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Der DBV-Fachausschuss für Erneuerbare Energie und Nachwachsende Rohstoffe traf sich und der Leitung von BWV-Präsident Marco Weber (grüne Jacke) in Rheinland-Nassau, wo dieser sich über die vielen Facetten der landwirtschaftlichen Energieerzeugung informierte. Foto und Bericht: BWV/Altmaier

DBV-Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet erkunden Energieprojekte in Rheinland-Pfalz

Koblenz. Wie wird der Energiehunger der Zukunft gedeckt und welche Projekte gibt es bereits? Mit diesen Fragestellungen befasste sich der Fachausschuss „Erneuerbare Energien und Nachwachsende Rohstoffe“ des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf Einladung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV). DBV-Fachausschussvorsitzender und BWV-Präsident Marco Weber, MdL, freute sich über die Gäste aus den 18 Landesbauernverbänden, die Exkursion und den anschließenden Austausch im Verbandshaus in Koblenz.

Am 18. September 2025 ging es zunächst zum Obsthof Nachtwey in Gelsdorf. Dort wird die erste Agri-PV-Anlage für CO2-neutralen Obstanbau getestet. Entsprechend neugierig waren die Teilnehmer der Exkursion. Das Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und weiteren Partnern ist die erste Agri-PV-Forschungsanlage für Äpfel und Spalierobst in Deutschland. Die Gesamtversuchsfläche beträgt 9.100 Quadratmeter, die Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von 258 kWp wurde auf rund einem Drittel der Fläche installiert.

Nach der Besichtigung des Pilotprojektes besuchte die Gruppe das Ahrtal, in dem weiterhin die Spuren der verheerenden Flutkatastrophe vom Juli 2021 zu sehen sind. Nach der Flut wurde ein zielgerichteter Wiederaufbau betrieben, bei dem die Menschen im Ahrtal zusammengerückt sind. Daher besuchte der DBV-Fachausschuss auch die Bürgerenergiegenossenschaft Marienthal. In diesem Ort waren 98 Prozent der Haushalte bis zum 1. Stock überflutet. Daher waren alle Heizungsanlagen zerstört, die in der Mehrzahl mit Heizöl oder Flüssiggas betrieben wurden. Hieraus ergaben sich nach der Flutnacht weitere erhebliche Folgeschäden an Natur und in Gebäuden. Aufgrund dieser Erfahrungen hat sich die Dorfgemeinschaft Marienthal dazu entschieden, eine hochwassersichere und zukunftsorientierte Lösung zu finden: Die Eegon – Eifel Energiegenossenschaft eG wurde mit ins Boot genommen und eine neue Form der Energieversorgung in dem kleinen Ahrtal-Ort initiiert. Tief beeindruckt zeigten sich die Gäste aus ganz Deutschland über den Wiederaufbau- und Pioniergeist, der diesem neuen Weg der dezentralen Wärme- und Energieversorgung zugrunde liegt.

Zuletzt wurde das Thema Bioenergieerzeugung im Hunsrück in den Fokus genommen. Die größte Bio-Erdgasanlage in Rheinland-Pfalz wird im Gewerbepark Hellerwald bei Boppard oberhalb des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal betrieben. Bei Vollauslastung kann die Anlage 60 Millionen kWh Bio-Erdgas produzieren, die auf Erdgasqualität angereichert werden. Seit Januar 2013 ist die Anlage in Betrieb, in der nachwachsende Rohstoffe wie Mais-, Gras-, Getreide und Pflanzensilage verarbeitet werden –  etwa 54.000 Tonnen pro Jahr. Die Bioenergieerzeugung Koblenz GmbH (BEE) betreibt die Anlage sowie weitere zehn Windkraftanlagen im Westerwald mit einer Leistung von 15 MW.

Zum Abschluss der Exkursion berichteten Mitarbeiter der Energieversorgung Mittelrhein AG (evm AG) am Hauptsitz in Koblenz über die Entwicklung der kommunalen Wärmeplanung, den Netzausbau, über Batteriespeicher und die Zukunft der Biogasenergie.

Am Abend besuchte der Staatssekretär für Energie Rheinland-Pfalz, Michael Hauer, den Bundesfachausschuss und stellte die Strategien des Landes vor und sich selbst der Fachdiskussion mit den DBV-Energie-Experten. Am zweiten Tag des Fachausschusses wurde schließlich ein Großbatteriespeicher-Projekt in der Nähe von Koblenz vorgestellt und die Hürden der Batteriespeicherung besprochen. Rundherum wurde der gesamte Themenkomplex des Bundesfachausschusses mit vorbildhaften Beispielen aus dem Norden von Rheinland-Pfalz beleuchtet. Hier brachte auch BWV-Vize-Präsident Harald Schneider als Biogas-Anlagen-Betreiber viele Sichtweisen ein, die von den Gästen aus ganz Deutschland geteilt wurden.

BWV-Präsident Marco Weber freute sich über die beiden Tage: „Wir erhielten spannende Einblicke in die Welt der Erneuerbaren Energien und konnten uns mit Fachleuten aus Verbänden und Unternehmern austauschen. Die vorgestellten Projekte bereicherten dabei unsere Diskussionen nachhaltig. Mein Dank gilt dem Organisations-Team in Berlin und Koblenz. Die drängenden Fragen der Energiepolitik müssen wir auch als ‚Energie-Landwirte‘ beantworten und der Politik mit auf den Weg geben. Daher freue ich mich auch, dass der zuständige Staatssekretär Michael Hauer aus Mainz nach Koblenz gekommen ist und sich viel Zeit für persönliche Gespräche genommen hat.“