Liebe Bäuerinnen und Bauern, Winzerinnen und Winzer, liebe Jugend,
am 23. Februar findet die Wahl zum 21. Deutschen Bundestag statt. Ich bitte Sie nachdrücklich, an der kommenden Bundestagswahl teilzunehmen. Ich weiß, dass die Umsetzung unserer begründeten Anliegen dem Bohren dicker Bretter gleicht. Vor einem Jahr haben wir demonstriert und öffentlich für unsere Interessen gekämpft. Es gibt auf Bundesebene aber nur einen einzigen Ort, an dem sie umgesetzt werden können – den Deutschen Bundestag.
Agrardiesel, Tierwohl, Pflanzenschutz, Bioenergie und viele Themen mehr müssen aber auch auf offene Ohren stoßen. Der Berufsstand muss mit Abgeordneten diskutieren, die unsere Anliegen nachvollziehen können und sich in Entscheidungspositionen befinden. Nur dann können wir weitere Erfolge erzielen, die uns Perspektiven eröffnen. Nur so werden die Landwirtschaft und der Weinbau den ihnen gebührenden Platz in der deutschen Wirtschaft und im Wettbewerb innerhalb der EU wieder einnehmen können. Ich habe es satt, dass unsere Arbeit, unser Eigentum und unser wirtschaftliches Auskommen die Spielwiesen ideologischer Strömungen in unserer Gesellschaft sind. Wenn es Ihnen genauso geht, nutzen Sie diese Möglichkeit, bei der Wahl Ihre Stimme für Toleranz, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Schutz des Eigentums abzugeben.
Corona, Demonstrationen und Lebensmittelverknappung haben ihre Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Selbstversorgung ist längst keine verlachte Forderung mehr. 80 Jahre Frieden und Freiheit werden nicht mehr als selbstverständlich wahrgenommen. Dennoch dauert es lange, bis ein Staatsapparat auf solche Faktoren reagiert. Daher benötigen wir Geduld und einen langen Atem, aber auch ein Umfeld, das eine Kursänderung zulässt.
Die Systemrelevanz der Landwirtschaft und des Weinbaus ist mittlerweile unbestritten. Wir erzeugen gesunde und beste Lebensmittel. Wir sind aber auch Teil einer gesellschaftlichen Klimaschutzinitiative und tragen mit unseren Biogasanlagen, Windkraftanlagen auf unseren Flächen, Solaranlagen auf unseren Dächern und mit der Produktion nachwachsender Rohstoffe zur Klimawende bei. Wie daraus unschwer zu erkennen ist, sind unsere Flächen unser Kapital. Daher werden wir weiter für den Flächenschutz und den Flächenerhalt kämpfen. Dafür benötigen wir aber dringend wieder aufgeschlossene Gesprächspartner.
Unsere bäuerlichen Familienbetriebe brauchen Perspektiven. Ihre Bedeutung für den ländlichen Raum ist essenziell. Daher bitte ich Sie, für sich die Fragen zu beantworten, wer unsere Aussichten in die Zukunft verbessern kann und wer sich für mehr fairen Wettbewerb für unsere Betriebe einsetzt. Wir benötigen ein Parlament, das unser Eigentum und unsere Rechte nicht mehr infrage stellt. Hierunter fällt auch der verantwortungsbewusste Umgang mit unseren Flächen und unseren Tieren, also der sinnvolle Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf allen unseren landwirtschaftlichen Flächen und endlich Unterstützung beim Um- und Neubau von Ställen, um gesellschaftlich gewollte Tierschutzmaßnahmen umzusetzen. Diese müssen danach über Jahrzehnte Bestand haben. Es handelt sich dabei schließlich um generationenrelevante Investitionen.
Die von mir genannten Spielwiesen haben hier keinen Platz. Es muss Schluss damit sein, dass ein Betriebsleiter Investitionen scheut, weil er mit Nachforderungen rechnen muss. So kann ein attraktiver Standort Deutschland nicht gelingen. Kurzum, wir brauchen wieder Menschen in verantwortlichen Positionen – also im Bundestag – die akzeptieren, dass landwirtschaftliche und weinbauliche Betriebe wirtschaftliche Unternehmen sind, die auskömmliche Preise benötigen sowie einen Ausgleich für steigende Kosten. Wir brauchen eine Wertschöpfung, die uns wieder die Freude am Beruf zurückbringt und uns für die Zukunft planen lässt.
Selbstverständlich sind wir bereit, Naturschutzmaßnahmen umzusetzen. Wir haben doch selbst Freude an unseren Flächen und der Natur, die uns tagtäglich umgibt. Wir leisten doch gerne unseren Beitrag für die Artenvielfalt, für gesundes Wasser und fruchtbare Böden. Wenn die Ökonomie stimmt und wir unseren Beruf mit Freude ausüben können, profitiert auch die Ökologie.
Tragen Sie bitte dazu bei, dass Ihre Berufsvertreterinnen und -vertreter Ihre Ziele umsetzen können. Nehmen Sie Ihr ureigenes Recht als deutsche Bürgerinnen und Bürger wahr und wählen Sie aus dem Spektrum der demokratischen Parteien die richtige für sich, Ihre Zukunft und für die Zukunft Ihrer Familie und Ihres Betriebs!
Marco Weber
Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau