Grußwort zum Jahreswechsel – Gemeinsam sind wir stark

Liebe Bäuerinnen und Bauern,
Winzerinnen und Winzer,

wir Landwirte und Winzer werden tagtäglich durch eine riesige Zahl und enorme Vielfalt an Anforderungen, Auflagen und Vorschriften belastet. Die in den Betrieben erforderlichen Dokumentationen und Datenerhebungen fordern Zeit und kosten Geld. Zusätzlich ist die mentale Belastung durch die Vielzahl der unterschiedlichen, zum Teil widersprüchlichen und fachlich unsinnigen Vorschriften, aber auch durch die Kontrollen oder Audits durch Dritte, enorm. Die Energie der Bauern und Winzer wird davon aufgezehrt.

Wie wäre es, wenn Landwirte und Winzer wieder mit aller Kraft das tun könnten, was sie am besten können? Nahrungsmittel vom Acker, im Stall und in Obstbaumkulturen erzeugen, besondere Weine kreieren und vermarkten, Tiere großziehen und ihre Leistungsfähigkeit bei Milch und Fleisch durch gute Futterqualität und gute Haltungsbedingungen fördern und ganz nebenbei die Kulturlandschaft pflegen? Es wäre fast wie im Bilderbuch. Einfach, beschaulich und zufriedenstellend. Doch aus der Traum! Der Berufsstand wird gegängelt, kontrolliert, durch globale Handelsabkommen mit geringeren Standards vor den Kopf gestoßen, durch Vorschriften von der Aussaat bis zur Vermarktung beengt und von der Geburt eines Nutztiers bis über dessen Tod hinaus überwacht. Ein Schwarm von Wegweisern sagt denen, die ihr Fach von der Pike auf gelernt haben, was sie zu tun und zu lassen haben. Das muss aufhören!

Seit 2017 wurden alleine 174 neue bundesrechtliche Vorgaben für unseren Wirtschaftszweig „Land-, Forstwirtschaft und Fischerei“ erlassen, während nur 17 abgeschafft und 25 Vorgaben vereinfacht wurden. Diese Zahlen hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linken nach den Bürokratiekosten in der Landwirtschaft im Bundestag im November mitgeteilt. Der berufsständische Kampf gegen die Bürokratie und fachlich unsinnige Vorschriften ist vergleichbar mit dem Kampf gegen die vielköpfige Hydra, bei der zwei Köpfe nachwachsen, wenn ein Kopf abgetrennt wird. Trotzdem wird der Verband nicht aufhören, gegen neue, unsinnige Vorschriften zu kämpfen. Niemand sonst macht das tagtäglich für Sie – nur der Bauern- und Winzerverband.

Neben der Bürokratie erleben wir auch die Reduzierung und Streichung von finanziellen Unterstützungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirte und Winzer gegenüber ihren Kollegen in angrenzenden EU-Staaten nachhaltig verschlechtern. Die Reduzierung der Agrardieselsteuerrückvergütung ist nur ein Beispiel von vielen und der Plan der Ampel, sie komplett zu streichen, hat das Fass im Winter 2023/24 zum Überlaufen gebracht.

Es war nicht diese eine Entscheidung, die die Landwirte auf die Straße getrieben hat. Es waren das ständige Misstrauen einem gut ausgebildeten Berufstand gegenüber, das ständige Besserwissen, die Benachteiligung durch schärfere Auflagen und die ständige Bevormundung. Seither verging kein politisches Gespräch, in dem der Verband nicht eingefordert hat, die Benachteiligungen der deutschen Landwirtschaft rückgängig zu machen und das Gespräch mit der Landwirtschaft zu suchen. Wir haben Respekt verdient und ihn tatsächlich auch von der Bevölkerung und auch anderen Wirtschaftszweigen bekommen. Aber wir müssen uns weiter mit Argumenten und Penetranz auf demokratischer Grundlage wehren! Eine neue Bundesregierung muss uns in unserer Wettbewerbsfähigkeit stärken und nicht schwächen. Das gilt auch beim Pflanzenschutz und bei der bedarfsgerechten Düngung, bei den Tierschutzvorgaben, bei der Nutzung von Biomasse zur Stromproduktion und der Sicherung der Grünlandbewirtschaftung durch Weidetiere. Unsere qualitativ hochwertigen, unter Beachtung von Standards beim Tier-, Arten-, Boden-, Arbeits- und Klimaschutz etc., erzeugten Produkte, müssen auch auf dem globalen Markt bestehen können. Das gilt ebenfalls beim Abschluss von Handelsabkommen.

Die Landwirtschaft produziert nämlich viel mehr als Nahrungsmittel. Sie produziert auch Kulturlandschaft und ist damit Grundlage für den Tourismus in der Region. Sie produziert außerdem das Gemeinschaftsgefühl im ländlichen Raum. Sind es doch oft Landwirte und Winzer, die den Maibaum oder den Weihnachtsbaum aufstellen, in den örtlichen Vereinen und der Feuerwehr aktiv sind und bei Dorffesten für die kulinarischen Genüsse sorgen. Dieses Engagement ist auch ein Garant für ein demokratisches Miteinander in den Dörfern und im ländlichen Raum. Daran werden wir alle Politiker erinnern, egal ob sie in der neuen Regierung Verantwortung tragen oder nicht.

Wir sind in Brüssel, Berlin und in Mainz für Sie! Wir werden weiter für Sie und Ihre Familien eintreten, gegen unsinnige, kräftezehrende Auflagen aufstehen und für faire Rahmenbedingungen kämpfen, damit Sie und Ihre Familie auch in Zukunft den schönsten Beruf, den es gibt, ausüben können – Landwirt oder Winzer zu sein.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest, ein gutes und gesundes neues Jahr und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit im Betrieb. Seien Sie stolz auf das, was Sie täglich schaffen und erschaffen – Nahrungsmittel, Kulturlandschaft und Demokratie im ländlichen Raum.

Marco Weber
Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau

Obstbauern benötigen in der Politik Entscheidungen mit Sachverstand

 

Klein Altendorf. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) hatte am 13. Dezember zur traditionellen Rheinisch-Nassauischen Obstbautag ins Forum des Campus Klein-Altendorf bei Rheinbach eingeladen. Der Einladung waren rd. 80 Obstbauern, Politiker und Berate gefolgt.

In seiner Begrüßung sprach sich Prof. Dr. Ralf Pude für mehr wissenschaftliche Entscheidungen in der Politik aus. Sein Institut erarbeite beispielsweise im Bereich „Nachwachsende Rohstoffe in der Landwirtschaft“ Ergebnisse, die alternative Bewirtschaftungsmöglichkeiten eröffneten.

BWV-Präsident Marco Weber bestätigte dies. Er selbst habe in seinem Betrieb einige alternative Kulturen ausprobiert. Bisher habe er immer viel Freude an seinem Beruf gehabt, aber nun stehe der Berufsstand an einer „Bordsteinkante“, an der sowohl der Berufsstand als auch die Politik aufpassen müssten, um nicht die Bodenhaftung zu verlieren, und die Landwirte somit ihre Freude am Beruf. Landwirte und Winzer müssten sich mit Bürokratie, aber auch Wetterrisiken auseinandersetzen. Hier könne die Politik tatkräftig helfen, um den Menschen in den Grünen Berufen ihre Freude an ihrer Berufung zu erhalten, so Weber. Daher müsse in Rheinland-Pfalz während der kommenden GAP-Periode die Ernteversicherung auch für die Obstbaubetriebe vollumfänglich unterstützt werden. Ein Landesprogramm müsse gerade für die bisher nicht berücksichtigten Obstbaubetriebe angeboten werden. Er freue sich darüber, dass in Rheinland-Pfalz ein Antrag zur Bezuschussung einer Mehrgefahrenversicherung auf den Weg gebracht worden sei, so der BWV-Präsident.

Während der Kundgebung anlässlich der Umweltministerkonferenz Ende November in Dernau sei der Pflanzenschutz ein zentrales Thema gewesen. In diesem Zusammenhang dankte Weber der EU-Abgeordneten Christine Schneider, die bisher immer einen kühlen Kopf bewahrt und sich für wirtschaftliche Themen eingesetzt habe, obwohl sie gegen große Widerstände habe ankämpfen müssen. Sie habe mit ihrem Einsatz im EU-Parlament wesentlich zur Ablehnung der Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) beigetragen. Diese Verordnung hätte viele Betriebe in Deutschland zerstört.

Weber forderte die Politik auf, nach den kommenden Bundestagswahlen am 23. Februar Agrarpolitik für die Landwirtschaft und nicht gegen sie zu betreiben. „Weniger ist oft mehr. Politischer Aktionismus schadet den Betrieben. Auch auf europäischer Ebene muss endlich der Rückwärtsgang eingelegt werden. Die Verordnung über die Wiederherstellung der Natur (NRL) trägt allerdings nicht dazu bei, das Vertrauen in die Politik zu stärken.“

Der Deutsche Bauernverband werde gerade gegenüber der Politik sehr deutlich darlegen, welche negativen Entwicklungen unbedingt gestoppt werden müssten. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe offensichtlich nicht verstanden, was die Landwirtschaft benötige. Es müsse das Ziel der verantwortlichen Politiker sein, die Menschen in ihren Berufen zu motivieren und nicht zu bremsen.

Weber bot der EU-Abgeordneten und parlamentarischen Geschäftsführerin Christine Schneider seine Unterstützung an. Er sei auch bereit, gemeinsam mit seinen Berufskollegen nach Brüssel zu fahren, wenn sie Unterstützung benötige.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Obstbau, Norbert Schäfer, kann das langsame und schwerfällige Arbeiten der Bundesregierung nicht verstehen. Erst im Juli habe Deutschland bei der EU Hilfen für die landwirtschaftlichen und weinbaulichen Frostschäden beantragt, viel später als viele andere Mitgliedstaaten der EU. Am Ende würden dennoch über 46 Mio. € an die betroffenen Betriebe ausgeschüttet. Neben einer künftigen staatlichen Unterstützung der Risikoabsicherung für Obst- und Gemüsebaubetriebe müssten auch bürokratischer Hemmnisse beim Aufbau von Schutzanlagen im Obstbau abgebaut werden.

Er sei wütend über die dauernden Diskussionen über den Mindestlohn. Dieser sei schon bei der letzten Wahl thematisiert worden und nun schon wieder. Hier müsse die Politik gebremst werden, weil einzelne Staaten nicht einseitig diese Löhne erhöhen könnten, ohne verschiedene Wirtschaftszweige schwer zu schädigen.

Anwendungsverbote von Pflanzenschutzmitteln sind widersinnig

Invasive Schädlinge breiteten sich dramatisch aus, so Schäfer. Gleichzeitig fehlten passende Pflanzenschutzmittel. „Chemische Pflanzenschutzmittel werden weiterhin benötigt, um riesige Indikationslücken zu verhindern.“ Notfallzulassungen seien keine Dauerlösungen. Es sei vielmehr sehr bedenklich, dass viele Schadinsekten nicht mehr mit regulär zugelassenen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden könnten.

Den Menschen, auch den Entscheidern in der Politik, müsse wieder deutlicher dargelegt werden, dass jede verlorene Obstbaufläche die Artenvielfalt verringere. Auch ein Anwendungsverbot von Pflanzenschutzmitteln in Wasserschutzgebieten sei völlig widersinnig. Er bat den Berufsstand, wieder aktiv zu werden, wenn abermals Initiativen gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln losgetreten würden.

Schäfer dankte der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsverwaltung, die die Pachtverträge für das Dienstleistungszentrum in Klein-Altendorf für fünf weitere Jahre verlängert habe. Dies sei ein gutes Zeichen für die Obstbaubetriebe in Rheinland-Pfalz.

Christine Schneider, parlamentarische Geschäftsführerin im Europaparlament, kritisierte das Fehlen einer praktikablen Mehrgefahrenversicherung für Obstbaubetriebe scharf. Sie habe Staatssekretär Andy Becht bereits angeschrieben, der aber auf die schwierige Finanzierung der Unterstützungsmaßnahmen hingewiesen habe. Sie sei aber erfreut, dass eine solche Finanzierung nun auf den Weg gebracht worden sei und die Obstbaubetriebe in naher Zukunft mit entsprechenden Angeboten aus der Versicherungswirtschaft rechnen könnten. Schließlich seien die Betriebe in Notsituationen dann nicht mehr auf die Politik angewiesen.

Bauernproteste haben Wirkung gezeigt

Die Bauernproteste in Deutschland und Europa haben Wirkung gezeigt, ist die Abgeordnete überzeugt. Ohne die Demonstrationen hätte es verpflichtende Flächenstilllegungen gegeben. Die Pflanzenschutzpolitik und die Gemeinsame Agrarpolitik würden deutlich landwirtschaftsfreundlicher diskutiert. Die Demonstrationen hätten zu deutlich mehr Diskussionen in den zuständigen politischen Gremien um die Zukunft der Landwirtschaft geführt. Nun gelte es, die Finanzierung der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik festzulegen.

Sie halte nichts von Verboten und Auflagen, sondern vielmehr von Anreizen, so Schneider. Bürokratische Maßnahmen und Dokumentationspflichten müssten reduziert werden. Eine wesentliche Hürde sei aber die deutsche Gründlichkeit. Die Angst vor Vertragsverletzungsverfahren sei gerade in Deutschland übermächtig. Dabei werde überall über Dokumentationspflichten und lange Genehmigungsverfahren geklagt. „Unsere Nachbarn haben eine deutlich andere Denkweise. Während wir eine ängstliche Vollkaskomentalität ausleben, bedeutet Freiheit für unsere Nachbarn das Wahrnehmen von Eigenverantwortung. Das beinhaltet zwar höhere Risiken, ermöglicht aber auch mehr Chancen“, so die Europaparlamentarierin.

Die Landwirtschaft sei in den verschiedenen Staaten der EU unterschiedlich ausgerichtet. Unterschiedliche Kulturen bedeuteten auch unterschiedliche Anforderungen. So hätten beispielsweise Flächenbeihilfen in Rumänien einen völlig anderen Stellenwert als in Deutschland. Das Problem im Parlament sei aber, Mehrheiten zu erzielen. Daher müsse Deutschland deutlich definieren, was abgesichert werden müsse und wie es zu finanzieren sei. Beispielsweise habe Deutschland den Bereich Digitalisierung bisher sehr „stiefmütterlich“ behandelt. Hier bestehe dringender Nachholbedarf. Eine weitere sehr wichtige Rolle in der EU-Agrarpolitik werde künftig das Wasser spielen. Die neue EU-Kommission wolle mit dem Berufsstand zusammenarbeiten, um Agrarprogramme zu erarbeiten. Dabei werde der Agrarhaushalt sicherlich nicht mit frischem Geld ausgestattet. Es sei schon ein Erfolg, die Mittel in der bisherigen Höhe zu erhalten. Sollte aber eines Tages die Ukraine Mitglied der Europäischen Union werden, werde die Flächenprämie nicht zu halten sein.

Europa besitze die ertragreichsten Flächen der Welt. Die Einführung einer Flächenstilllegung habe sie daher sehr geärgert, so Schneider. Ziel der Agrarpolitik müsse es auch in Zukunft sein, die Ernährungsgrundlage der europäischen Bevölkerung zu sichern. Die Mindestlohndiskussion konterkariere dabei wichtige Ziele, vor allem die der Sonderkulturbetriebe. Sie selbst sei nie Anhängerin eines Mindestlohns gewesen. Die Landwirtschaft habe nun einmal das Problem, Saisonarbeitskräfte aus Niedriglohnländern einstellen zu müssen. Es gebe schließlich Gründe für die niedrigen Löhne, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern z. B. auch in der Gastronomie. Dabei stehe Deutschland in Konkurrenz mit Staaten, die noch nicht einmal einen Mindestlohn auswiesen, wie z. B. Italien, so Schneider.

Die Diskussion um die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln kritisierte Schneider als zu ideologisch. Die SUR habe nichts mit der Realität gemein gehabt. Grundlegend problematisch sei, dass in der EU Pflanzenschutzthemen im EU-Umweltausschuss diskutiert würden. Hier würden die Entscheidungen zu diesem Thema getroffen. Das sei ein strukturelles Problem, das so nicht weiter bestehen dürfe. Die dort diskutierten Einsparziele an Pflanzenschutzmitteln müssten unbedingt die bisher erzielten Einsparungen berücksichtigen.

Schneider kritisierte die deutschen Zulassungsbehörden, die zu langsam und gegenüber der EU nicht fristgerecht arbeiteten. Die Bundesrepublik liefere ihre Stellungnahmen an die EU grundsätzlich zu spät ab. Deutsche Unternehmen beantragten in Deutschland kaum mehr Zulassungen für neue Pflanzenschutzmittel, wohl aber im Ausland, und würden diese anschließend importieren. Ziel müsse es aber sein, die Zulassung in Deutschland wieder attraktiver zu gestalten. Grundsätzlich seien in anderen EU-Staaten zugelassene Pflanzenschutzmittel auch in Deutschland zuzulassen. Deutsche Blockaden seien nicht zu tolerieren. Auch müsse die Forschung gefördert werden, um das Potenzial der Pflanzenschutzeinsparungen besser ausschöpfen zu können.

Die Diskussion um neue Züchtungsmethoden werde in Deutschland zu ideologisch geführt, sagte Schneider. CRSPR/CAS müsse endlich zugelassen werden. Hier gehe es lediglich um die Beschleunigung von Züchtungsmethoden. Fakten und wissenschaftliche Ergebnisse müssten Entscheidungen beeinflussen. Ideologien hätten hier nichts verloren. Als Beispiel nannte Schneider die Glyphosat-Diskussion. Umweltorganisationen hätten es verstanden, die öffentliche Stimmung für sich zu gewinnen und zu steuern. Hinzu komme, dass die Einflussnahme der Politik durch NGOs enorm sei. Es sei aber nicht in Ordnung, dass gerade diese NGOs auch noch staatlich gefördert würden, während sie gleichzeitig die Mitglieder der Parlamente beeinflussten.

Am Ende ihrer Rede betonte die Politikerin, dass alle 27 Mitgliedsstaaten nun gemeinsame Ziele formulieren müssten. Dabei seien Kompromisse unerlässlich. Der neue Agrarkommissar Christophe Hansen müsse sich dabei auch mit dem Umweltkommissar auseinandersetzen. Die immerwährende Polarisierung von Themen müsse endlich aufhören. Dies würde auch den Landwirten und Winzern helfen.

Der Vorsitzende des Kreisbauern- und Winzerverbandes Ahrweiler, Franz-Josef Schäfer, kritisierte, dass grundsätzlich ein Boden-Monitoring diskutiert werde. Schon heute befänden sich Spitzenböden in Roten Gebieten. Ein zusätzliches Boden-Monitoring würde die Bewirtschaftung der Flächen unmöglich machen. Er sehe die Gefahr, dass sich viele Betriebe verabschiedeten. Es werde ja bereits heute kaum mehr investiert.

BWV-Vizepräsident Walter Clüsserath ergänzte, dass die Betriebsprämie in seinem Kreis ca. 80 % des Einkommens der Betriebe ausmache. Die Prämie werde also auch weiterhin dringend benötigt. Ebenfalls forderte Clüsserath, dass die zonale Zulassung von Pflanzenschutzmitteln endlich umgesetzt werden müsse. Die deutschen Alleingänge müssten endlich ein Ende finden. Als Winzer müsse er feststellen, dass sich mit steigendem Mindestlohn die Arbeit eines Betriebs kaum mehr rechne. Hier müsse dringend eine Reform für Saisonarbeitskräfte angedacht werden. Ansonsten könnten deutsche Produkte beispielsweise nicht mit spanischen konkurrieren, wenn in Spanien der Mindestlohn nur 6,55 € betrage. Auch müsse der Steillagenzuschuss für Winzer, der seit vielen Jahren nicht mehr angehoben worden sei, deutlich erhöht werden. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass in den Weinbauregionen gerade der Weinbau maßgeblich für den Tourismus verantwortlich sei. „Ohne Weinbau kein Tourismus“, so Clüsserath. Er betonte abschließend, dass die Landwirtschaftsverbände die größten Umweltschutzverbände seien und nicht irgendwelche NGOs.

Obstbauer Bruno Müller hat die Anzahl seiner Saisonarbeitskräfte mittlerweile halbiert, weil er deren Löhne kaum mehr erwirtschaften kann. Er bat Christine Schneider, ihren Einfluss auf ihre Kollegen in der Bundesregierung zu nutzen, um hier Sonderregelungen für die Landwirtschaft zu erzielen.

Schneider appellierte an den bäuerlichen Berufsstand, verstärkt politische Verantwortung zu übernehmen. Es sei ein Grundübel in nahezu allen Parlamenten, dass zu wenig landwirtschaftlicher und weinbaulicher Sachverstand vorhanden sei. Somit hätten gerade die NGOs ein relativ leichtes Spiel, ihre Überzeugungen durchzusetzen. Außerdem müsse endlich ein Umdenken in der deutschen Gesellschaft erfolgen. Es sei wichtig, überwiegend heimische Produkte zu kaufen und zu verzehren. In Frankreich oder Italien biete der Handel z. B. keinen deutschen Wein an. Die Denkweisen und Mentalitäten seien dort sehr national geprägt. Es sei zwingend notwendig, auch in den Kindertagesstätten und Grundschulen mit einem viel regionaleren Ansatz aufzutreten. Die Kinder müssten verstehen, welche Zusammenhänge es zwischen regionalen Produkten, Kulturlandschaften und den hier lebenden Menschen gebe. Durch den Wegfall der SUR seien Pflanzenschutzmittelanwendungsverbote in Schutzgebieten vom Tisch. Ein solches Verbot mache ohnehin keinen Sinn. Sie gehe davon aus, dass solche Verbotsansätze auch nicht mehr geplant würden, so Schneider. Jetzt sei es wichtig, junge Menschen im Berufsstand zu etablieren. Sie müssten die Chance haben, mit ihren Betrieben neue Produkte und Techniken zu prüfen und zu experimentieren. In Anbetracht der desolaten Preissituation im Weinbau werde aktuell ein Rodungsprogramm diskutiert.

EU muss faire Konkurrenz ermöglichen

BWV-Präsident Marco Weber kritisierte die unterschiedlichen Vorgaben innerhalb der EU. Die Pflanzenschutzsachkunde und Pflanzenschutzgerätekontrolle müssten überall in Europa gleich verpflichtend sein. Das gleiche gelte auch für Auflagen, wie z. B. bei der Ausbringung organischer Wirtschaftsdünger. Die Betriebe müssten sich nun einmal mit der Konkurrenz auseinandersetzen. Sie müssten die Möglichkeit erhalten, in einer Konkurrenzsituation bestehen zu können. Der Deutsche Bauernverband und die Landesbauernverbände seien eine starke Berufsvertretung, die auch in Brüssel Tag für Tag Kontakt mit den Entscheidungsträgern in der EU halte. Hier müssten die Weichen für mehr Gerechtigkeit und Konkurrenzfähigkeit gestellt werden. Die Jugend sei durchaus bereit, im Berufsstand mitzuarbeiten. Er selbst habe in seinem Landkreis eine Landjugendgruppe gegründet, die nunmehr 150 Mitglieder umfasse. Alle seien willkommen, um in den Gremien des bäuerlichen Berufsstands mitzuarbeiten.

In der weiteren Diskussion bat Obstbauer Tim Kreuter Christine Schneider nicht darin nachzulassen, sich für eine bessere Pflanzenschutzmittel-Zulassung einzusetzen. Die zur Zeit häufig angewandte Notfallzulassung sei für ihn als jungen Obstbauer keine verlässliche Option.

Am Ende der Veranstaltung erläuterte Dr. Christian Kaiser, Bezirksdirektor der Vereinigten Hagel, die aktuellen Angebote einer Elementarschadensversicherung. Die Vereinigte Hagel versichere Hagel, Sturm, Starkregen und Frost. Basis sei bei allen Versicherungsangeboten immer der Hagelschutz. Eine Versicherung könne nie den vollen Schaden ausgleichen, aber dennoch für Sicherheit sorgen.

Starkfröste seien aktuell ein schwer kalkulierbares und teures Risiko. So habe es in 2024 in jeder weinbaubetreibenden Gemeinde Frostschäden gegeben. Insgesamt seien ca. 11.700 ha geschädigt worden. Die Schadenssumme habe insgesamt ca. 84 Mio. € betragen. Problematisch seien der frühe Vegetationsbeginn und die dennoch späten letzten Frosttage. Diese Termine überschnitten sich immer öfter.

Um attraktive Versicherungen anbieten zu können, sei dringend eine attraktive Förderung notwendig. In Deutschland dürften maximal 50 % der Prämie gefördert werden, in Frankreich hingegen 65 %.

Während der Rheinisch-Nassauischen Obstbautagung wurden alle wichtigen Punkte, die die Obstbaubetriebe in Rheinland-Pfalz betreffen, diskutiert und Anregungen sowie Forderungen an politisch verantwortliche Personen weitergegeben. Alle Beteiligten zeigten sich zufrieden über den fachlichen und inhaltlichen Austausch.

Echter Politikwechsel notwendig

Kernanliegen des Deutschen Bauernverbandes zur Bundestagswahl 2025

Anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl am 23. Februar 2025 stellt der Deutsche Bauernverband seine politischen Forderungen zur praxistauglichen Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft vor. In zehn Kernanliegen beschreibt der Verband die aus seiner Sicht notwendigen Maßnahmen, um in der kommenden Legislaturperiode die zentralen Herausforderungen der deutschen Landwirtschaft wirksam zu adressieren.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, fordert deutliche Veränderungen für die kommende Legislaturperiode: „Was unsere Landwirtschaft jetzt braucht, ist ein echter Politikwechsel! Wir benötigen Wettbewerbsgleichheit in Europa, ohne nationale Alleingänge, und endlich einen wirksamen Bürokratieabbau für unsere Betriebe sowie Planungssicherheit. Ernährungssicherheit – insbesondere in diesen unsicheren Zeiten – ist nur möglich mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen für eine starke und wettbewerbsfähige heimische Landwirtschaft.“ Zu den vielfältigen Kernanliegen zählt unter anderem die Forderung nach der Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt durch ein umfassendes Bürokratieentlastungs- und Wettbewerbsstärkungsprogramm mitsamt einer tragfähigen Lösung beim Agrardiesel. Weitere Forderungen umfassen ein Gesamtkonzept für die Weiterentwicklung der deutschen Tierhaltung und die Stärkung der ländlichen Räume durch unternehmerische Freiräume und flächendeckende leistungsstarke Infrastruktur. Die kompletten Kernanliegen des Deutschen Bauernverbandes zur Bundestagswahl 2025 finden Sie hier: Deutscher Bauernverband e.V. – DBV-Kernanliegen Bundestagswahl 2025

Obstbau – Zukunft zwischen Politik und Klimawandel

Koblenz. Die Rheinisch-Nassauische Obstbautagung 2024 findet am 13. Dezember um 10 Uhr wieder auf dem Campus Klein-Altendorf 1 (Nord) statt. Die Landwirtschaft und insbesondere der Obstbau befinden sich im Spannungsfeld zwischen Politik und Klimawandel. Gerade das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, wie anfällig der Obstbau für äußere Einflüsse jeglicher Art ist. Christine Schneider, Parlamentarische Geschäftsführerin im Europäischen Parlament und Mitglied in den Ausschüssen ENVI und AGRI wird in ihrem Vortrag über ihre Arbeit im Europäischen Parlament und ihren Einsatz für die Landwirtschaft und den Obstbau berichten.

Über Risikomanagement und tragbare Konzepte für Obstbaubetriebe wird Dr. Christian Kaiser, Bezirksdirektor der Vereinigen Hagelversicherung, sprechen. Gerade die Extremwettersituationen machen die Bestandsentwicklungen der Obstkulturen immer weniger planbar. Das wurde in diesem Jahr wieder einmal sehr deutlich. Christian Kaiser wird mögliche Wege und Konzepte darstellen.

Während der Eröffnung der Veranstaltung wird der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Obstbau, Norbert Schäfer, die wichtigsten Anliegen der Obstbauern in Rheinland-Nassau aufzählen und der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes, Marco Weber, wird über die aktuellen politischen Schwerpunktthemen berichten, die auch Einfluss auf die Arbeit der Obstbaubetriebe haben werden.

Zu dieser Tagung sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, mit den Referenten und anwesenden politischen Vertretern zu diskutieren.

Programm Rheinisch-Nassauische Obstbautagung 2024 neu

Ab dem 1. Februar gibt es besondere Auflagen bei der Ausbringung von Gülle

Koblenz. Ab dem 1. Februar 2025 gibt es neue Regelungen für die Ausbringung von Gülle bzw. flüssigen Wirtschaftsdüngern auf Grünland. Zielsetzung ist, die Ammoniak-Emissionen zu reduzieren. Die Bundesdüngeverordnung regelt die Ausbringung organischer Düngemittel auf landwirtschaftlichen Flächen. So darf ab dem 1. Februar auch  Grünland, Dauergrünland oder mehrschnittigem Feldfutterbau Gülle grundsätzlich nur noch streifenförmig auf dem Boden oder direkt in den Boden eingebracht werden.

BWV-Präsident Marco Weber hat sich für Erleichterungen und ein unbürokratisches Ausnahmeverfahren eingesetzt. Die Ausbringung ohne den Einsatz der bodennahen Ausbringungs- und Einarbeitungstechnik (Regeltechnik) wird künftig bei verdünnter Gülle möglich sein. Auch Ausnahmemöglichkeiten für Flächen unter einem Hektar sind ein wichtiger Erfolg. Von einer einzelbetrieblichen Antragstellung rückt das Land hingegen nicht ab.

Das Land hat die Möglichkeit, Ausnahmen zu genehmigen, wenn andere Verfahren zu vergleichbar geringen Ammoniak-Emissionen führen. Das gilt auch für naturräumliche oder agrarstrukturelle Besonderheiten eines Betriebes, insbesondere aus Sicherheitsgründen. Eine Gefahr für die Sicherheit beim Einsatz der bodennahen Regeltechnik wird pauschal bei einer Hangneigung ab 20 % angenommen. Die Flächenbereiche ab 20 % Hangneigung können im Geobox-Viewer eingesehen werden. Auch bei kleineren Flächen bis zu einem Hektar kann von einer Verwendung der Regeltechnik abgesehen werden. Dies gilt ebenfalls, wenn Restflächen einen Hektar unterschreiten, nachdem Flächenanteile ab 20 % Neigung und unzugängliche Flächen abgezogen wurden. Ausnahmen von der bodennahen, streifenförmigen Ausbringung auf diesen Flächen können künftig bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirekton in Trier (ADD) beantragt werden.

Betriebe sollten die hängigen Flächen, Restanteilen unter 1 Hektar, unzugängliche Flächen sowie Flächen, die aus nachvollziehbaren anderen Gründen nicht mit flüssigem organischen Dünger gedüngt werden können, addieren und von der gesamten Bewirtschaftungsfläche abziehen. Beträgt die übrige Bewirtschaftungsfläche weniger als 15 Hektar, muss keine Regeltechnik angeschafft und kein Lohnbetrieb beauftragt werden. Auch können Betriebe per Einzelfallgenehmigung von der streifenförmigen bodennahen Aufbringung Abstand nehmen, wenn (gemessen ohne Regenwasserzulauf) weniger als 250 m³ Gülle im ersten Halbjahr und weitere 125 m³ im zweiten Halbjahr anfallen.

Rindergülle bis 4,6 % Trockensubstanz (i.d.R. durch Verdünnung mit Wasser) weist eine geringe Ausgasung von Ammoniak auf. Solcher flüssiger organischer Dünger darf auf Antrag bei der ADD mit der bisherigen Ausbringungstechnik auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Hierfür haben sich die Landesbauernverbände stark gemacht, nachdem das Landesamt für Landwirtschaft in Bayern entsprechende Versuchsergebnisse ausgewertet hat.

Für die Ausnahmegenehmigungen ist grundsätzlich die ADD in Trier zuständig.

https://add.rlp.de/themen/landwirtschaft-und-weinbau/duengerecht

Weiteres E-Rechnung-Seminar: Was muss ich ab dem 01.01.2025 beachten?

BWV und Rhemo machen auf E-Rechnungs-Pflicht aufmerksam und informieren

Koblenz. Mit der Verabschiedung des Wachstumschancengesetzes im März 2024 wurden neue Regelungen zur Einführung der E-Rechnung (elektronische Rechnung) verabschiedet. Was bedeutet das für landwirtschaftliche Unternehmen? Was müssen Betriebe bis wann umsetzen? Landwirte und Winzer müssen sich bis zum 01.01.2025 mit dem Thema E-Rechnung auseinandersetzen. Alle Unternehmen mit wirtschaftlichen Kontakten zu weiteren Unternehmen (Business to Business) sind ab Januar verpflichtet E-Rechnungen empfangen, archivieren und verarbeiten zu können. Je nach Betriebsform bzw. Umsatz folgt bis zum 01.01.2028 die Pflicht solche Rechnungen ebenfalls selbst erstellen und versenden zu können.

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau bieten daher am 16.12., 17.12. um 9:00 Uhr in der BWV-Kreisgeschäftsstelle in Kirchberg, Denzer Lehmkaulen 1 und am 07.01., 08.01. um 9:00 Uhr in der BWV-Hauptgeschäftsstelle in Koblenz Informationsveranstaltungen an.

BWV und Rhemo raten allen landwirtschaftlichen Betrieben sich zeitnah mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich gegebenenfalls mit den jeweiligen Steuerberatern in Verbindung zu setzen. Bis zum 01.01.2025 muss ein Programm installiert werden, das den Empfang, die Archivierung und die Verarbeitung von E-Rechnungen gemäß den gesetzlichen Anforderungen ermöglicht.

Die Online-Informationsveranstaltung bietet die Möglichkeit, sich über Details zu informieren.

Winzer setzen für Moselapollofalter auf Technologie

Koblenz. Der Weinbauverband Mosel unterstützt den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten. So setzen sich Winzer in Kobern und Winningen an der Terrassenmosel massiv für den Erhalt des vom Aussterben bedrohten Moselapollofalters ein – und dafür auf modernste Technologie. Der Umstieg vom Hubschrauber auf die umweltschonendere Drohne ist beschlossen. Auf einer Fläche von 12,5 Hektar soll im Jahr 2025 die Eindämmung der Pilzkrankheiten mittels der neuen Technik erfolgen. Die behandelte Fläche soll zukünftig jährlich ausgeweitet werden. Neue, ökologisch sinnvolle Mittel können so wesentlich präziser ausgebracht und so ein wertvoller Beitrag zum nachhaltigen Erhalt der denkmalgeschützten Kulturlandschaft und der einzigartigen Flora und Fauna der Weinbergsterrassen geleistet werden. Die Mehrkosten dafür tragen die Winzer solidarisch selbst.

Obstbau – Zukunft zwischen Politik und Klimawandel

Koblenz. Die Rheinisch-Nassauische Obstbautagung 2024 findet am 13. Dezember um 10 Uhr wieder auf dem Campus Klein-Altendorf 1 (Nord) statt. Die Landwirtschaft und insbesondere der Obstbau befinden sich im Spannungsfeld zwischen Politik und Klimawandel. Gerade das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, wie anfällig der Obstbau für äußere Einflüsse jeglicher Art ist. Christine Schneider, Parlamentarische Geschäftsführerin im Europäischen Parlament und Mitglied in den Ausschüssen ENVI und AGRI wird in ihrem Vortrag über ihre Arbeit im Europäischen Parlament und ihren Einsatz für die Landwirtschaft und den Obstbau berichten.

Über Risikomanagement und tragbare Konzepte für Obstbaubetriebe wird Dr. Christian Kaiser, Bezirksdirektor der Vereinigen Hagelversicherung, sprechen. Gerade die Extremwettersituationen machen die Bestandsentwicklungen der Obstkulturen immer weniger planbar. Das wurde in diesem Jahr wieder einmal sehr deutlich. Christian Kaiser wird mögliche Wege und Konzepte darstellen.

Während der Eröffnung der Veranstaltung wird der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Obstbau, Norbert Schäfer, die wichtigsten Anliegen der Obstbauern in Rheinland-Nassau aufzählen und der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes, Marco Weber, wird über die aktuellen politischen Schwerpunktthemen berichten, die auch Einfluss auf die Arbeit der Obstbaubetriebe haben werden.

Zu dieser Tagung sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, mit den Referenten und anwesenden politischen Vertretern zu diskutieren.

Programm Rheinisch-Nassauische Obstbautagung 2024 neu

Landwirte und Winzer benötigen dringend Planungssicherheit

Ahrweiler. Während der Bundesumweltministerkonferenz in Ahrweiler demonstrierten Landwirte und Winzer gemeinsam für mehr Planungssicherheit in ihren Berufen. Gefahren durch Wolfsrudel, immer weitere Einschränkungen bei der Nutzung von Pflanzenschutzmitteln und die Vernachlässigung der Winzer beim Hochwasserschutz im Ahrtal ärgern die bäuerlichen Familienbetriebe. So übergaben bereits vor der Kundgebung bei Dernau der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV), Marco Weber, der Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes (RLV) Bernhard Conzen und BWV-Kreisvorsitzender Franz-Josef Schäfer Bundeslandwirtschaftsministerin Steffi Lemke und der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder ein Positionspapier des BWV und eine Erklärung des Deutschen Bauernverbandes.

Marco Weber machte gegenüber den Ministerinnen deutlich, dass es gesellschaftlich gewünscht sei, die Nutztiere verstärkt weiden zu lassen. In Anbetracht steigender Wolfpopulationen sei dies allerdings eine kaum lösbare Herausforderung. Es sei notwendig, dass Landwirtschaft und Wolfmanagement aufeinander abgestimmt würden: „Die Bewirtschaftung der Grünlandflächen und der Erhalt der Biodiversität ist nur durch die Nutztierhaltung möglich. Dieses Ziel darf die Politik nicht aus den Augen verlieren.“ Bundesministerin Lemke wies daraufhin, dass sie bereits viel für die Weidehaltung getan habe. Ihr seien die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Biodiversität durchaus bewusst. So habe sie erreicht, dass die EU-Kommission Weidetierhalter künftig stärker finanziell unterstützen werde. Die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention sei allerdings ein langer Weg, so Lemke. Darüber hinaus sei für diesen Schritt die gesellschaftliche Akzeptanz zu gering. Der politische Schwerpunkt müsse vielmehr auf der Umsetzung einer Schnellabschussregelung liegen. Hierfür werde sie sich stark machen. Ministerin Eder führte aus, dass mit drei Rudeln in Rheinland-Pfalz noch kein guter Erhaltungszustand des Wolfes erreicht sei. Außerdem gewähre das Land eine Weidetierprämie. Der aggressive Wolf GW1896m werde zum Abschuss freigegeben. Das Land habe durchaus Verständnis für die Weidetierhalter.

Kreisvorsitzender Franz-Josef Schäfer forderte die Ministerinnen auf, sich verstärkt um einen Hochwasserschutz gemeinsam mit den Winzern zu bemühen. Die Winzer hätten unter der Flut bereits sehr gelitten. Die Wiederanpflanzung der Rebflächen müsse nun schnell umgesetzt werden. Außerdem müsse der weinbauliche Sachverstand verstärkt in die Umsetzung des Hochwasserschutzes eingebracht werden. Daher könne er nicht verstehen, dass der Weinbaupräsident der Ahr zum Gespräch mit den Umweltministern ausgeladen worden sei. Dies sei ein unerhörter Vorgang. Lemke erklärte, dass Finanzhilfen uneingeschränkt zur Verfügung stünden. Jetzt gehe es darum, die Gelder korrekt zu verteilen. Ministerin Eder fügte hinzu, dass sie bereit sei, über weinbauliche Themen zu sprechen und auf die Winzer zuzugehen.

RLV-Präsident Bernhard Conzen sieht große Probleme bezügliches des Pflanzenschutzeinsatzes auf landwirtschaftliche und weinbauliche Betriebe zukommen. Als Beispiel nannte er die Krankheit Stolbur, die bereits heute umfänglich bekämpft werden könne. Wo diese Krankheit auftrete sei der Anbau von Zuckerrüben, Kohl und Gemüse akut bedroht. Erhebliche Flächen in Süddeutschland, die bereits befallen seien, hätten nicht abgeerntet werden können. Schon aus Wettbewerbsgründen müsse die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln den Regelungen anderer EU-Staaten entsprechen. Darüber hinaus werde mit restriktiver Pflanzengesundheitspolitik auf lange Sicht die Versorgung der Bevölkerung gefährdet. Es müssten dringend Notfallzulassungen ermöglicht werden, damit alle wichtigen Krankheiten der Kulturpflanzen bekämpft werden könnten. Darüber hinaus müsse endlich das Zukunftsprogramm Pflanzenschutz umgesetzt werden. Gentechnische Möglichkeiten, wie zum Beispiel CRISPR/Cas, müssten endlich angewandt werden. Schließlich würden sie nur die Züchtung beschleunigen und somit die Zurverfügungstellung krankheitsresistenterer Kultursorten schneller und zielgenauer ermöglichen. Dies würde auch dem Ziel, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, entgegenkommen. Lemke zeigte Verständnis für die Ausführungen des Präsidenten und erklärte, dass der Naturschutz und die Landwirtschaft kooperativ zusammenarbeiten müssten. Schließlich sei einerseits das Vogelsterben zu stoppen und andererseits die Landwirtschaft zu erhalten. Es habe bereits Gespräche mit dem DBV-Präsidenten Joachim Rukwied über diese Themen gegeben. Die Notfallzulassung von Pflanzenschutzmitteln müsse allerdings das Bundeslandwirtschaftsministerium regeln. Sie setze sich dafür ein, gefährliche Pflanzenschutzmittel zurückzudrängen und ungefährlichere verstärkt zuzulassen. Sie denke dabei auch an das Bodenleben. Schließlich sei es im Interesse der Landwirtschaft, die Bodenflora und -fauna zu stärken.

Kundgebung ohne Ministerinnen

Bei der anschließenden Kundgebung in Dernau mit 150 Teilnehmern zeigten sich alle drei Verbandsvertreter darüber enttäuscht, dass sich keine Umweltministerin bereit erklärt habe, vor den demonstrierenden Bauern und Winzern zu sprechen. Kreisvorsitzender Franz-Josef Schäfer dankte der Politik für die Hilfe während der Flutkatastrophe, er ärgere sich aber über die völlig überzogene Bürokratie, die den Betroffenen das Leben schwer mache. Dabei seien gerade die Bäuerinnen und Bauern die schnellsten und effektivsten Helfer vor Ort gewesen. Nach der ersten Hilfe seien schnell Regelungen getroffen worden, was wer zu tun habe und damit sei „Sand ins Getriebe“ gekommen. Etwa zehn Hektar an Rebflächen an der Ahr würden den Weinbaubetrieben für den Hochwasserschutz entzogen. Das mag wenig erscheinen, treffe aber die betroffenen Betriebe sehr hart. Daher müsse die Bodenordnung viel schneller umgesetzt werden. Schäfer erinnerte daran, dass die Rebflächen mit nur 2,5 Zentimeter Wasserhöhe nur marginal zum Hochwasser beigetragen hätten, während die Fluthöhe insgesamt mehrere Meter betragen habe. Auch kritisierte Schäfer, dass Weinbaupräsident Hubert Pauly von der Umweltministerkonferenz ausgeladen worden sei. Dabei sei fachlicher Sachverstand gerade nach einer solchen Katastrophe von unschätzbarem Wert.

Regen, Nässe, Hagel und Frost hätten 2024 einen hohen Pflanzenschutzmittelaufwand bei niedrigsten Erträgen zur Folge gehabt. Die Mittelgebirgsregionen müssten auch weiterhin bewirtschaftet werden können. Welcher Tourist habe Interesse an der Ahr, wenn es keine Weinberge und keinen Ahrwein mehr gäbe. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei existenziell notwendig. Was in unserer Region nicht produziert werden könne, müsse mit deutlich geringeren Standards aus anderen Regionen der Welt importiert werden.

 Die Weidesaison sei beendet. Die allseits erwünschten Offenställe seien nun Anlaufstellen für den Wolf. Vergangene Woche sei wieder ein Wolf im Raum Remagen gesichtet worden und zwar am helllichten Tag. Bei einer Vermehrungsrate von jährlich 20 Prozent würden die Wolfpopulationen geradezu explodieren und somit werde auch der Druck auf die Siedlungsflächen deutlich zunehmen. Das riesige Land Schweden toleriere nur 250 Wölfe, dann müsse es auch in Deutschland möglich sein, die Wolfspopulationen entsprechend zu regulieren. Schäfer rief die Bäuerinnen und Bauern auf, im Wahlkampf die Ziele der Parteien bezüglich Wolfspolitik genau zu beobachten.

Die Politik müssten den Bauern eigentlich helfen, sie tut es aber nicht

BWV-Präsident Marco Weber zeigte sich entsetzt, dass die Umweltminister in Bussen an der Kundgebung vorbeifahren würden und niemand bereit sei, zu den Bauern und Winzern zu sprechen. Zwar hätten die Präsidenten und der Kreisvorsitzende die Möglichkeit gehabt, in sehr engem Zeitrahmen mit den zuständigen Ministerinnen zu sprechen, es sei aber auch wichtig, die Anliegen der Winzer und Bauern aus erster Hand zu erfahren.

„Es ist völlig inakzeptabel, dass wir unsere Tiere nicht mehr auf die Weiden lassen können. Problemwölfe müssen sehr viel schneller entnommen werden können. Der Wolf GW1896m trat zuerst in München, dann im Schwarzwald und schließlich im Westerwald auf. Er hat zahllose Nutztiere getötet und wird erst jetzt, nach Jahren, zur Entnahme freigegeben. Das ist ein unerhörter Vorgang“, beklagte Weber wütend. Der Wolf habe dutzende Nutztiere gerissen. Eine derart lange Zeit solle man nicht mehr auf eine Entnahme warten müssen. Bei bereits über 240 Nutztierrisse in 2024 sei Rheinland-Pfalz bereits ein Wolfsgebiet! Auffällige Wölfe müssten sofort entnommen werden können. Weber dankte während seiner Rede dem BWV-Wolfsbeauftragten Matthias Müller für seine Arbeit und den Einsatz für die gemeinsamen Ziele. Tierschutz sei mit dem Wolf nun einmal nicht machbar.

Hinsichtlich der Flutkatastrophe im Ahrtal betonte Weber, dass diejenigen, die landwirtschaftliche und weinbauliche Flächen als Teil des Hochwasserschutzkonzeptes einplanen würden, mit den Bauern und Winzer reden müssten: „Wir Bauern sind keine Befehlsempfänger, sondern Dienstleister und Produzenten“, beendete Präsident Weber seine Rede.

RLV-Präsident Bernhard Conzen, stellte fest, dass die Wolfprobleme in Rheinland-Pfalz genauso dramatisch seien wie in Nordrhein-Westfalen. Da Land gebe dort jährlich fünf Millionen Euro für den Herdenschutz aus und es reiche dennoch hinten und vorne nicht. Die elektrischen Zäune würden nicht weiterhelfen, da diese oftmals übersprungen würden. Wütend reagierte Conzen auch über das Verhalten der Bundesregierung: „Vor eineinhalb Jahren erkannte die EU, dass der Green Deal eine Sackgasse sei. Er ist mit uns Bauern nicht zu machen. Nun gibt es aber im Alleingang in Deutschland ein Pflanzenschutzreduktions-Zukunftsprogramm in der die Regierung den Bäuerinnen und Bauern ihre grüne Ideologie aufdrücken möchte. Dabei bewirtschaften wir Bauern in Deutschland nicht ohne Grund die besten und gesündesten Böden auf der Welt“, machte Conzen klar. Auch die Zielsetzung, 30 Prozent der Flächen ökologisch zu bewirtschaften, sei ein „Holzweg“, denn ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln werde es beispielsweise Jahre ohne eine Kartoffelernte geben. Das könne doch nicht das Ziel einer verantwortungsvollen Agrarpolitik sein. Sowohl in den Niederlanden als auch in Frankreich habe man die falsch eingeschlagenen Wege bereits erkannt und die Zielrichtungen geändert. Die vielen Auflagen müssten zurückgeschraubt werden. Conzen nannte abermals das Beispiel der Pflanzenkrankheit Stolbur. Hier sei die Produktion an Zuckerrüben, Kohl und Gemüse bereits heute massiv gefährdet. Die Politik müsse den landwirtschaftlichen Betrieben eigentlich helfen, sie tue es aber nicht. Das sei überhaupt nicht nachvollziehbar.

Zum Abschluss der Kundgebung betonte Gastgeber Franz-Josef Schäfer, dass die Landwirte und Winzer Geld benötigen würden. Hierfür seien aber keine wohlmeinenden Worte, sondern Planungssicherheit und Perspektiven notwendig. Die Investitionen seien auf ein historisches Minimum gesunken. Dies liege vor allem daran, dass man nicht mit dem Berufsstand, sondern nur über ihn spreche. Schäfer dankte neben den Teilnehmern, den Organisatoren und den Medienvertretern auch den Landwirten aus anderen berufsständischen Verbänden, die zum Teil weit angereist seien. Der Dank galt auch David Kreuzberg, der Landwirt, der einen überdachten Anhänger als Bühne zur Verfügung gestellt hat.

Neuer Rahmenvertrag zwischen BWV und ZENTEK                                    

Koblenz. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau hat für die Zeit vom 01.01. – 31.12.2025 erneut einen Rahmenvertrag mit der Firma ZENTEK nach den Vorgaben des Verpackungsgesetzes abgeschlossen. Er dient der Erfüllung verpackungsrechtlicher Pflichten von gewerbsmäßigen Inverkehrbringern von mit Ware befüllten Verpackungen.

Für die korrekte Umsetzung des Verpackungsgesetzes sind 4 Arbeitsschritte notwendig:

1.) Prüfung, ob die Registrierung beim Zentralen Verpackungsregister (LUCID) vorliegt

2.) Prognose der Verpackungsmenge 2025 erstellen

3.) Einzelvertrag bei einem Lizenzierer (z.B. Zentek) abschließen

4.) Korrektur der Daten beim Zentralen Verpackungsregister (LUCID)

Die Anmeldung bei Zentek sollte bis zum 10.01.2025 erfolgen. Spätere Anmeldungen werden mit Verspätungszuschlägen belegt.

Weitere Informationen zu dem mit ZENTEK geschlossenen Rahmenvertrag erhalten Interessenten hier im Mitgliederbereich oder über die jeweilige Kreisgeschäftsstelle.