Gute Erträge, meist gute Qualität
Weinsheim. Die Getreideernte 2022 neigt sich dem Ende entgegen. Das im Herbst und Winter ausgesäte Getreide weist gute bis sehr gute Erträge und Qualitäten auf. Die Pflanzen konnten sich aufgrund der guten Winter- und noch akzeptablen Frühjahrsniederschläge gut entwickeln und haben wegen der guten Durchwurzelung die Sommertrockenheit gut überstanden. Die Wintergerste brilliert daher in den meisten Regionen mit guten bis überdurchschnittlichen Ernten. Auch beim Winterweizen sind auf guten Standorten Erträge bis zu neun Tonnen pro Hektar zu erzielen. Allerdings brachten die diesjährigen Gewitterereignisse sehr unterschiedliche Niederschlagsverteilungen mit sich, sodass bei leichten, durchlässigen Böden bei wenig Regen kaum Erträge über sieben Tonnen erreicht werden. Erfreulich zeigen sich insgesamt die Rapsflächen. Hier werden überdurchschnittliche Erträge mit teilweise über vier Tonnen pro Hektar geerntet. Auch die Ölgehalte weisen beachtliche Werte von über 42 Prozent auf. Kritischer sind die im Frühjahr gesäten Kulturen zu bewerten, wie zum Beispiel die Sommerbraugerste. Erntemengen und Qualitäten sind wegen der unterschiedlichen Regenmengen von Flurstück zu Flurstück verschieden. Die Gerste hat in der Regel ihre ährentragenden Halme auf zwei bis drei pro Saatkorn reduziert, was Erträge nur bis fünf Tonnen pro Hektar erwarten lässt.
Erfreulich zeigen sich die Erzeugerpreise, die beispielweise bei Winterweizen aktuell um 300 Euro die Tonne betragen. Dies sind ca. 100 Euro mehr als noch im Jahr zuvor, allerdings sind die Kosten für Energie extrem angestiegen, so dass sich z.B. der Preis für Düngemittel verdreifacht hat. Auch die Treibstoffpreise „fressen“ die höheren Erzeugerpreise nahezu vollständig auf.
Ähnliches trifft auch für den Obstbau zu. Äpfel und Zwetschgen lassen 2022 gute Ernten mit sehr guten Qualitäten erwarten. Allerdings sind auch hier hohe Energiekosten zu finanzieren. Diese Kosten können die Obstbaubetriebe wegen fehlender, höherer Erzeugerpreise nicht kompensieren. Der Konkurrenzdruck aus anderen EU-Staaten und Drittstaaten verhindert bei den heimischen Obstbaubetrieben dringend notwendige, höhere Einnahmen. Außerdem können die exportierenden Länder Pflanzenschutzmittel einsetzen, die in Deutschland verboten sind. Darüber hinaus haben die heimischen Obstbaubetriebe mit steigenden Mindestlöhnen zu kämpfen. All diese Aspekte führen für die Obstbaubetriebe in Rheinland-Pfalz zu einem desaströsen Erntejahr.
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau appelliert an die Politik, Ausnahmemöglichkeiten für den Mindestlohn bei Sonderkulturen zuzulassen und den Einsatz von solchen Pflanzenschutzmitteln zu ermöglichen, die in anderen EU-Staaten zugelassen