06.10.2022 - Erntedankfest 2022 in Trier
Wertschätzung ist die Grundlage der heimischen Landbewirtschaftung
Trier. „Eine angemessene Wertschätzung durch die Gesellschaft ist Grundlage der landwirtschaftlichen und weinbaulichen Produktion in Deutschland“, stellte Weinbaupräsident und stellvertretender Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau Walter Clüsserath während des Erntedankfestes vor der Porta Nigra in Trier fest. „Wenn die Landwirtschaft ihre Produktion nicht steigert, wird es vermehrt Hungersnöte in der Welt geben. Dabei wirtschaften die Landwirtschaft und der Weinbau gerade in Deutschland nachhaltig.“ Als Beispiel nannte er seinen Betrieb, der bereits in der 13. Generation bewirtschaftet werde, was ohne Nachhaltigkeit und gezieltem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit nicht möglich wäre. Clüsserath sprach sich deutlich für einen sinnvollen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus. Alternativ würden Importe zunehmen, was nicht im Sinne unserer Gesellschaft sei. Mit dem Aufruf an die Politik „Lasst uns weiterwirtschaften, damit wir euch satt machen können“, beendete er seine Ansprache vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft. Clüsserath dankte allen Vereinen, Organisationen und Behörden, die am Gelingen des Erntedankfestes beteiligt waren.
Bischof Dr. Stephan Ackermann begrüßte den Wunsch, die Wertschätzung der Gesellschaft gegenüber der Landwirtschaft und des Weinbaus zu steigern. Schon in seiner Predigt, während des Erntedankgottesdienstes im Trierer Dom, machte er deutlich, dass gerade Landwirte – mehr als andere Berufsgruppen – sehr wohl wüssten, dass volle Lebensmittelregale nicht selbstverständlich seien. Gerade die Ukrainekrise mache deutlich, dass die Regierungen die Handelsströme und die Folgen des Ausbleibens von Getreideexporten nicht im Griff hätten. Weite Teile von Menschen in Drittweltstaaten würden die Auswirkungen massiv spüren. Er rief dazu auf, das Dankfest auch für Bitten zu nutzen. So bat er um künftige Ernten gesunder Lebensmittel und um eine höhere Wertschätzung des bäuerlichen Berufsstandes. Dabei sollte sich eine höhere Wertschätzung durchaus über den Preis ausdrücken. Pauschale Diskriminierungen als „Umweltsünder oder Tierquäler“ lehne er grundsätzlich ab. In seiner Rede vor der Porta Nigra versprach er, sich bei kirchlichen Pachtflächen für eine Harmonisierung der Verwaltungskriterien einzusetzen, die die Wirtschaftlichkeit der Betriebe berücksichtige.
Anschließend übergab Präsident Walter Clüsserath die Erntekrone an den Vertreter der Stadt Trier, Beigeordneter Markus Nöhl. Die Erntekrone wurde von der Landjugend Rheinland-Nassau, Rhein-Lahn-Kreis, erstellt. Nöhl dankte den Bauernfamilien, da sie die kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen eines hochentwickelten Staates erst ermöglichen würden. Daher sei auch weiterhin eine heimische, wirtschaftlich attraktive Landwirtschaft von großer Bedeutung. Die Selbstversorgung eines Staates müsse dabei oberste Priorität haben.
Landtagsabgeordneter Sven Teuber sieht mit großer Sorge die aktuelle Hofnachfolgesituation. Der Berufsstand solle für den landwirtschaftlichen Beruf werben und den Kontakt zwischen Landwirtschaft und Jugend verbessern. Die Schulen und Kindertagesstätten müssten sich verstärkt den landwirtschaftlichen Betrieben öffnen. Die von der Landesregierung verabschiedete Hofübernahmeprämie sei ein klares Signal für die Zukunft der Landwirtschaft und des Weinbaus.
LandFrauenpräsidentin Gudrun Breuer forderte die Menschen in Deutschland auf, Nahrungsmittel mehr wertzuschätzen. 11 Millionen Tonnen würden Jahr für Jahr entsorgt. Das sei ein Skandal. Die Wertschätzung müsse bei den Nahrungsmitteln beginnen, dann würde die Leistung der Landwirtschaft auch wieder besser wahrgenommen.
„Das Jahr 2022 war ein schweres Jahr für die Landwirtschaft. Dürre, Hitze und örtliche Totalausfälle bei Mais sowie fehlende Grünschnitte machen den Bauernfamilien zu schaffen. Die Winzer können hingegen weitgehend zufrieden sein“, erklärte Maria Müller, die Vorsitzende des Landjugendverbandes Rheinland-Nassau. Müller bittet um Honorierung des landwirtschaftlichen Einsatzes durch Einkäufe regional produzierter Produkte. Nur so könnten dauerhaft die bäuerlichen Strukturen erhalten bleiben.
Moselweinkönigin Sarah Röhl verteilte gemeinsam mit Milchkönigin Vivian Ludwig während des Erntedankumzuges auf dem Weg vom Dom zur Porta Nigra Äpfel an die Bevölkerung. Sie sei sehr angetan darüber, wie sehr sich die Menschen über diese regionalen Produkte freuen würden. Die junge Generation stehe für die Zukunft und Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelerzeugung. Sie rief ihre Berufskollegen dazu auf, alle „Botschafter“ für unsere Lebensmittel zu sein. Milchkönigin Vivian Ludwig gab zu bedenken, dass die Sorgen um die Zukunft, gerade in der Landwirtschaft gestiegen seien. „Dennoch machen teilweise steigende Erzeugerpreise Mut. Hierüber erfahren wir bereits heute eine gesteigerte Wertschätzung.“ Sie rief die Menschen auf, Verständnis für große Maschinen und für Außenstehende kaum nachvollziehbare Arbeitszeiten zu haben. Es sei an der Zeit, für die Früchte der Felder und für die Bauern- und Winzerfamilien zu danken, die der Bevölkerung diese Früchte zugänglich machen würden.
Mehrere tausend Besucher des Erntedankfestes konnten sich auf dem großen Bauernmarkt an einer Vielfalt landwirtschaftlicher und weinbaulicher Produkte erfreuen. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau präsentierte neben einem Informationsstand die verschiedenen Getreide- und Apfelsorten, die die Besucher im Rahmen eines Wettbewerbs erraten konnten. Der LandFrauenverband Rheinland-Nassau warb über ihren LandFrauen-Bus für mehr Wertschätzung für die Arbeit der Bauern- und Winzerfamilien. Die Landjugend Rheinland-Nassau stellte sich mit ihrem Agrarmobil als Ansprechpartner für junge Leute zur Verfügung. Über eine VR-Brille konnten interessierte junge Menschen einen Einblick in die moderne landwirtschaftliche Ausbildung erhalten.
Während des traditionellen Erntedankumzuges präsentierten sich die Landwirtschaft und der Weinbau den Einwohnern und Gästen der Stadt Trier.
Die Organisatoren des Erntedankfestes dankten allen Mitwirkenden des Erntedankfestes: Dem LandFrauenverband Trier-Saarburg für die Ausgestaltung des Gottesdienstes im Dom, den LandFrauenverbänden Vulkaneifel und Neuerburg für ihren Einsatz am LandFrauen-Bus, der Landjugendgruppe Rhein-Lahn für die Gestaltung der Erntekrone, der Volkstanzgruppe Zerf, der Winzertanzgruppe Leiwen, den Schlepperfreunden Pellingen, der katholischen Landvolkbewegung, dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Kreisgeschäftsstelle Trier, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel, allen Direktvermarktern des Bauernmarktes sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau für die finanzielle Unterstützung.