Koblenz. Zur Vorlage des neuen Monitoringberichts „Energiewende. Effizient. Machen.“ nimmt der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau und Vorsitzende des DBV-Fachausschusses Erneuerbare Energien, Marco Weber, Stellung:
„Der Bericht „Energiewende. Effizient. Machen.“ des „Reiche-Ministeriums“ für Wirtschaft und Energie zeigt eindeutig eine energiepolitische Neuausrichtung: Während die Freiflächen-Photovoltaik massiv ausgebaut werden soll, werden Biogas- und Biomasseanlagen zunehmend ins Abseits gedrängt. Für die Landwirtschaft hat das gravierende Konsequenzen, die der landwirtschaftliche Berufsstand so nicht akzeptieren kann. Die Bundesregierung setzt damit einseitig auf Freiflächen-PV und vernachlässigt die Potenziale, die Biogas bietet. Das bedeutet für die Landwirtschaft und letztlich für unsere gesamte Gesellschaft, dass immer mehr landwirtschaftliche Nutzflächen der Nahrungsmittelproduktion entzogen und in hochsubventionierte Solarparks umgewandelt werden. Gleichzeitig verlieren die Landwirte, die in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in Biogasanlagen getätigt haben, ihre Planungssicherheit. Statt Stabilität und Versorgungssicherheit bei der Bioenergieerzeugung zu gewährleisten, zwingt man die Biogasgewinnung in ein unsicheres Nischendasein, etwa in die Wärmeversorgung oder in die Einspeisung ins Gasnetz.
Biogas ist jedoch die einzige erneuerbare Energiequelle, die grundlastfähig und flexibel steuerbar ist. Gerade in Zeiten, in denen wir dringend Versorgungssicherheit benötigen, ist es energiepolitisch widersinnig, diesen Wirtschaftszweig herunterzufahren. Biomasse- und Biogasanlagen leisten nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur regionalen Wertschöpfung und Versorgungssicherheit im ländlichen Raum. Zudem ist dem weiteren Flächenfraß Einhalt zu bieten. Daher fordern wir die konsequente Nutzung von bereits versiegelten Flächen wie Parkplätzen oder großflächigen Dächern, um hier PV-Anlagen zu errichten: Solarenergie muss in mehreren Ebenen gedacht werden. Solarenergie allein nach Kosteneffizienz zu betrachten, hilft weder der Branche noch den Landwirten oder gar den Energieverbrauchern.
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau fordert daher:
1.) Planungssicherheit für bestehende Biogasanlagen durch eine verlässliche und langfristige Förderung.
2.) Technologieoffenheit statt einseitiger Bevorzugung von Freiflächen-PV. PV-Anlagen auf versiegelten Flächen (Parkplätze, Dächer) müssen Vorrang haben vor Freiflächen-Solarparks. Agri-PV-Anlagen tragen dazu bei, Nahrungsmittelproduktion und Energieerzeugung zu kombinieren, sind aber nicht ausgereift, bzw. nicht für alle Produktionsrichtungen geeignet.
3.) Flächenschutz: Acker- und Grünland sind die Grundlage unserer Ernährungssicherung. Eine ausufernde Flächenkonkurrenz durch PV darf nicht weiter angeheizt werden.
Die Landwirtschaft ist bereit, ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten – aber nicht, indem sie ihre Existenzgrundlagen gefährdet. Der aktuelle Monitoringbericht verkennt die Realität im ländlichen Raum und gefährdet die Akzeptanz der Energiewende. Wir brauchen eine Energiewende mit der Landwirtschaft, nicht gegen sie.“