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Pressekonferenz mit Technik: Landwirte und Jäger stellen die aktuellste Kitzrettungstechnik vor. 4. von links: Christoph Hildebrandt vom Landesjagdverband, rechts daneben BWV-Präsident Marco Weber, eingerahmt von Landwirten und Jägern, den ehrenamtlichen Wildrettern. © BWV/Roesler

Landwirte und Jäger arbeiten Hand in Hand für den Schutz des Jungwilds

Katzwinkel. Nach der Trockenphase steht die Fortsetzung der Wiesenmahd bevor. Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz (LJV) und der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) informierten im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz auf dem Berghof der Familie Reif in Katzwinkel (Vulkaneifelkreis) darüber, wie Jungwild während der Mäharbeiten geschützt werden kann. Die Mahd fällt in die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere – insbesondere der Rehe. Um zu verhindern, dass Rehkitze durch Mähwerke verletzt oder getötet werden, arbeiten Jäger und Landwirte eng zusammen.

„Der Schutz von Wildtieren liegt sowohl im Interesse der Jäger als auch der Landwirte. Umso mehr freut es mich, dass beide Gruppen so kooperativ und verantwortungsbewusst handeln, um die Tiere bestmöglich zu schützen“, betonte Marco Weber, Präsident des BWV. Der Bauern- und Winzerverband arbeite intensiv mit Jägern und Jagdgenossenschaften zusammen, um die Zahl verletzter oder getöteter Jungtiere kontinuierlich zu senken. Allein im vergangenen Jahr hätten in Rheinland-Pfalz über 7.000 Rehkitze sowie zahlreiche andere Wildtiere, vor allem durch effektive Drohneneinsätze, gerettet werden können – eine Erfolgsgeschichte, die im Sinne des Tierschutzes fortgeführt werde.

Christoph Hildebrandt, Wildmeister und Leiter der Landesjagdschule, ergänzte, dass der Landesjagdverband regelmäßig zu gemeinsamen Rettungsaktionen aufrufe und das partnerschaftliche Miteinander zwischen Landwirten und Jägern ausdrücklich begrüße. Auch lokale Tierschutzgruppen engagierten sich zunehmend beim Kitzschutz. Die technische Entwicklung habe den Schutz der Jungtiere deutlich effektiver gemacht – insbesondere durch den Einsatz moderner Drohnentechnik, die mittlerweile eine zentrale Rolle einnehme.

Der Kreisjagdvorsitzende des Vulkaneifelkreises, Peter Kocks, hob das freiwillige Engagement der Jäger hervor: „Wir betreiben Hege und Pflege. Daher haben wir bereits vier Drohnen angeschafft, benötigen aber dringend weitere. Ich freue mich über jede Spende, die die Anschaffung zusätzlicher Drohnen ermöglicht.“

Der gastgebende Landwirt Sebastian Reif berichtete über den erheblichen Aufwand, der hinter den Kitzrettungsaktionen stecke: „100 Hektar Wiesen während einer ‚Regenpause‘ zu mähen, erfordert eine punktgenaue Überprüfung der Flächen durch erfahrene Drohnenpiloten. Nicht jedes Jahr haben wir stabiles Wetter. Grundlage für den Erfolg ist eine gute und effektive Kommunikation mit der ortsansässigen Jägerschaft.“ Reif bedankte sich bei den Jagdpächtern für ihre Kooperationsbereitschaft.

Landwirt David Pürling aus Kelberg stellte zudem ein innovatives Kitzschutzgerät vor. Er setze an seinem Schneidwerk auf zehn Meter Breite, ausklappbare Infrarotsensoren ein. Damit könne er Wildtiere in den Wiesen zuverlässig orten und sei dadurch unabhängig von externen Drohneneinsätzen. Das Gerät werde von der Firma Pöttinger angeboten und vom Land Rheinland-Pfalz mit 40 Prozent gefördert. Seines Wissens sei Pürlings Betrieb der erste im Vulkaneifelkreis, der diese Infrarottechnik einsetze.

Im Rahmen der Pressekonferenz demonstrierten sowohl die Jäger als auch David Pürling ihre Schutzmaßnahmen.

Eine repräsentative Umfrage der Deutschen Wildtierrettung und des Deutschen Jagdverbands aus dem Jahr 2023 belegt den Erfolg dieser Methoden: Im Schnitt konnte auf je zehn Hektar abgesuchter Fläche jeweils ein Rehkitz entdeckt werden. Von 100 Rehkitzen konnten durchschnittlich über 97 Tiere gerettet werden – ein deutlicher Beleg für die hohe Wirksamkeit der Drohneneinsätze.

Beide Verbände verweisen abschließend auf die vom LJV veröffentlichte Handlungsempfehlung zur Jungwildrettung. Diese kann hier heruntergeladen werden.