Schweinehalter brauchen schnelle, zuverlässige und wirtschaftliche Vorgaben
Koblenz. Der Vorsitzende des Fachausschusses für Schweineproduktion im Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Markus Hansen, erklärte während der Ausschusssitzung, dass die geplante Bereitstellung des Bundes für den Umbau der Tierhaltung in Höhe von einer Milliarde Euro in vier Jahren viel zu gering sei. Schon jetzt würden in Rheinland-Pfalz nur ein halbes Prozent der deutschen Schweine stehen. Mit der aktuellen Politik der Bundesregierung werde die Schweinehaltung in Rheinland-Pfalz weiter belastet. Nun müssten alle schweinehaltenden, umbauwilligen Betriebe schnell, ausreichend und verlässlich gefördert werden. Es sei absolut unsozial, wenn die kleineren Betriebe vernachlässigt würden.
Nach BWV-Präsident Ökonomierat Michael Horper sei der Bund bezüglich des Umbaus der Schweinehaltung offensichtlich ratlos. Statt auf die Landwirte zu hören würden nun sogenannte „Bürgerräte“ gegründet, um letztendlich die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Dies sei eine landwirtschaftsfeindliche Politik. Dennoch zeigte sich Horper zuversichtlich: „Wir leben in einer Zeit, in der wir nicht die Nerven verlieren dürfen. Auf den Märkten bilden sich Tendenzen ab, die zuversichtlich stimmen.“ In Polen würden Bestände abgestockt, die Benelux-Staaten hätten die gleichen Probleme wie Deutschland. Auch Spanien stoße an produktionstechnische Grenzen.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung erläuterte Dr. Tim Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) die aktuelle Situation und die Perspektiven in der Schweinehaltung. Die Zahl der Sauenhalter hätte sich in einem Zeitraum von zehn Jahren halbiert. Innerhalb eines Jahres hätten sich bis Ende 2022 11,6 Prozent der Mastschweine in Deutschland vom Markt verabschiedet. Gleichzeitig gingen die Importe von Schweinen deutlich zurück. Das Angebot habe sich daher deutlich verknappt. Innerhalb der EU sei der Schweinebestand in einem Jahr um fünf Prozent gesunken. Ohne weitere unvorhersehbare Ereignisse sei daher trotz sinkender Nachfrage mit stabilen Schweinepreisen zu rechnen.
Roger Fechler, Leiter des Referates Vieh und Fleisch beim Deutschen Bauernverband und Benjamin Walker, Stabstelle Parlament des Deutschen Bauernverbandes, erläuterten die Arbeit des Verbandes für die schweinehaltenden Betriebe auf EU- und Bundesebene. Fechler stellte die klare kritische Position des DBV zum geplanten Tierhaltungskennzeichnungsgesetz vor. Es müsse Klarheit bei den Kriterien herrschen und die Finanzierung müsse sichergestellt werden. Außerdem sei es dringend notwendig auch das Genehmigungsrecht anzupassen. Er gehe davon aus, dass bis Juli dieses Jahres die Verabschiedung der entsprechenden Gesetze erfolgen werde. Wichtig sei dabei die anschließende Umsetzung der Gesetze. Fechler forderte einen verbindlichen Fahrplan, um den Betrieben Perspektiven zu ermöglichen. Die Änderung des Bundesbaugesetzes laufe parallel zu tierhaltungsrechtlichen Gesetzgebungsverfahren. Die Förderung der Landwirtschaft müsse außerdem mit „frischem Geld“ ausgestattet werden.
Hauke Deeken von der Universität Bonn referierte anschließend zum Thema „Abluftreinigungsanlagen als Energiequelle?“. Dabei machte Deeken deutlich, dass eine Abluftreinigung durchaus wirtschaftlich installiert werden könne, da diese mit erheblichen Energieeinsparungen verbunden sei. Deeken erläuterte drei wesentliche Wärmetauscher-Techniken, die allesamt wirtschaftlich einsetzbar seien.
Am Ende der Sitzung diskutierten die Mitglieder des Fachausschusses über die Politik des Bundeslandwirtschaftsministeriums und dessen Verhalten auf EU-Ebene. So müssten die deutschen Auflagen auf europäischer Ebene deutlicher abgestimmt werden, um Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirte zu verhindern. Die hohen Kosten bei Fleischbeschau und Tierkörperbeseitigung wurden mit der Geschäftsführerin des Fachausschusses und Hauptgeschäftsführerin, Karin Bothe-Heinemann, diskutiert. Der BWV werde nicht nachlassen, sich bei den zuständigen Ministerien für wirtschaftlich tragbare Lösungen einzusetzen.
Vorsitzender Markus Hansen schloss die Sitzung mit dem Hinweis, dass sich die Landwirte noch intensiver über die aktuelle Arbeit des BWV informieren sollten. Dabei seien die Agrar-Infos des BWV neben der Rheinischen Bauernzeitung ein wichtiges Medium. Diese könnten auf über die Homepage des Verbandes bestellt werden.