Landwirtschaft und Tradition

Westerwälder Landwirte feierten Erntedank mit Bischof und Dekan

Irmtraut. Mit einem ökumenischen Erntedankgottesdienst feierten Bischof Dr. Georg Bätzing und Dr. Axel Wengenroth, Dekan des evangelischen Dekanats Westerburg, gemeinsam mit den Westerwälder Landwirten ein Erntedankfest auf dem Hubertushof der Familien Müller und Endres in Irmtraut. Der Einladung der Westerwälder Kreisbauernverbände waren neben vielen Landwirtsfamilien auch etliche Gläubige aus den umliegenden Ortschaften gefolgt und zeigten damit, dass sie im Angesicht der Ernte Dankbarkeit empfinden und Lebensmittel nicht als Selbstverständlichkeit wahrnehmen.

„Landwirtschaft und Kirche tragen beide große Verantwortung in unserer Gesellschaft und sind sich dieser Verantwortung für das Wohl der Menschen sehr bewusst“, hob Betriebsleiterin Carolin Endres die Gemeinsamkeiten von Kirche und Landwirtschaft in ihrer Begrüßung hervor. Sie freute sich über den großen Zuspruch zu diesem Gottesdienst, der in der reich geschmückten Maschinenhalle des Betriebs an einem Strohaltar stattfand. Endres dankte den vielen Helfern, die mit großer Freude die Vorbereitung und Durchführung der Feier unterstützt haben.

Die großen Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, waren im Gottesdienst zentrales Thema. „Die Zeit der Selbstverständlichkeiten ist vorbei und es gibt für nationale und globale Herausforderungen keine schnellen und einfachen Lösungen“, sagte Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt. Die Corona-Pandemie habe zu materiellen Engpässen, vor allem aber zur Isolation von Menschen geführt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine harte Probe gestellt. Noch sei Corona nicht vorbei und schon bestimme der Krieg in der Ukraine und seine Folgen den Alltag der Menschen. „Jeder spürt die Fragen und die Herausforderungen für unsere Gemeinschaft und unsere Solidarität, wenn wir über diesen Herbst und Winter kommen wollen“, so der Bischof. „Machen wir uns nichts vor. Angesichts der nationalen und globalen Veränderungen wächst unsere Verantwortung. Wir müssen uns lauter, entschiedener und nachhaltiger für die Versorgung der Menschen und den Stopp des Hungers weltweit einsetzen“, stellt Bätzing klar. Diese Erkenntnis sei grundsätzlich nicht neu und bis 2035 sollten keine Menschen mehr verhungern. Die Entwicklung sei aber leider eine andere. Weltweit lebten wieder Millionen Menschen mehr am Rand der Existenz. „Dafür tragen auch wir mit unserem täglichen Handeln bei“, mahnte der Bischof.

Mehr Engagement und eine Bewusstseinsschärfung brauche es auch mit Blick auf die Bewahrung der Schöpfung. Man dürfe die Verantwortung für den Erhalt der Natur, der Wiesen und Felder, der Äcker und des menschlichen Lebens nicht wegdelegieren und bestimmte Berufsgruppen dafür allein verantwortlich machen. „So ist es nicht. Unser Lebensstil ist an Grenzen gekommen. Ehrlicherweise müssen wir uns eingestehen, diese Grenze schon überschritten zu haben. Mit Blick auf die natürlichen Ressourcen leben wir bereits jetzt auf Pump und auf Kosten der jüngeren Generation. Das darf uns doch nicht egal sein“, so Bätzing. Es brauche die Überwindung von Gewohnheiten.

Am Ende des Gottesdienstes lud der Bischof die vielen Kinder zum Altar ein und segnete sie. Beim gemeinsamen Mittagessen hatten die Landwirte die Gelegenheit, mit dem Bischof und dem Dekan ins Gespräch zu kommen. Ein gemeinsamer Betriebsrundgang rundete die Veranstaltung ab.