Schutz landwirtschaftlicher Flächen hat oberste Priorität

Koblenz. Auf Einladung des BWV Präsidenten Marco Weber sprach Innenminister Michael Ebling während der BWV-Verbandsratssitzung über den künftigen Landesentwicklungsplan (LEP V). LEP V soll den LEP IV ablösen, der aus dem Jahr 2008 stammt. Thematisiert wurde auch der Leitfaden zur Planung und Bewertung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen aus raumordnerischer Sicht vom 26. Januar 2024 (FFPVA), den das Innenministerium den Kommunen zur Verfügung gestellt hat. Dieser Leitfaden soll den Kommunen Vollzugshinweise zur vierten Landesverordnung zur Änderung der Landesverordnung über das Landesentwicklungsprogramm geben. Präsident Weber sprach sich für den uneingeschränkten Schutz landwirtschaftlicher Flächen aus: „Freiflächen-Photovoltaikanlagen dürfen nicht immer weiter landwirtschaftliche Nutzflächen verbrauchen.“ Eine Ausweitung der bereits durch das EEG bestehenden Privilegierung von PV-Freiflächenanlagen entlang von Autobahnen und mehrgleisigen Schienenstrecken, wie es ein Leitfaden des Innenministeriums vorsehe, müsse verhindert werden, da es Betriebe in ihrer Existenz bedrohe. Auch die Möglichkeit ein Zielabweichungsverfahren anzustoßen, die das Innenministerium in dem Leitfaden vorsehe, dürfe die demokratisch legitimierten Planungen der Kommunen nicht aushebeln. Dem weiteren Flächenverbrauch wären sonst Tür und Tor geöffnet, so der Präsident

Ebling machte deutlich, dass der Landesentwicklungsplan unterschiedliche Interessen vereinen müsse, von der Landes- bis auf die Gemeindeebene. Es gäbe dabei unterschiedliche Herausforderungen, wie den Klimawandel, den Erhalt der Kulturlandschaft, die regionale Wirtschaft und auch die Landwirtschaft zu meistern. Außerdem seien soziale Aspekte wichtig. Der privilegierte Ausbau von erneuerbaren Energien längs von linienförmigen Strukturtrassen basiere auf geändertem Bundesrecht. Daher habe der Ausbau regenerativer Energien Vorrang. Das Land Rheinland-Pfalz habe zusätzlich eigene Ziele zur Klimaanpassung formuliert. Selbstverständlich, so der Minister, sei die Landwirtschaft von herausragender Bedeutung und die hohe Flächeninanspruchnahme sei ihm bekannt. Der Boden sei nun einmal nicht vermehrbar. Daher solle LEP V gemeinsam mit allen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen entwickelt werden. Er dankte dem BWV für die Abgabe seiner Stellungnahme im Rahmen des ersten Dialogprozesses zu LEP V. Bis zum zweiten Quartal 2025 sei die Veröffentlichung des ersten konsolidierten Entwurfs geplant, in dem dann die ersten Stellungnahmen berücksichtigt sein sollen. Im weiteren Verlauf, werde es sogenannte Werkstatt-Dialoge mit Stakeholdern und eine weitere Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Im letzten Quartal 2026 soll der Ministerrat sich mit dem LEP V befassen und es beschließen. Bis dahin soll ein intensiver Dialog mit allen Gruppen der Gesellschaft stattfinden. Schließlich sei der Plan über einen langen Zeitraum in die Zukunft gerichtet und er müsse abgestimmt und akzeptiert sein.

Die Dynamik und deren Folgen, landwirtschaftliche Flächen mit Photovoltaikpanelen zu überbauen, sei ihm sehr wohl bekannt. Ihm sei ebenfalls an einer gesunden Agrarstruktur und Kulturlandschaft gelegen. Daher seien die Anlagen auf maximal 2 Prozent der Ackerflächen begrenzt. Aktuell betrage die Überbauung von Ackerflächen mit Photovoltaikanlagen in Rheinland-Pfalz 0,034 Prozent. Unter Berücksichtigung der geplanten Anlagen seien es 0,6 Prozent, erläuterte Minister Ebling. (Anmerkung Redaktion: der BWV hat Minister Ebling gebeten, diese Zahlen zu überprüfen, da sie nicht belastbar scheinen.) Die Entwicklung unterliege einem Monitoring, so dass die 2-Prozent-Grenze nicht überschritten werde. Für künftige Planungen von PV-Anlagen komme den Regionalplänen, die dem LEP V untergeordnet seien, eine große Bedeutung zu. Dort seien Vorranggebiete auszuweisen, außerhalb derer keine Photovoltaikanlagen erstellt werden dürften.

„Landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe können
im Wettbewerb der Interessen um die Fläche kaum mithalten“.
Marco Weber
Präsident des BWV Rheinland-Nassau

Präsident Weber dankte Minister Ebling für den Meinungsaustausch. Eine Verknappung landwirtschaftlicher Flächen durch außerlandwirtschaftliche Nutzungen habe schwerwiegende Auswirkungen auf die Pacht- und Kaufpreise der jeweiligen Flächen. Dabei seien die landwirtschaftlichen Betriebe bereits heute kaum mehr in der Lage, landwirtschaftliche Flächen zu erwerben. In Rheinland-Pfalz würden derzeit circa 8 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen pro Tag der Produktion entzogen. Bereits heute gehe somit circa alle 10 Tage statistisch ein landwirtschaftlicher Betrieb in Rheinland-Pfalz durch den Flächenverbrauch verloren. Hinzu kämen weitere Auflagen, wie beispielsweise die Grünlandkartierung, die zu weiteren Einschränkungen in der Produktion führen würden. Im Vulkaneifelkreis seien 28 Prozent des Grünlandes als besonders schützenswert kartiert worden. Dieses Grünland sei für Milchviehbetriebe wegen der notwendigen extensiven Bewirtschaftung kaum nutzbar. Somit habe die Kartierung Auswirkungen auf den Pachtmarkt, die nicht unterschätzt werden dürfe. Darüber hinaus dürfe die rheinland-pfälzische 2-Prozent-Grenze nicht zu einer Anhäufung von PV-Anlagen in einzelnen Regionen führen. So gäbe es bereits heute Gebiete, die die 2-Prozent-Grenze bereits überschreiten würden. Die regionale Verteilung müsse genauer definiert und neu berechnet werden, so Weber.

In der weiteren Diskussion machten die Mitglieder des Verbandsrates deutlich, dass sie grundsätzlich erneuerbare Energien begrüßen würden. Eine unkontrollierte Bebauung sei aber abzulehnen. Präsidiumsmitglied Harald Schneider machte deutlich, dass die Gemeinde oft keinen Einfluss darauf habe, wo PV-Anlagen installiert würden. So würden beispielsweise seinem Betrieb circa 20 Hektar beste Böden verloren gehen. Dabei wolle weder er noch die Gemeinde diese Flächen für Photovoltaikanlagen zur Verfügung stellen. Es seien daher Konzepte notwendig, damit Privatinvestoren kommunale Planungen nicht umgehen könnten.

Vizepräsident Walter Clüsserath machte darauf aufmerksam, dass die Gewichtung landwirtschaftlicher Belange über die Stellungnahme der Landwirtschaftskammer im Rahmen des LEP V nicht ihrer Bedeutung entspreche. Die Stellungnahme sei nur eine von ca. 70 öffentlichen Institutionen. Er forderte das Innenministerium auf, die Anliegen der Landwirtschaft höher zu gewichten. So seien die Anliegen vieler Umweltverbände nicht von größerer Bedeutung als die Anliegen der Landwirtschaft. Vizepräsident Manfred Zelder erinnerte an das Ziel der Ernährungssouveränität. Auch deshalb müssten die Belange der Landwirtschaft höher bewertet werden, als die der NGOs.

Ebling machte deutlich, dass es angesichts der Klimaveränderungen ambitionierte Klimaschutzziele geben müsse. Viele Kollegen in der Politik würden aber mittlerweile erkennen, dass die Erfüllung extremer Ziele nicht möglich sei. Dazu hätten auch die Proteste im Winter 23/24 beigetragen, betonte Ebling. Die Belange der Landwirtschaft würden seither anders betrachtet, Die Privilegierung von PV-Anlagen durch Entscheidungen auf Bundesebene habe eine Dynamik in Gang gesetzt, die nun eingebremst werden müsse: „Ohne Bremse schaffen wir Konflikte“, betonte der Minister. Die 2-Prozent-Grenze sei ein Deckel, den es geben müsse. Dieser Wert müsse allerdings über die Regionalplanung ausgewogen verteilt werden. Es sei nicht das Ziel, einzelnen Kommunen PV-Anlagen „aufzudrücken“. Vizepräsident Manfred Zelder betonte, dass im Raum Wittlich bereits acht Prozent der landwirtschaftlichen Flächen mit PV-Anlagen belegt seien. Die sogenannte Bremse sei also dringend notwendig.

Kreisvorsitzender Stefan Fiedler gab zu bedenken, dass viele Verbandsgemeinden ihre PV-Planungen bereits durchgeführt hätten. LEP V käme hier schon zu spät. Es müsse eine Art Veto geben, das den Interessen der Bürger Rechnung tragen würde und das demokratische gewählten Mitglieder in den Gemeinderäten unterstütze. Außerdem sollten erst Dachflächen und Parkplätze mit Photovoltaik belegt werden, bevor man Ackerland dafür nutze. Fiedler erinnerte daran, dass die Erzeugung erneuerbarer Energien auch weiterhin über Biogas möglich sein müsse. Diese Erzeugung sei mittlerweile nicht mehr nur vom Mais abhängig, es gäbe schließlich auch eine Güllevergärung und weitere pflanzliche Kulturen, wie zum Beispiel die Hirse oder die Durchwachsene Silphie.

Die ehemalige LandFrauenvorsitzende, Rita Lanius-Heck, machte an ihrem Heimat-Landkreis Rhein-Hunsrück die Folgen eines unausgewogenen Ausbaus der erneuerbaren Energien in der Region deutlich. Innerhalb der Regionalgemeinschaft werde das Ziel maximal 2 Prozent nicht überschritten. Bezogen auf die Gemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis werde dieses Ziel aber nicht eingehalten.

Marco Weber forderte den Innenminister auf beim Entwurf zum LEP V unbedingt nachzujustieren. Auch die Bundespolitik müsse ihre Entscheidungen den Entwicklungen vor Ort anpassen. Die Landwirtschaft habe sich nie gesträubt, sich konstruktiv an Planungen zu beteiligen. Existenzgefährdungen im landwirtschaftlichen Bereich werde er aber niemals akzeptieren. Bei der Privilegierung von PV-Anlagen müsse nun zwingend eine „Bremse“ eingeführt werden.

Alle Seiten kamen darin überein, weiter im Gespräch zu bleiben und dass die landwirtschaftlichen Erfordernisse verstärkt Berücksichtigung finden müssen.

Wie schütze ich meine Weinbezeichnung?

Koblenz. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau führt am Dienstag, den 12. November 2024 von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr in der Hauptgeschäftsstelle in Koblenz ein Seminar über das Weinbezeichnungsrecht durch. Rechtsanwalt André Nienhaus, Fachanwalt für IT-Recht in Bocholt, erläutert die Bedeutung einer Marke und die Vorgehensweise bei einer Markenanmeldung. Wie eine Marke geschützt werden kann, Markenrechtsverletzung durch Dritte, Kosten des Markenschutzes und Umgang mit ungerechtfertigten Abmahnungen sind weitere Seminarthemen.

 Die Seminargebühr beträgt für Mitglieder des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau 30 Euro und für Nichtmitglieder 80 Euro.

 Informationen und Anmeldungen bitte an: Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V., Karl-Tesche-Straße 3, 56073 Koblenz, Telefon: 0261 9885-1112 (vormittags), E-Mail: meurer@bwv-net.de oder online hier.

Besucheransturm auf das Erntedankfest des Berufsstands

Trier. Bei strahlendem Sonnenschein fand am vergangenen Samstag das zentrale Erntedankfest des bäuerlichen Berufsstands statt, das vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV), dem Landfrauenverband Rheinland-Nassau und dem Landjugendverband Rheinland-Nassau organisiert wurde. Das vielfältige Angebot des Bauernmarkts und zünftige Musik zogen mehrere tausend Trierer und Gäste an.

Der jährlich vor der Porta Nigra stattfindende Bauernmarkt mit seinen regionalen Produkten ließ keine Wünsche offen. Im Tierzelt konnten sich die Besucher über die heimische Tierhaltung informieren, während der Streichelzoo den kleinsten Besuchern viel Freude bereitete. Am Agrarmobil des Landjugendverbandes und am Stand des Bauern- und Winzerverbandes konnten sich die Besucher über die Leistungen der Landjugend und die verschiedenen Aspekte der modernen Landwirtschaft informieren. Die Landfrauen waren mit ihrem Frauenpower-Bus zugegen. Hier gab es einen regen Austausch mit den Gästen der Stadt Trier und viele Informationen über die Projekte und die Arbeit der Landfrauen für den ländlichen Raum.

In seiner Begrüßungsrede wies BWV-Präsident Marco Weber auf die Bedeutung der Umwelt für die Landwirtschaft und den Weinbau hin. „Boden, Wasser und Luft sind wichtige Ressourcen für eine gute Ernte. Wir produzieren mit der Natur und mit unserem Wissen um die Natur und unsere Kulturen.“ Die Landwirtschaft stelle sich den Herausforderungen, die neue Anbaumethoden und -techniken mit sich brächten. Die Erfolge, die die landwirtschaftlichen und weinbaulichen Betriebe erzielten, gäben Anlass, die Ernte mit einem großen Fest zu feiern. Bedauerlicherweise werde die Freude durch immer weitere staatliche Auflagen und zunehmende Bürokratie getrübt.

Weber brachte seine Begeisterung über die Zusammenarbeit mit den Landfrauen und der Landjugend zum Ausdruck als er betonte, dass beide Verbände immer wieder voller Energie für die heimischen Lebensmittel und deren Qualität werben würden. Neben allen Teilnehmern am Erntedankfest dankte Weber insbesondere auch dem Kreisvorsitzenden Walter Clüsserath und Kreisgeschäftsführer Gerhard Brenner und deren Team für die Organisation des Erntedankfests.

Landfrauenpräsidentin Gudrun Breuer führte mit den anwesenden Ehrengästen ein moderiertes Grußwort durch. Auf ihre Frage an Stadtbürgermeisterin Elvira Garbes, ob der Weinbau ihrer Region in Gefahr sei, antwortete diese, dass der Weinbau ein wichtiges Standbein für den Tourismus an der Obermosel sei. Auch wenn kleinere Betriebe schließen würden, sei der Weinbau gerade in den touristischen Zentren von zentraler Bedeutung und er habe daher auch eine erfolgreiche Zukunft vor sich. Darüber hinaus zähle sie auf die Winzer, die sich für den Erhalt des Apollofalters einsetzten.

Die Landjugendvorsitzende Maria Müller reagierte auf die Frage, ob die Jugend noch motiviert sei, mit einem deutlichen Ja. Die Arbeit mit der Natur sei motivierend und abwechslungsreich. Auch die Ausbildungszahlen sprächen eine deutliche und positive Sprache. Die Berufe Landwirt und Winzer seien erstrebenswert und hätten daher Zukunft. Gerade die Arbeit in den Grünen Berufen sei sehr befriedigend, weil sich der engagierte berufliche Einsatz und der Fleiß direkt in Ergebnissen widerspiegelten.

Landrat Stefan Metzdorf lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den Landwirten, Winzern und der Kreisverwaltung. Der Kreis Trier-Saarburg sei sehr mit der Landwirtschaft verbunden. Die Weinkultur spiele gerade in Trier eine besondere Rolle, weshalb der Kreis höchstes Interesse am Erhalt der Betriebe habe. Daher sei die Kreisverwaltung auch in stetem Austausch mit dem Kreisbauern- und Winzerverband. Der Kreis bringe sich außerdem in die Lobbyarbeit des bäuerlichen Berufsstands auf Bundes- und Landesebene ein.

Walter Clüsserath, Kreisvorsitzender und Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer, machte deutlich, dass die Kammer die nachhaltige Entwicklung des bäuerlichen Berufsstands fördere. Sie bitte die Bevölkerung um Verständnis für die Arbeit in der Landwirtschaft. Er habe in diesem Jahr in einem Versuch in einem abgegrenzten Bereich auf seinem Betrieb Reben mit nur 50 % der notwendigen Pflanzenschutzmittelmenge gegen Pilzerkrankungen behandelt, so Clüsserath. Dort habe er nach Beendigung des Versuchs keine einzige Traube lesen können. Es gebe nun einmal Grenzen in der Produktion, die nicht überschritten werden dürften, da Landwirtschaft und Weinbau sonst nicht mehr praxisgerecht durchgeführt werden könnten. Kein Landwirt oder Winzer führe gerne Pflanzenschutzmaßnahmen durch. Dennoch sei Pflanzenschutz notwendig und auch künftig Teil der Produktion.

Die rheinland-pfälzische Milchkönigin Klara Scholtes erläuterte auf die Frage, was sie in den vergangenen zwei Jahren erlebt habe, wie sehr ihr die Arbeit als Milchkönigin ans Herz gewachsen sei. Ihre Lieblingstermine seien ihre Besuche in den Schulen gewesen. Es habe ihr sehr viel Spaß bereitet, gerade mit wissbegierigen, neugierigen Kindern zu arbeiten. Das sei ihr eine wahre Freude gewesen. Moselweinkönigin Anna Zenz reagierte auf die Frage, weshalb der Weinverbrauch zurückgehe, mit strategischen Überlegungen. Die aktuelle Entwicklung treibe die Winzer um, so Zenz. Mit alkoholfreien Weinen, Seccos und Mixgetränken könne aber gerade die junge Generation wieder verstärkt für den Weingenuss gewonnen werden. Die Menschen hätten Interesse an Festen und Freude am Leben. Das spiele der Weinwirtschaft in die Karten. Der Weg des Weins werde auch trotz der aktuellen Situation ein Weg in die Zukunft sein.

Nach den Grußworten überreichte Präsident Marco Weber Stadtbürgermeisterin Elvira Garbes die Erntekrone des bäuerlichen Berufsstands, die in diesem Jahr von der Landjugend des Rhein-Hunsrück-Kreises gestaltet wurde. Die Größe und Qualität der Erntekrone begeisterten die Anwesenden. So überraschte es nicht, dass die Landjugendlichen berichteten, mehrere hundert Stunden an der Krone gearbeitet zu haben.

Von großer Bedeutung ist während des Erntedankfests auch der Erntedankgottesdienst. Weihbischof Robert Brahm dankte vor dem Gottesdienst allen, die an der Gestaltung der Messe beteiligt waren. Allen voran seien die Landfrauen und der Musikverein Birresborn zu nennen. Mit der Frage, ob denn alle Bauern- und Winzerfamilien ausreichend entlohnt würden, gab der Weihbischof den Gottesdienstbesuchern zu denken. Er habe Zweifel daran, dass die Produzenten tatsächlich ihre gerechte Entlohnung erhielten. So stellte er die kritische Frage, ob die Verbraucher denn tatsächlich bereit seien, für gutes heimisches Fleisch und weitere Grundnahrungsmittel Preise zu bezahlen, die der Produktion auch angemessen seien. Ob es nicht sinnvoll sei, auf Luxus zu verzichten, um heimische Nahrungsmittel ihrem Wert entsprechend zu entlohnen, fragte Brahm. Wie sei es sonst zu erklären, dass Lebensmittel verdürben, während Menschen auf der Welt verhungerten. Es sei an der Zeit, die Landwirtschaft und die Tierhaltung nachhaltig zu gestalten, um die Schöpfung insgesamt zu würdigen. Der Weihbischof rief die Menschen am Ende seiner Predigt auf, achtsam mit Boden, Geschöpfen und den produzierenden Menschen umzugehen. Dann könne auch für ein wertvolles Stück Brot und einen hochwertigen Wein gedankt werden.

Das Erntedankfest des bäuerlichen Berufsstands wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie den nachgelagerten Dienststellen unterstützt.

Rechte und Pflichten von Jagdgenossenschaften

Westerwald. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau führt am Mittwoch, den 13. November 2024 von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr im Landgasthof Cordes in Mittelhof ein Seminar über Rechte und Pflichten von Jagdgenossen durch. Rechtsanwalt Marcus Hehn vom BWV erläutert u.a. die Formen der Jagdnutzung im gemeinschaftlichen Jagdbezirk, die Gestaltung eines Pachtvertrages, die Verwendung der Einnahmen durch die Jagdnutzung, Pflege des Jagdkatasters, Haftung einer Jagdgenossenschaft.

Die Seminargebühr beträgt für Mitglieder des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau 30 Euro und für Nichtmitglieder 80 Euro.

Informationen und Anmeldungen bitte an: Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V., Karl-Tesche-Straße 3, 56073 Koblenz, Telefon: 0261 9885-1112 (vormittags), E-Mail: meurer@bwv-net.de oder online hier.

Grußwort zum Erntedankfest

Liebe Bauern und Winzer,
liebe Landfrauen und Landjugendliche,

das diesjährige Erntedankfest ist Anlass, auf das vielerorts schwierige Jahr 2024 zurückzublicken und neben den blanken Zahlen auch die ganz persönlichen Mühen und Entbehrungen, aber auch die Erfolge und Leistungen Einzelner und der Gemeinschaft in den Blick zu nehmen. Das vergangene Jahr war in unserem Verbandsgebiet ein Jahr der Herausforderungen. Wir hatten mit Wetterbedingungen zu kämpfen, die mehr als nur schwierig waren und unsere Geduld auf die Probe stellten. Ein überaus nasses Jahr mit späten Frösten hat uns allen das Leben schwer gemacht. Insbesondere im Obst- und Weinbau mussten Betriebe teilweise katastrophale Schäden verzeichnen, sodass die Erträge in diesen Bereichen deutlich unter den Erwartungen blieben.

Auch die Getreideernte hat ernüchternde Ergebnisse geliefert. Die Getreidelager konnten zwar gefüllt werden, womit die Versorgungssicherheit für die kommenden Monate sichergestellt ist, doch die Ertragsmenge und die Qualität blieben weitgehend hinter den Erwartungen zurück. Wie wichtig unsere Region für die Versorgung der Bevölkerung ist, hat sich dabei erneut gezeigt. Die Märkte vermissen in diesem Jahr viele frische, schmackhafte Produkte aus unserer Region, die dem Wetter zum Opfer gefallen sind. Dass neben diesen klimatischen Faktoren, die wir einfach hinnehmen müssen, auch vermeidbare Bedrohungen, wie z. B. die durch Saatkrähen, politisch bislang weitgehend bagatellisiert werden, führt uns vor Augen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt.

Neben den klimatischen Schwierigkeiten machten uns auch Bürokratie und Auflagen zu schaffen, die uns gerade in diesen Zeiten bei unserer Arbeit behindern und zu viel von unserer Aufmerksamkeit fordern, die auf den Feldern, im Obstbau und in den Weinlagen dringend benötigt wird. Wir werden diese hindernden Faktoren weiterhin mit vollem Einsatz bekämpfen, damit Erträge und Qualität wieder zuverlässig steigen können.

Mehr denn je fordern die Menschen in Deutschland regionale Produkte. Die Tatsache, dass der Apfel aus Neuseeland oder die Avocado aus Chile weder klimaschonend noch gesünder als heimische Produkte sind, findet endlich in der breiten Masse der Gesellschaft Anerkennung. Wenn die Leitplanken für die Zukunft richtig gesetzt werden, können die Landwirtschaft und der traditionsreiche Weinbau in Rheinland-Pfalz wieder florieren.

Mit großem Engagement und Fachwissen haben sich Landwirte sowie Obstbauern und Winzer in diesem Jahr den Herausforderungen und insbesondere den Wetterkapriolen gestellt. Sie haben innovative Methoden angewandt und sich unermüdlich um eine erfolgreiche Ernte bemüht. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Ernteergebnisse in vielen Bereichen noch moderat ausgefallen sind und es einige wenige Lichtblicke gab. Das über Generationen weitergetragene Wissen, das handwerkliche Können und die Verbundenheit unserer Bauern und Winzer mit der Natur lieferten einmal mehr die stabile Basis hierfür.

Dieses Jahr hat uns erneut gezeigt, wie falsch verstandener Tierschutz sowie pauschale Dünge- und Pflanzenschutzverbote die Landwirtschaft belasten. Wir haben jedoch auch wieder einmal gesehen, wie wichtig eine nachhaltige und umweltbewusste Landwirtschaft ist. Unsere Landwirte und Winzer haben ihren Einsatz für ökologische Anbaumethoden erneut verstärkt, um die Böden zu schonen, die Biodiversität zu fördern und langfristig eine gesunde Umwelt für zukünftige Generationen zu sichern. Mit diesen Maßnahmen stärken sie nicht nur unsere Region, sondern tragen auch ihren Teil zu den weltweiten Umweltschutzbemühungen bei, ein Beitrag, der im industriellen Bereich sehr oft weniger lautstark und mit weniger Nachdruck eingefordert wird als in der Landwirtschaft, umso mehr, wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Erntedankfest ist natürlich sehr viel mehr als nur ein Anlass zur Rückschau. Es ist ein Moment des Nachdenkens und des Danks. Dank an die Natur, die uns ihre Gaben schenkt, und Dank an die Menschen, die durch ihre harte Arbeit und ihr Engagement dazu beitragen, dass wir diese Gaben erhalten. Lassen Sie uns auch daran denken und unsere Anstrengungen auf den Feldern und in der politischen Auseinandersetzung weiterhin mit Kraft führen, damit auch kommende Generationen in den Genuss einer reichen Ernte kommen. Lassen Sie uns in dieser festlichen Zeit die Freude und den Stolz teilen, die mit der Ernte verbunden sind, und uns gegenseitig in Dankbarkeit und im Zusammenhalt bestärken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes Erntedankfest 2024.

Marco Weber
Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau