorganisationen würden aber einen Warenwert von circa 1,7 Milliarden Euro vermarkten. Gleichzeitig würden die administrativen Anforderungen an die Erzeugerbetriebe steigen. Wichtig seien für die Vermarkter auch in Zukunft persönliche Beziehungen und Netzwerke, das Anbieten von Qualitäten, die Verfügbarkeit der Produkte, möglichst breite Vermarktungsmöglichkeiten und eine hohe Verlässlichkeit.

Am Ende der Veranstaltung dankte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Norbert Schäfer, allen Referenten und Besucher der Veranstaltung, die diese rheinisch nassauische Obstbautagung erst zu einer hoch informativen und interessanten Veranstaltung für viele Obstbaubetriebe gemacht hätten.

Landgard-Vorstandsvorsitzender Oliver Mans erläuterte die Situation der Vermarkter im Spannungsfeld zwischen Obsterzeugung und Lebensmittelhandel.

BWV-Präsident Horper: Agrardieselkürzung ist Schlag ins Gesicht des ländlichen Raums

Koblenz. Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Ökonomierat Michael Horper, kritisiert die Pläne der Bundesregierung, die Agrardieselrückvergütung für die Landwirtschaft und den Weinbau zu streichen, auf das Schärfste: „Es gab eindeutige politische Zusagen, dass die Agrardieselrückvergütung unangetastet bleibt. Die Bauern- und Winzerfamilien sind durch den Beschluss der Bundesregierung mehr als enttäuscht. Die Streichung ist gerade für die kleineren und mittleren Betriebe in Rheinland-Pfalz ein Faustschlag ins Gesicht. Es trifft wieder einmal die wirtschaftlich ohnehin stark gebeutelten Menschen im ländlichen Raum. Außerdem wird sich die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe europaweit deutlich verschlechtern.“ Denn gerade für die kleineren Betriebe, die auch auf eine höhere Mechanisierung angewiesen sind, sei die Kürzung ein erheblicher Wettbewerbsnachteil. Die im Ackerbau hoch mechanisierten Öko-Betriebe – die bisher vor allem von Seiten grüner Landwirtschaftspolitik gefördert und nicht behindert wurden – würden ebenfalls sehr in Mitleidenschaft gezogen. Den Steuernachlass gab es berechtigterweise, weil die Landwirtschaft überwiegend Treibstoff für die Bewirtschaftung ihrer Flächen benötigt und nur einen kleinen Teil auf öffentlichen Straßen verbrauche.

Die Entscheidung der Ampelkoalition, die Agrardieselrückvergütung zu streichen und der drohende Wegfall der Befreiung landwirtschaftlicher Fahrzeuge von der Kfz-Steuer werde sich auf die Preise für Lebensmittel auswirken und damit auch die Verbraucher treffen. Es könne nicht sein, so Horper, dass die für die gesamte Gesellschaft so wichtige Landwirtschaft als Steinbruch für eine verfehlte und nicht rechtmäßige Haushaltspolitik der Bundesregierung herhalten müsse. Dies sei ein weiterer Beweis dafür, dass der ländliche Raum besonders in den Augen der Berliner Politik und sogar auch bei Teilen der im ländlichen Raum ansässigen Politikern nichts wert sei. Horper: „Wir werden uns mit Macht gegen die Pläne der Bundesregierung wehren. Das Maß ist voll.“

Sturzflutgefahren sind nun für die Öffentlichkeit einsehbar

Mainz. Im Zuge des Klimawandels nahmen Extremwetterereignisse in den letzten Jahren zu. Dürren und Überschwemmungen sind die augenfälligsten Auswirkungen, deren Vorhersage gerade für Bauern und Winzer eine besondere Bedeutung hat. Das gilt insbesondere für Starkregenereignisse, die regional begrenzt oder flächendeckend zu gravierenden Auswirkungen führen können, wie nicht zuletzt die Flutkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 mehr als deutlich zeigte.

Allerdings ist es so, dass eine kurzfristige Vorhersage von Starkregenereignissen kaum möglich ist und die Vorwarnzeit dafür – wenn überhaupt – nur wenige Stunden beträgt. Umso wichtiger ist es, dass sich jeder darüber bewusst ist, dass Starkregenereignisse, also der Anfall großer Regenmengen in einer begrenzten Region in kurzer Zeit, grundsätzlich überall geschehen und diese Regenmassen dann in den Zusammenflüssen zu lokalen Überflutungen und Erdrutschen führen können. Solche lokalen Ereignisse sind von den „normalen“ Hochwasserereignissen, die dadurch entstehen, dass Flüsse wegen großer Wassermassen über die Ufer treten, abzugrenzen.

Das Land Rheinland-Pfalz hat sich wegen der besonderen geographischen Lage und den zahlreich vorhandenen großen und kleinen Gewässern schon seit einigen Jahren intensiv mit der Erarbeitung von Warnsystemen befasst und bereits vor einigen Jahren anschauliches Kartenmaterial erarbeitet. Diese landesweiten Hinweiskarten wurden nunmehr überarbeitet, wobei auf leistungsfähige Simulationssysteme zurückgegriffen wurde. Den neuen Sturzflutgefahrenkarten liegen somit aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Grunde und sie tragen somit zur Weiterentwicklung der bisherigen Informationssysteme bei. Im Gegensatz zu den bisherigen Hinweiskarten werden auch Sturzflutgefahren innerhalb der Ortschaften dargestellt, was insbesondere für die Hochwasservorsorge der Gemeinden, aber auch der privaten Haushalte von Bedeutung ist. Neu ist auch, dass die Karten mittlerweile für jedermann verfügbar sind und zudem eine interaktive Komponente enthalten, bei denen der Nutzer auf verschiedene Starkregenszenarien zurückgreifen kann, um die konkrete Gefahr für den eigenen Bedarf zu ermitteln. Die neuen Karten mit vielfältigen Recherchemöglichkeiten sind unter folgendem Link abrufbar:

https://wasserportal.rlp-umwelt.de/servlet/is/10360/

Nicht nur für die für die Anwohner tieferliegender Regionen an den Gewässern, sondern für jedermann ist es sicherlich interessant und hilfreich, die entsprechenden Informationen einmal anzusehen und dann gegebenenfalls auch Maßnahmen zu ergreifen, um eigene Grundstücke, Gebäude und nicht zuletzt Leib und Leben vor möglichen Starkregengefahren zu schützen.

Ökonomierat Michael Horper ist neuer Kammerpräsident

Bockenau. Ökonomierat Michael Horper wurde während der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bockenau zum Präsident der Kammer gewählt. Er löst damit den Präsidenten Ökonomierat Norbert Schindler ab, der sein Amt nach 18 Jahren abgab. In der Bockenauer-Schweiz-Halle standen neben den Vorstandswahlen auch die Konstituierung der Vollversammlung und die Besetzung der Ausschüsse auf der Tagesordnung.

In seiner Antrittsrede unterstrich Horper die Funktion der Landwirtschaftskammer als Fachanwalt für die Landwirtschaft. Er kündigte intensive Gespräche mit der rheinland-pfälzischen Landesregierung an. „Ich weiß eine starke Mannschaft an meiner Seite. Lassen Sie uns die großen Aufgaben gemeinsam angehen“, bat Horper.

Der Obstbau zwischen Wirtschaft und Politik

Koblenz. Die Rheinisch-Nassauische Obstbautagung 2023 findet am 11. Dezember wieder am Campus Klein-Altendorf 1 (Nord) statt. Die Landwirtschaft und insbesondere der Obstbau befinden sich im Spannungsfeld zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Schärfer werdende gesetzliche Auflagen, Erfordernisse des Marktes und zunehmende Belastungen durch neu auftretende Schädlinge setzen die Obstbaubetriebe unter Druck. Der Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau im Bundesausschuss Obst und Gemüse, Jens Stechmann, wird in seinem Vortrag über die aktuelle und interessante Arbeit der Bundesfachgruppe Obstbau berichten.

Die wirtschaftlichen Herausforderungen kennt der Vorstandsvorsitzende der Landgard eG, Oliver Mans, durch seine tägliche Arbeit aus erster Hand. Er wird im Besonderen über die Vermarktung im Spannungsfeld zwischen Erzeugung und Handel berichten. Schließlich ist neben der Produktion die Vermarktung ein wichtiger Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg.

Während der Eröffnung der Veranstaltung wird der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Obstbau, Norbert Schäfer, die wichtigsten Anliegen der Obstbauern in Rheinland-Nassau aufzählen und der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes, Michael Horper, wird über die aktuellen politischen Schwerpunktthemen berichten, die auch Einfluss auf die Arbeit der Obstbaubetriebe haben werden.

Zu dieser Tagung sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, mit den Referenten und anwesenden politischen Vertretern zu diskutieren.

Programm Rheinisch-Nassauische Obstbautagung 2023

Künstliche Intelligenz – Welche Chancen und Risiken bietet die KI?

Dr. Gregory Mohr (LEB) wird zum Thema Künstliche Intelligenz (KI), Welche Chancen und Risiken bietet die KI? in der Reihe „Auf einen Kaffe mit…“ heute Abend informieren.
Seien Sie dabei, wenn wir uns mit einem der spannendsten Themen unserer Zeit beschäftigen. Diese bahnbrechende Technologie kann unsere Welt enorm verändern – aber welche Auswirkungen wird das haben? Wo wird KI heute bereits eingesetzt und welche Möglichkeiten ergeben sich aus der Nutzung? Erfahren Sie mehr über die Zukunft von Arbeit, Gesellschaft und Wirtschaft in einer Welt, in der KI eine immer größere Rolle spielt.

Referent: Dr. Gregory Mohr

Termin: Online – Montag, 04.12.23, 19:00 – 20:00 Uhr

Bei Interesse können Sie sich heute Abend auch ohne Anmeldung gerne hinzuschalten.

Beitreten Zoom Meeting
https://us06web.zoom.us/j/83220050993?pwd=0ku2j3K1cIy5CSZqnLaEcXKUtD0tkA.1

Meeting-ID: 832 2005 0993
Kenncode: 779245