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Alle namhaften Vertreter aus Landwirtschaft, Umwelt und Verwaltung in Rheinland-Pfalz werden die Kooperation „Schulterschluss Artenvielfalt“ umsetzen, um sowohl dem Naturschutz als auch der Landwirtschaft Perspektiven zu bieten. Foto: BWV/Herbert Netter

Verbände und Verwaltung unterzeichnen Kooperationsabkommen zum Schulterschluss Artenvielfalt

Mainz. Nach mehr als drei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit haben Vertreter der Landwirtschafts- und Umweltverbände, der Landwirtschaftskammer sowie des Landwirtschafts- und Umweltministeriums Rheinland-Pfalz in Mainz das Kooperationsabkommen „Schulterschluss Artenvielfalt“ unterzeichnet.

Der Erhalt einer wettbewerbsfähigen, zur Ernährungssicherung beitragenden Landwirtschaft und der Schutz der heimischen Artenvielfalt sind gemeinsame Anliegen der Landesregierung sowie der rheinland-pfälzischen Natur- und Landwirtschaftsverbände. Zu den zentralen Themen der Kooperation gehören u.a. „Bildung, Beratung, Motivation“, „Naturschutzmaßnahmen und Grünlandschutz“, „Maßnahmensteuerung und Honorierung“, „Wasser“ sowie der Umgang mit sogenannten Konfliktarten. Das gemeinsame Ziel ist eine nachhaltige Weiterentwicklung des ländlichen Raums.

Der 2022 gestartete Prozess, an dem über 80 Personen beteiligt waren, führte letztlich zu einem breiten Konsens. Mit der nun geschlossenen Kooperationsvereinbarung verpflichten sich Ministerien, Verbände und die Landwirtschaftskammer, den Prozess dauerhaft zu verstetigen und die Umsetzung des Schulterschlusses Artenvielfalt gemeinsam voranzutreiben.

BWV-Präsident Marco Weber betonte, dass Landwirtschaft und Weinbau den anderen Beteiligten einen Vertrauensvorschuss gewährten, in der Hoffnung auf eine tatsächlich positive Entwicklung: „Wir werden die weitere Entwicklung genau beobachten und die Ergebnisse sorgfältig evaluieren. Unsere Bereitschaft, aktiver Teil des Schulterschlusses zu sein, hängt selbstverständlich auch davon ab, dass das Land Rheinland-Pfalz die nötigen finanziellen Mittel bereitstellt. Schließlich sind es die Bauern und Winzer, die in Vorleistung treten und deren Arbeit angemessen honoriert werden muss.“

Umweltministerin Katrin Eder hob hervor, dass der Schulterschluss weit mehr als ein bloßer Dialogprozess sei: Er setze auf eine Zusammenarbeit, die auf Vertrauen basiere. Ein noch zu gründendes Forum werde die Kooperation weiterentwickeln. Es gehe nicht nur um Naturschutz, sondern ebenso um den Erhalt der Kulturlandschaft. Gesunde Böden, Artenvielfalt und regionale agrarstrukturelle Besonderheiten müssten gleichermaßen berücksichtigt werden. Den künftigen lokalen Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz (LaNaKos) komme dabei eine besondere Bedeutung zu. Diese würden langfristig mit den künftigen Naturschutzstationen verknüpft werden.

Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt begrüßte die Zusammenarbeit auf Augenhöhe in den regionalen Kooperationen. Dies sei mitentscheidend für eine künftig ökonomisch tragfähige Landwirtschaft. Der Dialogprozess werde fortgesetzt, um Agrar- und Weinbaubetriebe zielgerichtet zu stärken. Schmitt verwies zudem auf die Bedeutung technischer Entwicklungen – einschließlich Künstlicher Intelligenz –, die eine bedarfsorientierte Ausbringung von Produktionsmitteln ermöglichen und so den Anforderungen an Umwelt- und Artenschutz besser gerecht werden würden. Sie dankte den Mitgliedern der bisherigen Arbeitsgruppen und betonte, dass während der Umsetzung der Ergebnisse gleichzeitig Bürokratie abgebaut und Verfahren vereinfacht werden müssten.

Cosima Lindemann, Vorsitzende des Naturschutzbundes Rheinland-Pfalz, unterstrich die Besonderheit des Prozesses: „Von Beginn an wollten wir den Weg gemeinsam mit der Landwirtschaft gehen. Gerade die Biodiversitätskrise verlangt eine vielseitige Betrachtung der Ursachen und Lösungen. Dafür braucht es eine ökonomisch tragfähige Landwirtschaft. Die Unterstützung der Betriebe ist daher unerlässlich, ebenso der Abbau unnötiger Bürokratie.“

Eberhard Hartelt, Präsident des BWV Rheinland-Pfalz Süd, machte deutlich, dass Regelungen aus Brüssel oder Berlin häufig nicht auf regionale Gegebenheiten abgestimmt seien. Vom Schulterschluss erwarte man künftig mehr Flexibilität. Regional angepasste Maßnahmen könnten sowohl dem Artenrückgang entgegenwirken als auch die wirtschaftliche Situation landwirtschaftlicher Familien verbessern. Am Ende müssten Maßnahmen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv und umsetzbar sein.

Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Ökonomierat Michael Horper, zeigte sich überzeugt, dass freiwillige Kooperationsmaßnahmen die Wirksamkeit von Umweltprogrammen steigern und gleichzeitig eine angemessene Entlohnung der landwirtschaftlichen Betriebe sichern könnten: „Wir sind auf einem guten Weg. Die Weiterentwicklung einer effizienten Beratung und Betreuung der Betriebe ist dabei besonders wichtig. Bürokratische Hemmnisse müssen jedoch zwingend abgebaut werden.“

In der abschließenden Diskussion wurde die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz nochmals bekräftigt. Alle Beteiligten waren sich einig, dass nur eine wirtschaftlich starke Landwirtschaft Naturschutzmaßnahmen dauerhaft umsetzen kann. Nun gelte es, das Begleitforum einzurichten und die Kooperation konsequent weiterzuentwickeln.